Herausforderung Demenz

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Pflegende Angehörige brauchen Unterstützung

25. Juni 2025 (Pressemitteilung des AIT) Im kürzlich gestarteten Projekt DemiCare+ unter Leitung des AIT Center for Technology Experience wird der Fokus auf die Depressionsprävention und KI-basierte Hilfe zur Selbsthilfe gelegt.

Wer es selbst erlebt hat, weiß, wie herausfordernd es ist: Demenzkranke brauchen intensive Pflege und Rund-um-die-Uhr-Betreuung und fordern pflegende Angehörigen daher massiv. Meist sind es Ehepartner oder (erwachsene, teilweise selbst schon ältere) „Kinder“, die ihre Eltern betreuen. Aufgrund der demographischen Entwicklung steigt die Zahl von Menschen mit Demenz, die wiederum von ihren Angehörigen betreut werden müssen. Laut aktuellem Demenzbericht 2025, der kürzlich veröffentlicht wurde, leben rund 170.000 Menschen in Österreich mit einer Form von Demenz, davon sind fast zwei Drittel Frauen. Ab 2050 könnten es laut Schätzungen schon über 290.000 sein. Sie alle benötigen fast durchwegs 24-Stunden-Betreuung.

 ChatGPT Demenzkranker mit Robot

Foto erstellt von ChatGPT

Vielfach sind pflegenden Angehörige mit der Situation überfordert, insbesondere bei fortschreitender Demenz und Vergesslichkeit der Patient:innen. Ein Drittel der pflegenden Angehörigen ist laut aktuellen Studien depressionsgefährdet. Genau hier setzt das Projekt DemiCare+ unter Leitung des AIT Center for Technology Experience an. Ziel ist es, pflegende Angehörige durch digitale Lösungen und innovative Trainings zu unterstützen und dadurch Depressionen gezielt entgegenzuwirken. Bereits im Vorprojekt DemiCare wurde eine userzentrierte App entwickelt (http://demicare.app), die die pflegenden Angehörigen entlasten und in ihrer Pflegekompetenz bestärken soll. Die App umfasste bislang interaktive Module zu Themen wie demenzfreundliche Kommunikation, Bewältigungsstrategien für den Pflege-Alltag mit einer Person mit Demenz sowie Tipps zur Selbstfürsorge.

Personalisierte Unterstützung und Depressions-Prävention im Fokus

„Mit der Erweiterung des digitalen Angebots, das wir gemeinsam mit den Projektpartner:innen und mit Anwender:innen entwickeln wollen, können wir auf die oft sehr herausfordernde Situation noch genauer eingehen und den Familienangehörigen von Menschen mit Demenz ein assistierendes Hilfe-zur-Selbsthilfe-Angebot zur Verfügung stellen“, erläutert Markus Garschall, Projektleiter und Forscher am AIT Center for Technology Experience, das Ziel.

Das Projekt DemiCare+ fällt in den Forschungsbereich Social Experience am AIT Center for Technology Experience. Es geht dabei darum, technologische Innovationen voranzutreiben, die den gesellschaftlichen Bedürfnissen entsprechen, soziale Gerechtigkeit, Diversität und Chancengleichheit fördern (Diversity Experience), die Resilienz und Nachhaltigkeit verbessern und das Wohlbefinden der Menschen steigern. Ziel der Forschung ist es, menschenzentrierte Innovationen im Sinne des Digitalen Humanismus zu entwickeln und allen Menschen Zugang zu digitalen Services und Lösungen zu geben (Accessibility).

Beim von der FFG geförderten Projekt DemiCare+, das im April 2025 gestartet wurde, arbeiten die Forscher:innen des AIT Austrian Institute of Technology unter anderem mit den Geriatrischen Gesundheitszentren der Stadt Graz und dem Verein EURAG Österreich zusammen. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Entwicklung einer integrierten Lösung zur Prävention von Depressionen bei pflegenden Angehörigen. Die KI-basierte digitale Lösung soll individuell auf die Probleme und alltäglichen Herausforderungen eingehen und aktiv, präventiv und personalisiert Angehörige unterstützen.

Auch die Widerstandsfähigkeit bzw. Resilienz der pflegenden Angehörigen soll im Projekt untersucht werden, um zu nachhaltig wirksamen Lösungen zu kommen. „Wir haben dabei auch geplant, Daten und Indikatoren, die auf frühzeitig auf eine Depression hinweisen, wie etwa Schlafdauer und Anzahl der sozialen Kontakte, im Projekt miteinzubeziehen“, erklärt Markus Garschall. „Wir gehen damit einen großen Schritt in Richtung verstärkter Unterstützung für pflegende Angehörige“, so Garschall.

