Sexualpädagogik auf dem Prüfstand

und: die Ambivalenz der Verhandlungsmoral

Vortrag von Josef Grundacker

Herzlichen Dank, dass ich in diesem Rahmen über das wichtige Thema Sexualpädagogik zu euch sprechen darf. Ich werde heute ein paar Auszüge aus meinem, im Frühjahr erschienen Buch „Prinzipien wahrer Liebe und Sexualität“ zitieren und auf ein paar Themen tiefer eingehen. Ich möchte Euch um Eure ganze Aufmerksamkeit bitten, denn ich werde manche Aussagen machen und zu Schlussfolgerungen kommen, die vielleicht überraschend, neu und daher widersprüchlich erscheinen.

Gundacker Wahre Liebe

 

 

Im Buch stelle ich die Sexualpädagogik auf dem Prüfstand

- Wahrheit und Lüge der Sexualpädagogik

- Das Konzept der Sexualpädagogik ist das Problem

- Wieviel Aufklärung braucht ein Kind?

- Missverständnis von Liebe und Sexualität

- "Intimate Citizenship" - eine Anleitung zur Lüge

Die christliche Sexualmoral auf dem Prüfstand

- Drei Säulen christlich-religiöser Sexualmoral

Erziehung zur wahren Liebe

- Die Notwendigkeit der Charakterbildung

- Die Bedeutung der Sexualität

- Sexualität und Bindung

- Drei Säulen der Bildung Herz + Hirn + Hand

Ich weiß, es ist keine leichte Lektüre, aber für mich das spannendste Thema überhaupt

Nun zum Thema meines Vortrages: die Ambivalenz der Verhandlungsmoral

Buchzitat: Die Welt ist voll von enttäuschten Liebesbeziehungen und schlechtem Sex – schlecht im wahrsten Sinne des Wortes – moralisch schlecht, weil man andere betrügt und verletzt, und qualitativ schlecht, weil es unbefriedigend ist und die Partner immer hungrig nach "Besserem" zurücklässt.

Die Kernfrage ist daher, wo finden wir zufriedenstellende Antworten auf unsere Beziehungsscherben und enttäuschenden sexuellen Erfahrungen? Finden wir Antworten in der emanzipatorischen Sexualpädagogik? Oder in der derzeit diskutierten christlichen Sexualethik? - nicht wirklich!

Die Sexualpädagogik der Vielfalt und das Unterrichtsprinzip der "Erziehung zur Gleichstellung von Frauen und Männern" sind eine komplizierte Erscheinung, die man nicht einfach bejahen oder verneinen kann. Wahrheit und Lüge sind in ihnen in einer unheimlichen Weise vermengt. Die Sexualpädagogik und die verschiedensten Gender-Theorien vermitteln die Botschaft: "Sex ist das Gute", "Sex ist befreiend", "erlaubt ist was Spaß macht" - Natürlich werden diese Botschaften gerne gehört!

Für bürgerliche, konservative und christliche Kreise stehen die Gender-Vorstellungen hingegen für eine Auflösung moralisch ethischer Standards und einem Verlust der Moral. Sie tun sich aber auch sehr schwer damit umzugehen, da dieses Thema so stark schambesetzt ist. Die unausgesprochene Botschaft wie sie in der katholischen Moraltheologie durchkommt ist: "Sex ist pfui!" - zumindest bestimmte Neigungen und wenn sie nicht der Fortpflanzung dienen.

Was ist die Antwort der Sexualpädagogen und Psychologen auf unsere Beziehungsscherben und enttäuschenden sexuellen Erfahrungen? Sie haben keine Antwort! Sie sagen daher: „Sex ist positiv“ – es gibt keinen schlechten Sex. „Du bist OK und Ich bin OK“! Und die Antwort von christlicher Seite? - darüber rede ich heute nicht!

Mir wurde in der letzten Zeit erneut bewusst, dass über das Thema Sexualität und Liebe extrem viel Unsicherheit, Missverständnis und Verwirrung herrscht. Wenn ich die Argumente der Sozialwissenschaftler und Sexualpädagogen betrachte, so scheint es mir, dass unter ihnen nur äußerst wenige sind, die über unser Thema Liebe und Sexualität, wirklich von Innen kommende Überlegungen anstellen können.

