Grün-Türkis killt Wiener Zeitung

Beitragsseiten

Update 13. Juli 2023 - Juristische Aufarbeitung siehe: Blog von Hans Peter Lehofer"Am 30. Juni 2023 ist die letzte Printausgabe der Wiener Zeitung (als Tageszeitung) erschienen. Die Einstellung dieser Tageszeitung war eine direkte Folge der schon im Regierungsprogramm 2020 getroffenen politischen Entscheidung, die Pflichtveröffentlichungen im gedruckten Amtsblatt zur Wiener Zeitung abzuschaffen. Die mit dem WZEVI-Gesetz beschlossene Weiterführung der Wiener Zeitung als eher rudimentäres Online-Medium ist beihilfenrechtlich bedenklich und wirft Fragen zur gebotenen Staatsferne der Medien auf. Sie hat zudem die Anmutung einer Übergangslösung, bis die Wiener Zeitung GmbH schließlich wohl nur mehr als In-House-Dienstleister des Bundes für diverse Veröffentlichungsaufgaben, für die "Contentproduktion" und für einzelne Förderungs- und Ausbildungsagenden tätig sein wird. ..."

Update 7. Juli 2023 - Wie geht es weiter mit der Wiener Zeitung? Diese Frage hat Ö1 recherchiert.

Update 25. Juni 2023 - Fünf Tage vor der letzten Print-Ausgabe der Wiener Zeitung sagt der letzte Chefredakteur Thomas Seifert im Interview mit derStandard.at: "Nostalgie und Wehmut werden die Leitmelodie der letzten Ausgabe, die Oasis-Lyrics-Zeile "Don't look back in anger" liefert dazu ein weiteres passendes Motto. Stoizismus und Stiff Upper Lip waren schon immer eine Stärke der "Wiener Zeitung". All das ändert nichts an der Tatsache, dass das Ende der "Wiener Zeitung" einen medienpolitischen Vandalenakt kulturloser Barbaren darstellt."

Mehr als 60 MitarbeiterInnen werden gekündigt. Wahrscheinlich werden viele Autoren künftig ihren eigenen Blog produzieren.

ethos.at bietet allen Ex-Redakteuren der Wiener Zeitung an, diese seit 26. Oktober 2021 etablierte Plattform zu nutzen!

Siehe: ethos.at = kritisch + investigativ

Wiener Zeitung Ende

28. April 2023 - Kommentar HTH: Seit November haben sich zahlreiche engagierte Bürger - Promis und weniger Prominte - für den Erhalt der Wiener Zeitung engagiert (siehe ethos.at 21.11.22). Sogar mächtige Organisationen wie der ÖGB konnten sich mit ihrer Forderung "Wiener Zeitung muss weiter eine Zukunft haben" nicht durchsetzen. Die Regierung hat sich eingemauert, wie so oft in Zeiten wie diesen mit dem Argument der Alternativlosigkeit: "Sowohl ÖVP-Abgeordneter Kurt Egger als auch Grün-Abgeordnete Eva Blimlinger machten geltend, dass aufgrund des Wegfalls der Pflichtveröffentlichungen ein neues Geschäftsmodell für die Wiener Zeitung unumgänglich sei. Man habe sich dafür entschieden, die Wiener Zeitung in die Digitalisierung zu führen, hielt Blimlinger fest. "Es ist ein Neuanfang und ein Weg in die Zukunft", ist sie überzeugt", so die Parlamentskorrspondenz..

Bericht der Wiener Zeitung am 28. April 2023

Die neue Konstruktion - Mediahaus und (Online-)Zeitungsredaktion soll 17 Millionen jährlich vom Bund erhalten. Im Vergleich dazu erhielt allein der ORF im Jahr 2022 Werbeeinnahmen aus der öffentlichen Hand von rund 25,5 Millionen Euro, obwohl er über Gebührenfinanzierung bereits über 600 Millionen kassiert. Die Kronenzeitung erhielt (zweiter hinter ORF) 17,6 Millionen, HEUTE und "Österreich" je 11,2 Millionen Euro.. An dritter Stelle als Bezieher öffentlicher Werbemittel steht übrigens ein internationaler Konzern, der gar kein "Medium" ist: Google (inklusive Youtube)  mit 12,6 Millionen Euro!

(Details: "Öffentliche Hand warb 2022 um rund 201 Millionen Euro", nachrichten.at).

"Die öffentliche Hand" ist ein schwammiger Begriff, denn es sind insgesamt 5.324 öffentliche (oder staatsnahe) Rechtsträger, die ihre Werbeausgaben an RTR melden müssen. Dazu zählen die Ministerien, Kammern, Großstädte genauso wie Gemeinden und Gemeindebetriebe, wovon freilich hunderte keine Werbung betreiben und daher "Leermeldungen" abgeben. Wie auch immer! Es wäre möglich, ja notwendig "den öffentlichen Händen" in bezug auf Werbeausgaben die Hände zu binden. Es wäre möglich, wenn wir eine Demokratie hätten und keine Demokratur, die sich nur noch mit einem dreistelligen Millionenbetrag für Regierungspropaganda über Wasser halten kann. Wenn wir eine Demokratie hätten - das impliziert, dass das Volk darüber entscheiden kann, ob es Millionen dafür ausgeben will, permanent mit Regierungspropaganda zugemüllt zu werden - dann würde es keinen Euro dafür geben, dass WIR alle auf Google umgehend Regierungspropaganda finden, wann immer wir etwas über Österreichs Politik wissen wollen, dann würde es keinen Euro dafür geben, dass die Schmierblätter dieses Landes (ebenso wie jene, die sich selbst für "Qualitätszeitungen" halten) mit Millionenbeträgen angefüttert werden. Wenn Österreich eine echte Demokratie wäre, dann wäre es nicht möglich, mit jährlich dreistelligen Millionenbeträgen die Medien gleichzuschalten. Wenn Österreich noch einen Funken von Kultur hätte, dann wäre es nicht möglich, die älteste Tageszeitung der Welt einfach zuzusperren, mit der "Kultursprecherin" der Grünen als Fürsprecherin für diese Demontage.

"Dieses ganze System der käuflichen Medien, der gefälschten Wahlen, der dreisten, arroganten Präsidenten, die nichts als Verachtung übrig haben für die Menschen und ihre Sorgen - es kann nur existieren, wenn das Volk demütig schweigt." Dieses Zitat ist bereits 20 Jahre alt - und es ist eine Fälschung! Das Original stammt von Anna Politkovskaja, die im Oktober 2006 in Moskau ermordet wurde. Das Original bezieht sich demnach nicht auf die österreichischen Medien, sondern auf die russische Justiz. Ersetze "Medien" durch "Justiz" und du bist in Russland zu Beginn dieses Jahrhunderts. Lasse das Zitat stehen wie es ist, und du wirst erkennen, dass die Fälschung eine Wahrheit enthält, die Wahrheit über die österreichische Medienpolitik 2023.