Resilienz der pflegenden Angehörigen verbessern

Mikrointerventionen auf der Grundlage der Positiven Psychologie (PP) und der kognitiven Verhaltenstherapie (CBT) werden angewandt, um die Widerstandsfähigkeit und das Wohlbefinden der Betreuungspersonen zu verbessern. Zu diesem Zweck werden sowohl Risikofaktoren wie die Verringerung negativer Kettenreaktionen (z. B. Gefühle von Verlust und Trauer) als auch Schutzfaktoren wie der Aufbau von Selbstvertrauen und Wissen (z.B. Pflegekompetenz) angesprochen.

Ausgehend vom Informations- und Schulungsangebot in der bestehenden DemiCare-App soll bei DemiCare+ das digitale Angebot durch die Anbindung an lokale Pflegegemeinschaften und die Integration relevanter lokaler Pflegedienste erweitert werden. Denn vielfach ist noch eine bessere Koordination und Zusammenarbeit zwischen pflegenden Angehörigen und professionellen Pflegeeinrichtungen erforderlich. „Es ist wichtig, dass pflegende Angehörige auch professionelle Unterstützung und Einrichtungen wie Tageszentren für Menschen mit Demenz nutzen können, um entlastet zu werden und „Freizeit“ zu haben“, betont Wolfgang Kratky, Projektmitarbeiter von den Geriatrischen Gesundheitszentren der Stadt Graz.

Evaluation in drei Ländern – europäische Leitlinien schaffen

Von Anfang an stehen die Pflegepersonen im Mittelpunkt und werden im Projekt laufend aktiv eingebunden. Neben der Umsetzung der DemiCare+-App steht die begleitende Evaluation und Bewertung der Wirksamkeit der digitalen Lösung zur Depressionsprävention in den drei Ländern Österreich, den Niederlanden und Rumänien im Vordergrund, indem sie in die lokalen Pflegekontexte (z. B. psychiatrisches Krankenhaus, Hausarzt, kommunale Dienste) integriert wird. Ziel ist die Integration der DemiCare+-Lösung in die europäischen Gesundheits- und Sozialsysteme. „Darüber hinaus sollen die Ergebnisse der Praxisphase auch die Erstellung allgemeiner Leitlinien für die Einführung von präventiven digitalen Gesundheitsmaßnahmen für pflegende Angehörige von Demenz-Patient:innen in ganz Europa ermöglichen“, schildert Markus Garschall die Vision.

Über das AIT Center for Technology Experience


+ Digitale Premiere für Menschen mit Gedächtnisproblemen: Die evidenzbasierte MindAhead-App kommt auf den Markt

+ Evidenzbasierte Therapie-App unterstützt Menschen mit Gedächtnisproblemen und Demenz im Alltag

11. September 2025 – (Presseinformation der Ärztlichen Interessensgemeinschaft TPS - Alzheimer Deutschland)

Mit "MindAhead Active" kommt erstmals eine evidenzbasierte App auf den Markt, die Menschen mit ersten Gedächtnisproblemen oder beginnender Demenz im Alltag unterstützt. Entwickelt wurde sie von dem Psychiater und Neurowissenschaftler und Psychologen Dr. Patrick Fissler sowie der Digital-Health-Expertin Nina Kiwit, die gemeinsam die MindAhead UG in Berlin gründeten. Ihr Ziel: Ein digitales Medizinprodukt, das nicht abstrakte Übungen anbietet, sondern echte, alltagsnahe Aktivitäten fördert – und damit das Leben der Betroffenen spürbar bereichert. Belegt wurde der echte Nutzen dieser App durch eine Studie der Universitätsmedizin Göttingen.

Echte Aktivitäten im Alltag statt Übungsblatt: Was kann "MindAhead Active"?

Die neue App, die auch für ältere Menschen denkbar einfach zu bedienen ist, begleitet ihre Nutzer in über 40 Sitzungen dabei, neue Aktivitäten auszuwählen, umzusetzen und zu reflektieren. Statt kognitivem Training stehen Freude, Bewegung und soziale Kontakte im Mittelpunkt. So entdecken die Nutzer etwa neue Spazierwege, sind wieder Vereinen und im Freundeskreis aktiv oder probieren kreative Tätigkeiten wie das Schreiben verschiedener Texte aus.