Deshalb habe ich heute auch einige, wahrscheinlich unangenehme Fragen an die Sexualpädagogen, an unsere Soziologen, Psychologen, Theologen, Politiker, Künstler und alle die sich mit dem Thema befassen. Die Diskussion über Liebe und Sexualität wird nämlich sehr oberflächlich, nur als eine Frage des Rechts diskutiert. Und kaum jemanden von den Experten scheint aufzufallen, dass Liebe und Sexualität viel mehr ist als ein Menschenrecht. Wenn Liebe nur ein Recht ist, dann habe ich einen Anspruch darauf. Wenn aber Liebe und Sexualität unser Leben und Gesundheit schlechthin bestimmen, dann kann man nicht so oberflächlich über Sexualität reden, denn dann trage ich maßgeblich dazu bei wie sich mein Leben und meine Gesundheit entwickeln.

Ich will heute die Standards zur Sexualaufklärung, die von Sexualexperten der WHO und der BZgA erarbeitet und herausgegeben wurden, einer eingehenden inhaltlichen Prüfung unterziehen. Dazu sehen wir uns das pädagogische Konzept der modernen Sexualpädagogik genauer an.

Die Standards zur Sexualaufklärung geben Auskunft darüber, was Kinder und Jugendliche der verschiedenen Altersstufen wissen und verstehen sollten…

Kinder und Jugendliche erwerben in der Adoleszenz schrittweise Wissen über den menschlichen Körper, über intime Beziehungen (Erfahrungen) und Sexualität, und sie entwickeln dazu entsprechende Vorstellungen, Haltungen und Fähigkeiten. (S. 10)

Was ist daran falsch?

Wissen - Erfahrung - Haltung

Rezept – praktische Übung - Ergebnis

Was stimmt trotzdem nicht?

Das Grundkonzept der Sexualpädagogik ist falsch!

Anders ausgedrückt, die sexuelle Entwicklung von Kindern und Jugendlichen hängt vom Wissen über menschlichen Körper und sexueller Erfahrung mit intimen Beziehungen ab, und daraus entwickeln sie entsprechende Vorstellungen, Haltungen zu Sexualität und Fähigkeiten, also Kompetenzen.

Was ist, wenn ein Kind oder Jugendlicher enttäuschende und schamverletzende Erfahrungen macht? Welche Haltung wird der junge Mensch dann entwickeln? Oder, wenn ein junger Mann oder eme Frau mit ihren sexuellen Reizen jemanden verführen? Welche Schlüsse wird er/sie daraus ziehen? – "Oh, das geht aber leicht jemanden zu verführen! Nächstes Mal will ich es noch besser machen!"

Wenn ich mich und meinen Körper geringschätze, dann ist es mir egal mit wem ich ins nächste Bett springe, die einzige Bedingung ist, dass er/sie mich nicht ansteckt. Schätze ich mich und meinen Körper, dann ist es mir nicht egal, denn dann werde ich Ausschau halten nach jemanden, der mich wirklich liebt, dem ich vertrauen kann und der mich als Mensch schätzt.

TABELLE Sexualpädagogik: 

Sexualpädagogik 1

Der Grund für diese falschen Annahmen und diese verkehrte Logik ist, Sexualpädagogen verstehen die Kraft und Macht des Wortes und der Liebe nicht. Ein und dasselbe Wort kann

- einmal wahrhaftig, ein andermal lügnerisch
- einmal faszinierend, ein andermal trügerisch sein,

- kann einmal Frieden stiften, ein andermal einen Krieg entfachen.

Dass Sexualität wenig mit Wissen zu tun hat, beweisen die vielen hochgebildeten und berühmten Menschen dieser Welt und die Rosenkriege, die sie führen. Sexualpädagogen wollen vielfach gar nicht wahrhaben, dass Liebe und Sexualität ein zweischneidiges Schwert sind. Einerseits ist wahre, aufrichtige und gebende Liebe die größte Quelle des Glücks, wenn aber eine unaufrichtige Haltung dahintersteht und Sex zur Waffe wird, verbrennt und zerstört sie alle Beziehungen. Warum haben sich die heutigen Sozialwissenschaften in einem so verkehrten Denken verrannt? Die heutige SP geht von einem rein materialistisch/rationalen Menschenbild aus.

"Sexualität ist eine Lebensenergie, die alle von Geburt an begleitet, 'belustigt', beschäftigt und speist", heißt es in „Ganz schön intim“ Sexualerziehung für 6–12-Jährige, Unterrichtsmaterialien. Die Wörter „speisen“ und „belustigen“ sind ein klarer Hinweis darauf, dass Sexualität als Konsum- und Genussartikel betrachtet wird. Alle Menschen werden, laut Sexualpädagogik als „sexuelle Wesen“ als Triebwesen geboren, die ihr „sexuelles Potenzial“ entwickeln sollen. (angelehnt an das Phasenmodell der psychosexuellen Entwicklung - Sigmund Freud). Dabei ist wichtig zu verstehen, dass wir für unsere Triebe nicht verantwortlich sind.

