Misslungene Kommunikation

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Ein Beitrag zum Zeitgeist 2025 + Politische Ästhetik

Update 13.11.25 Und zuletzt war die Kommunikation sogar unglücklich

10. November 2025 - ORF.at (10.11.25) berichtet: „Seit vergangener Woche steht die Wirtschaftskammer (WKO) aufgrund ihrer geplanten Gehaltserhöhung und der damit verbundenen misslungenen Kommunikation in der Kritik. WKO-Präsident Harald Mahrer bemühte sich in mehreren Interviews, den Schaden zu begrenzen, und gestand Fehler ein. Am Montag teilte er in einer Pressekonferenz mit, sein Amt als Präsident des Generalrats der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) niederzulegen.“

ORF WKO MissKommunikation

Durch seinen Rücktritt muss Mahrer auf 8.000 Peanuts pro Monat von der Nationalbank verzichten. Mahrer hat schon in jungen Jahren mit Studien und später mit dem Verkauf seiner PR-Agenturen gezeigt, wie man heiße Luft zu Geld macht. Dieses Talent hat er als WKO-Kapo natürlich immer noch. So hat es nicht mehr als eine „Krisensitzung“ lang gedauert, bis ihm seine treuen Funktionäre die Bezüge um 21% erhöhten.

Es ist für den ORF eine beachtliche Rechercheleistung, dass er in seinem Bericht umgehend eine Tabelle mit allen Bezügen der WK-Präsidenten und Erhöhungen des kommenden Jahres präsentiert. Der Kärntner Präsident hat offenbar den (Be)Zug versäumt und (bislang) keine Erhöhung beantragt. Der Vorarlberger WK-Kopf bezieht laut ORF origineller Weise +- 15 Prozent. Das sind angeblich 6.977 Euro pro Monat. Die naheliegende Erklärung für diese wundersame Formel: Kopf soll plus 15 Prozent bekommen (demnach demnächst 8.023 Euro), der ORF-Grafiker hat aber den Betrag in Zahlen nicht rechtzeitig vor Publikation erhalten.

Der steirische WK-Kapo Herk wird von Steiermark.ORF.at (10.11.25) in einem eigenen Beitrag gewürdigt: „Seit vergangener Woche steht die Wirtschaftskammer (WKO) aufgrund ihrer geplanten Gehaltserhöhung und der damit verbundenen misslungenen Kommunikation in der Kritik. Am Montag nahm nun auch der steirische Wirtschaftskammer-Präsident Josef Herk Stellung“. 

Update 11.11.2025 (Eine Karneval-Einlage) - Herk zu eigenem Verdienstplus: „Macht aus heutiger Sicht keinen schlanken Fuß“, berichtet kleinezeitung.at (11.11.25) Aus der Post-Corona-Epoche kennen wir die Phrase „mit dem Wissen von heute…“ Ohne Wissen von morgen lässt sich jederzeit moralisch feststellen: Wo immer sich Herk zur Schau stellt, ist Herk drinnen. Philosophisch formuliert: die unerschütterliche Haltung des WK Steiermark Spitzenfunktionärs lässt sich nicht kaschieren. Zu Jahresbeginn hat er gepredigt: "Wir brauchen eine neue Haltung". ethos.at hat damals angeboten, entsprechende Programme auszuarbeiten. Herk und seine WK Steiermark haben dieses Angebot ignoriert.

Es ist geradezu rührend, wie der Hofberichterstatter ORF über die WKO (den erweiterten Hofstaat) berichtet, und dabei das Beschwichtigungsvokabular aller Propaganda-Abteilungen benutzt. Es handelt sich bei den Tatschen nicht um Fehlverhalten der Spitzenfunktionäre im Selbstbedienungsladen Österreich, sondern lediglich um „misslungene Kommunikation“. Naturgemäß, würde Thomas Bernhard sagen.

Es ist geradezu rührend, wie der Polit-Berater Fußi Fussi, der als selbsternannter SPÖ-Spitzekandidat so manche Sauereien „seiner“ Partei schonungslos aufgedeckt hat, in Sachen WKÖ zu deren Pflichtverteidiger wird. Schnell und vom Thema ablenkend, wie es einem Politpropaganda-Profi zusteht: Rudi Fußi @rudifussi via X.com (10.11.25) „Aufregung der Politik über Mahrers Kammerentschädigung ist eigentlich ziemlich lächerlich. Jeder Bezirksvorsteher in Wien (ja, alle 23!) verdient brutto im Jahr mehr. Jeder amtsführende Stadtrat in Wien kriegt pro Jahr 105.000 Euro pro Jahr mehr, Landbauer sogar 108.000 EUR mehr! + Funfact: im ORF verdienen 54 (!) Angestellte mehr als Harald Mahrer Kammerentschädigung kriegt. In Worten: vierundfünfzig. Aber über Politiker regt man sich halt viel lieber auf.“