"Die App soll dazu beitragen, dass Menschen wieder mehr am Leben teilnehmen", erklärt Nina Kiwit, Mitgründerin des Start-ups MindAhead, im Interview mit "Alzheimer Deutschland": "Es geht um jene Dinge, die Freude machen und Bedeutung haben – und die man wirklich umsetzt."

Wissenschaftlich geprüft und zertifiziert: Der Nutzen der App ist in klinischer Studie nachgewiesen

Dass eine Gesundheits-App nicht nur nachweislichen Nutzen bringt, sondern tatsächlich auch nach wissenschaftlichen Standards geprüft ist, kommt selten vor. MindAhead Active ist ein CE-zertifiziertes Medizinprodukt der Klasse I – und ihre Wirksamkeit wurde in einer klinischen Studie der Universitätsmedizin Göttingen überprüft. Dabei zeigte sich, dass die App im Vergleich zur üblichen Standardversorgung gleich mehrfachen Nutzen bringt: Die Teilnehmer setzten im Durchschnitt innerhalb von drei Monaten 24 neue Aktivitäten um, ihre Lebensqualität verbesserte sich signifikant und auch depressive Symptome gingen spürbar zurück.

"Unsere Studie hat gezeigt, dass die App den Alltag tatsächlich bunter und lebendiger macht", erklärt Neurowissenschaftler und Psychologe Dr. Patrick Fissler, Co-Gründer der MindAhead UG, der an den Psychiatrischen Diensten Thurgau (Spital Thurgau AG) in der Schweiz forscht: "Und genau das ist nicht nur gut für die Stimmung, sondern auch fürs Gedächtnis."

Die neue App für das Gedächtnis: Von neuen Wegen und neuer Lebensfreude

Die Rückmeldungen der ersten Nutzer sprechen für sich. "Ich habe gelernt, welche Aktivitäten mir wirklich guttun – und dass ich sie auch umsetzen kann", berichtet eine Teilnehmerin. Ein anderer Nutzer erzählt: "Früher bin ich jeden Tag denselben Weg spazieren gegangen. Jetzt probiere ich neue Routen aus und entdecke Ecken in meinem Dorf, die ich noch nie gesehen habe."

Auch Ärzte zeigen sich überzeugt. "Viele Kollegen sind frustriert, weil sie zwar Aktivität empfehlen können, ihre Patienten aber keine konkrete Unterstützung bei der Umsetzung erhalten", so Dr. Fissler. "Jetzt gibt es mit unserer App endlich ein Instrument, das diese Lücke schließt."

Preis und Zugang: Einmalige Kosten von 99 Euro, kein Abo, keine Bindung.

Der Zugang zu allen 40 Sitzungen kostet einmalig 99 Euro – ohne Abo und ohne versteckte Kosten. Verglichen mit einer klassischen Therapiestunde ist das ausgesprochen günstig: Schon eine einzige Sitzung bei einem Therapeuten kostet oft so viel wie das gesamte Programm.

"Uns war wichtig, dass die App nicht nur wirksam ist, sondern auch für viele Menschen zugänglich bleibt", sagt Nina Kiwit. "MindAhead Active" soll eben nicht nur ein Hightech-Produkt sein, sondern eine Hilfe, die wirklich im Alltag ankommt."

MindAhead: Ein neuer Schritt in eine lebendigere Zukunft für viele Betroffene

Mit der App "MindAhead Active" gibt es ab sofort (September 2025) eine digitale, alltagsnahe und wissenschaftlich geprüfte Zusatz-Therapie, die den Alltag der Betroffenen aktiv bereichert. Sie schenkt Menschen mit ersten Gedächtnisproblemen und beginnender Demenz neue Möglichkeiten, selbst etwas für ihr Wohlbefinden zu tun – und sie gibt auch den Angehörigen die Zuversicht, dass ihre Liebsten mehr Freude und Struktur in ihr Leben bringen können.

So wird aus einer App weit mehr als nur ein digitales Hilfsmittel: MindAhead Active ist ein Impulsgeber für mehr Aktivität, mehr Lebensqualität und ein Stück verlorene Normalität – mitten im Alltag. Ausführlichere Informationen und direkten Zugang zur App finden Sie direkt bei MindAhead unter: https://mindahead.de

Einen vertiefenden Bericht, auch zur Studie der Universitätsmedizin Göttingen, finden Sie zudem auf: www.alzheimer-deutschland.de/aktuelles/medizinische-innovationen/mindahead-active-app-digitale-therapie-demenz 

Tags: 24-Stunden-Pflege, Demenz, Demenz-Therapie, Hilfe für Demente, Gedächtnisprobleme, Angehörige