Sexuelle Gesundheit? Sexuelle Rechte?

Wenn wir Menschen nur ein sexuelles Wesen sind, und Sexualität ein Konsumgut, ist es logisch, dass die sexuelle Gesundheit von der Erfüllung der sexuellen Rechte abhängt. Um mein „sexuelles Lustpotential“ entwickeln zu können, muss ich natürlich selbst bestimmen, denn nur ich selbst weiß was mir schmeckt und ich kann entscheiden, wer und was mir beim Sex gefällt, und Spaß macht.

Wenn Sexualität mehr als ein Trieb ist, und jeder Mensch für sein Leben, seine Gesundheit und die Beziehung zu seinem Nächsten verantwortlich ist, dann kann ich nicht mehr tun, was ich will; dann muss ich Rücksicht auf meine Umgebung nehmen. Wenn ich für mein Leben verantwortlich bin, bedeutet dies, dass ich auch für meine Gedanken und Emotionen verantwortlich bin, denn damit kann ich andere verletzen, beleidigen und betrügen.

Nicht an den sexuellen Rechten, sondern an der Erfüllung unserer menschlichen Verantwortung hängt unser Leben, unsere Gesundheit und unsere Zukunft!

Damit komme ich zum fragwürdigsten Teil in den Standards der Sexualpädagogik.

Sozial- und Sexualwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler plädieren, unter dem Schlagwort: „intimate citizenship“ für die Etablierung einer Verhandlungsmoral als gültige Sexualmoral der Gegenwart.

Der Kern dieser Moral besteht darin, dass die Inhalte in gegenseitigem Einverständnis von mündigen, gleichwertigen, gleichberechtigten und gleich starken Beteiligten ausgehandelt werden. – so die genaue Definition. Und genau damit beginnt die Problematik, denn in so vielen Beziehungen sind die Partner weder „mündig“ noch aufrichtig, sondern oft unaufrichtig und aufdringlich. Zu viele Menschen haben ausgeprägte Charakterdefizite und schwindeln sich durchs Leben. Dazu kommt, dass es Jugendlichen oft gar nicht um Sex geht, sondern um Anerkennung, dazu zu gehören und oft einfach auch nur anzugeben.

Manche mögen jetzt einwenden, „wenn beide nur billigen Sex haben wollen, dann ist das doch ihre Sache – oder?" Ja stimmt, das ist ihre Sache, aber was ist der Preis dafür? Der Preis für billigen Sex ist eigene Gesundheit, dann die finanziellen Kosten für die Gesellschaft. Einen AIDS-Erkrankten kann man nicht mehr gesund bezeichnen und die Kosten für Therapien und Forschung verschlingen astronomische Summen. Da ist aber noch nicht einberechnet die immensen Enttäuschungen und der Verlust an Vertrauen in den Menschen und der Verlust seiner Würde. Und man weiß heute, dass durch unverbindlichen, billigen Sex, die Beziehungs- und Bindungsfähigkeit stark beeinträchtigt werden kann.

Die Verhandlungsmoral ist schon deshalb ambivalent und muss ins Leere gehen, da sie einen Reifegrad der Jugendlichen voraussetzt, der in der Pubertätsphase nicht vorhanden sein kann.

Was brauchen Kinder? Was ist alters- bzw. entwicklungsgerecht? Sexualpädagogen sagen, Sexualaufklärung muss „altersgerecht“ bzw. „entwicklungsgerecht“ sein. Aber was ist entwicklungsgerecht und von welcher Perspektive aus gedacht? Denn die primäre Frage ist nicht, wie viel Kinder über Sexualität wissen sollten, sondern was sie für ihre Entwicklung brauchen!

Ich nehme nun die Matrix der Sexualaufklärung als Grundlage und da liest man Erstaunliches, was Kinder wissen sollten: Da liest man, dass bereits 0 - 4-jährige informiert werden sollen über frühkindliche Masturbation und wie sie das Vergnügen und Lust, den eigenen Körper zu berühren, „verbessern“ können.

In diesem Sinne geht es dann weiter. 6 - 9-jährige, also Volksschüler, sollen informiert werden über: körperliche Veränderungen, Menstruation, Ejakulation, (also wie sie perfekt masturbieren). Entscheidungen über Elternschaft und Schwangerschaft, Unfruchtbarkeit, Adoption, Grundbegriffe und verschiedene Methoden der Empfängnisverhütung. Ich frage sie; kann ein Kind solche Entscheidungen über Elternschaft und Schwangerschaft überhaupt treffen?

