Medizinische Versorgung 2024

4. Juli 2024 - Am Anfang war das Wort, und das Wort war beim Gesetzgeber. So kam es, dass jedes Gesetz, das uns gegeben wurde, nicht nur exekutiert, sondern auch finanziert werden musste. Und da Gesetze ohne Kontrolle wirkungslos bleiben, musste auch die Kontrolle organisiert und finanziert werden. Und da Gesetzte immer unbeabsichtigte Nebenwirkungen zeitigen, mussten zur Beseitigung oder für das Recycling der Nebenwirkungen neue Gesetze her! 

Pakete Medizin

Foto: ethos.at

 

 

Fall 1: Wenn man einen Arzt braucht, so kann das heutzutage schon mal ein halbes Jahr dauern, bis man einen bekommt. So geschehen bei der Anmeldung zum Augenarzt, die ich Mitte Jänner für Anfang Juli bekommen habe. Und da kann ich noch von Glück reden, denn Anrufe hilfesuchender Patienten, die ich während meiner Wartezeit in der Ordination unfreiwillig mithörte, wurden mit der Erklärung abgewiesen, dass die Ordination keine neuen Patienten mehr aufnehme – außer Notfälle. Auch neue Termine bis Jahresende könnten (am 3. Juli!!) keine mehr vergeben werden, erst ab September wieder für das kommendes Jahr.

Fall 2: Der praktische Arzt verschrieb mir eine Koloskopie. Mit entsprechender Überweisung fuhr ich zur Ambulanz des Landeskrankenhauses. Dort erhielt ich einen Termin für das Vorgespräch und einen Termin für die Behandlung. Das Vorgespräch begann beim Empfang, führte weiter zu einem Raum, wo ein Erklärvideo lief, dass alle Details erläuterte und Endete bei einem kurzen Arztgespräch, das darin bestand, die inzwischen ausgefüllten Formulare entgegenzunehmen und mit der Erklärung endete: „Zur Behandlung ist eine Überweisung des praktischen Arztes erforderlich“. Man muss es nochmals wiederholen, um es trotzdem nicht zu verstehen: nachdem im LKH schon alle Daten, gespeichert, alle Informationen geklärt und alle Termine fixiert wurden, kommt die Aufforderung „zurück an den Start“, denn für die Behandlung selbst muss nochmals eine Überweisung her.

Fall 3: Für die Nachversorgung einer kleinen Hautoperation benötigt der Hausarzt Verbandsmaterial und Reinigungswasser. Der Arzt selbst darf es aber nicht bestellen. Nein, er muss es bestellen, aber auf den Namen des Patienten zustellen lassen. So kommen an drei Tagen drei Pakete mit 1. Prontosan Lösung von PbulicCare aus Pasching am Montag, 2. sensitiver PU-Schaumverband von Lohmann & Rauscher aus Wien am Dienstag, 3. Silberhaltige Salbenkompressen von Paul Hartmann aus Herbrechtingen (Deutschland) am Donnerstag.

Gibt es für die Versorgung mit Verbandsmaterial keinen einzigen Großhändler in Österreich, der all das, was Privatpersonen manchmal, aller Spitäler aber ständig brauchen, liefern könnte? Mir fehlen die Einblicke in die Tiefen des medizinischen Systems, um diese Frage zu beantworten. Fraglos lässt sich aber feststellen, dass alle Fälle so und nur so ablaufen, weil es dafür Gesetze gibt, die so und nur so exekutiert werden; exekutiert werden müssen!

Man muss zur Kenntnis nehmen, dass Systeme hirnlos sind. WIR sollten aber nicht hinnehmen, dass jene, die diese Systeme als Gesetzgeber erfinden, konkret UNSERE Abgeordneten des Nationalrates, völlig hirnlos solchen Bestimmungen zustimmen. Um derartig ineffiziente Abläufe auf Schiene zu bringen, reicht in der Regel ein einziges Gesetz nicht aus. Dafür müssen dutzende Bereiche vom Datenschutz bis zu den Kompetenzen der Ärzte geregelt werden, nicht zuletzt für die Minimierung und Beseitigung der Umwelt-Schäden, die diese Gesetze verursachen. Eine Endlosspirale!

Update 13.9.24 - „Immer mehr steirische Pflegeheime leiden unter akutem Personalmangel: Vielerorts müssen vorhandene Betten gesperrt werden, weil nicht genug Pflegekräfte gefunden werden. Zugleich steigt der Bedarf an Heimplätzen“, berichtet ORF.at (13.9.24)