Zu diesen Inhalten aus den Standards zur Sexualaufklärung passt die Empfehlung des einflussreichen Sexualpädagogen Uwe Sielert, der Autor vom Buch „Lisa und Jan“, der meinte: "Wissensvermittlung, die nicht an Erfahrung anknüpfen kann, bleibt unverständlich. …. So müssen Mädchen etwas bewusster und öfter ermuntert werden, sich die Klitoris zu streicheln, um sich selbst Lust machen zu können."

Diese zwei Beispiele sind genug für heute und ich wende mich der Frage zu, was brauchen Kinder, was ist entwicklungsgerecht?

Der bekannte deutsche Psychoanalytiker Dr. Hans-Joachim Maaz stellt fest: Die für die Gehirnentwicklung des Kindes und damit für dessen spätere Persönlichkeitsstrukturen verantwortliche frühe Beziehungsqualität muss man aus der Sicht des Kindes beurteilen. Die Fragen zur Beziehungsqualität aus kindlicher Perspektive lauten:

- Bin ich gewollt? Ist mein Leben erwünscht? Bin ich existenzberechtigt?

- Bin ich wirklich geliebt? Werden meine normalen Bedürfnisse erkannt und ausreichend bestätigt und erfüllt?

- Werde ich gefördert, ermutigt und unterstützt und hilfreich gefordert? Oder kümmert sich keiner um mich, oder werde ich sogar eingeschüchtert, geängstigt, abgewertet.

Wenn man dies in umgekehrter Reihenfolge liest, dann wollen Kinder hilfreich gefordert, unterstützt, ermutigt, gefördert und geliebt werden. Sie wollen, dass man sich um sie kümmert, sie nicht einschüchtert, sondern ihnen vertraut, nicht ängstigt, sondern ermutigt, nicht abgewertet, sondern wertschätzt. Keine Rede von sexueller Lustbefriedigung.

Die Entwicklungspsychologie und Bindungsforschung haben festgestellt: Kinder brauchen zuerst eine sichere Bindung. Oder wie es Gordon Neufeld in seinem Buch „Unsere Kinder brauchen uns“ ausdrückt, - „Die Beziehung zum Kind ist heilig!“ Überlegen Sie einmal: Wenn ich diese innere Haltung habe, werde ich niemals ein Kind abwerten, einschüchtern, geschweige denn missbrauchen.

Ich möchte mich nun der Lösung für unsere Beziehungsscherben und enttäuschenden sexuellen Erfahrungen zuwenden und über die Prinzipien wahrer Liebe und Sexualität reden. Ich hoffe damit auch einen positiven Beitrag zur Pädagogik allgemein und zur Sexualpädagogik im Besonderen zu leisten.

Prinzipien Wahrer Liebe und Sexualität

Zuerst die Frage an Euch, was denkt ihr ist Liebe überhaupt? Ist Liebe ein Gefühl? Ist Liebe ein Genussmittel wie eine Schokolade? Der Duden beschreibt Liebe als „starkes Gefühl des Hingezogenseins, im Gefühl begründete Zuneigung zu einem [nahestehenden] Menschen“. Der Schweizer Schriftsteller Max Frisch hat in seinem Tagebuch 1966-1971 (Surkamp 1972) die Fragen aufgestellt: Lieben Sie jemand? Und woraus schließen Sie das? – Für Max Frisch, und wahrscheinlich für sehr viele Menschen lautet die Antwort auf diese Frage: "Weiß ich nicht, in meinem Herzen ist Chaos!"

Kann ich Liebe sehen? Der kleine Prinz meint; "Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar". Wenn aber im Herzen Chaos ist, dann sehe ich im Anderen meistens auch nur das Chaos, nämlich seine Schwächen und was nicht liebenswert ist. Ist das nicht eine mehr oder weniger starke Neigung in uns Menschen, dass wir zuerst die Fehler und Defizite im anderen sehen und rasch kritisieren?

Wir denken alle in Bildern und machen uns immer zuerst eine Vorstellung von dem, was wir tun wollen! Das gilt auch für unsere Beziehungen. Wir träumen von der großen Liebe und werden ständig mit den Grausamkeiten der Welt konfrontiert.

Damit komme ich zurück zu Max Frisch und seiner Frage: Lieben Sie jemand? Und woraus schließen Sie das? Anders gesagt, wie weiß ich, dass der andere mich wirklich liebt? Diese Frage stellen sich sehr, sehr viele Menschen, Jung und Alt, gebildet und ungebildet, arm und reich.

Zu diesem Thema habe ich nun eine Gedankenübung: Denkt an einen Menschen, den ihr sehr schätzt und dem ihr vertraut. Beschreibt für euch diese Beziehung. Wie gut ist die Kommunikation. Wie reagiert ihr auf diesen Menschen. Werdet ihr, wenn ihr euch trefft, beginnen von euch und euren Qualitäten zu reden oder fragen, wie geht es dir?

Nun denkt an einen Menschen, der körperlich attraktiv und sexuell begehrenswert ist, dem ihr aber nicht vertrauen könnt. Beschreibt diese Beziehung? Wie gut ist die Kommunikation? Fühlt ihr Zuneigung oder eher Vorsicht und Distanz? Wie reagiert ihr, wenn ihr trotzdem eine Beziehung eingehen wollt? Ihr werdet versuchen, ihn von euren Qualitäten zu überzeugen um dann einen guten Preis ausverhandeln, und wenn das nicht funktioniert ihn manipulieren zu beginnen! Dies ist aber dann nicht Liebe, dies ist ein Handel!! Das heißt, sehe ich im anderen ein Objekt, um meine Lust zu befriedigen, werde ich versuchen ihn von meinen Vorzügen zu überzeugen. Und der andere wird dann rasch das Gefühl haben, dass wir ihm seine Zeit stehlen. Wir degradieren unsere Sexualität zu einer Handelsware.

Die Schlussfolgerung: Wenn ich den anderen wirklich wertschätze, in ihm das Gute und Besondere sehe, werde ich ihn auch entsprechend behandeln. Ich werde ihm meine Zeit und Aufmerksamkeit schenken. Nicht ich stehe im Mittelpunkt des Interesses, sondern der andere. Das ist wahre Liebe! Alles andere ist nämlich keine Liebe, auch wenn es Menschen behaupten. Es entsteht kein Austausch, keine tiefere Kommunikation, kein Vertrauen – es ist nur eine momentane Lustbefriedigung und dann wieder Funkstille! Und deshalb sind unverbindliche sexuelle Kontakte immer unbefriedigend.

Was bedeutet dies nun für die Sexualpädagogik?

Wenn Liebe geben und den anderen beschenken bedeutet, dann ist sexuelle Liebe die tiefste Form der Liebe und des Schenkens. Und aus dieser Liebe kann das größte Geschenk ein neues Leben entstehen. Aus diesem Grund sind die Ehe und Segnung so wertvoll.

Schlussfolgerung für die Bildung allgemein und die Sexualpädagogik im Besonderen. Wir müssen die Kinder lehren zu geben, zu lieben, anderen Freude bereiten. Wir müssen die Kinder lehren, dass ihre Sexualität etwas ganz Besonderes ist, ein Geschenk, das dazu da ist, einen ganz besonderen anderen zu beschenken. Diese Haltung und dieses Bewusstsein sollen den Kern der Sexualpädagogik bilden.

In anderen Worten, wir müssen den Kindern die Sprache der Liebe lehren.

Damit möchte ich enden. Das nächste Mal möchte ich gerne über die Urgesetze der Liebe reden. Wenn Euch mein Referat heute gefallen hat, erzählt es bitte weiter und jede Kritik könnt ihr mir jetzt vorbringen. Danke

Josef Gundacker wurde 1955 in Niederösterreich geboren, er ist verheiratet mit Lilly (vorm. Skruzny), sie haben 5 Kinder. Er absolvierte eine Ausbildung zum Elektromechaniker bei Siemens Wien, er ist seit 1975 Mitglied der Internationalen Vereinigungsbewegung und absolvierte 1984 – 1988 Bildungs- und Missionsaufenthalt in den USA. 2007 gründete er das Familienforum Österreich. Er brachte die „True Family Values“ nach Österreich und organisierte von 2006 – 2011 den jährlichen True Family Award. Sein philosophisches Interesse wurde durch die Vereinigungsphilosophie geweckt, er absolvierte Kurse und Ausbildungen über Entwicklungsphilosophie und Bindungsforschung nach Gordon Neufeld und „Marriage & Family Enrichment“ – Unification Theological Seminary. Sein besonderes Anliegen gilt der Stärkung der Familie, der Rolle der Eltern und der Charakterbildung. Sein Lebensmotto lautet: "Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar!" Antoine de Saint-Exupéry. 2022 ist sein Buch "Prinzipien wahrer Liebe und Sexualität" erschienen.