Fussis Moral: Man regt sich nicht auf über eine Organisation, die schon gute Honorare an Fussi bezahlt hat. Am 11./12. November 2023 berichtet "Der Standard" über "Rudi pfeift sich nix", den PR-Berater Rudolf Fußi. In dem Artikel brüstet sich der Selbstdarsteller: "Er sagt, er arbeite rund um die Uhr - gegen Geld nur für Unternehmen, Vereine, Kammern. Er berät etwa die Wiener Wirtschaftskammer, Teile der Ärztekammer, die Taxi-Innung. ... Durch seine gut bezahlte Arbeit als Chef einer PR-Agentur könne er sich ... sonstige Blödheiten leisten."

+ Funfact: Bei den Präsidenten der WKO, WKW bis WKV geht es gar nicht um Gehälter, sondern um Aufwandsentschädigungen. Diesen Hinweis findet man im noe.ORF.at (6.11.25): „Nach Kritik an den Gehaltsanpassungen in der Wirtschaftskammer wird die Erhöhung bei den Mitarbeitenden um sechs Monate verzögert. Unklar ist, wie es mit den Entschädigungen für die Funktionäre weitergeht. WKNÖ-Präsident Wolfgang Ecker zählt zu den Spitzenverdienern.“ Entschädigung – das klingt nach Schmerzensgeld für erlittene Schäden, nicht nach leistungsorientierten Bezügen – die fordern WKO-Funktionäre nur von Funktionären in anderen Organisationen wie dem Nationalrat.

+ Funfact: Eine Nachschulung für Tiroler ORF-Mitarbeiter wäre dringend nötig, die können nämlich Lohn und sonstige Bezüge nicht unterscheiden: „Saftiges Lohn-Plus für Kammerpräsidentin. Nach heftiger Kritik über die geplante Gehaltserhöhung von 4,2 Prozent in der Wirtschaftskammer hat WK-Präsident Harald Mahrer am Mittwoch zurückgerudert. Er kündigte eine Halbierung an. Ein saftiges Plus gibt es aber trotzdem für einige Kammerfunktionäre, auch das Gehalt der Tiroler WK-Präsidentin Thaler steigt deutlich – um 49 Prozent.“ Tirol.ORF.at (5.11.25)

SIEHE AUCH: „Wirtschaftskammer gönnt sich Luxus-Gehälter, während Unternehmer ums Überleben kämpfen!“ (Presseaussendung der FPÖ Steiermark, 10.11.25 via APA / OTS)

+ So finanziert sich die Wirtschaftskammer (NEWS.at 17.11.25)

+ Fakten und Mythen aus Sicht der Wirtschaftskammer (21.11.25) ad Funktionsentschädigungen: Die Wirtschaftskammer Österreich und alle 9 Landeskammern setzen für die Spitzenfunktionär:innen die seit Juni 2025 beschlossenen Erhöhungen der Funktionärsentschädigungen aus. Das bedeutet, dass die Entschädigungen auf das Niveau der alten Regelung zurückgeführt werden. Den eigenständigen Fachorganisationen wird dringend empfohlen, dieser Vorgehensweise zu folgen.

UPDATE 13.11.2025: Noch mehr "schlechte Kommunikation" - das isses, was laut APA (12.11.25) zählt, nicht etwas die bekannten Tatsachen, für die die Funktionäre alle zusammen (nicht nur der Mahrer) die Verantwortung übernehmen sollten. "In der Wirtschaftskammer gärt es. Auslöser waren Gehaltserhöhungen um 4,2 Prozent für die Mitarbeitenden, inzwischen richtet sich der Zorn mehr auf die Entlohnung der Spitzenfunktionäre bzw. die jüngsten starken Erhöhungen dieser Gagen. Im Zentrum der Kritik steht WKÖ-Präsident Harald Mahrer (ÖVP), der mit schlechter Kommunikation [sic!] die Lawine losgetreten hat." 

UPDATE 13.11.20205: Und zuletzt war die Kommunikation sogar unglücklich: „Harald Mahrer hat bestätigt, dass er als Präsident der Wirtschaftskammer zurücktritt – und damit endgültig ab. Nach wachsender Kritik, schwindendem Rückhalt und unglücklicher Kommunikation endet nun seine Ära als einer der letzten Vertreter der Kurz-ÖVP.“ (NEWs.at 13.11.25)

UPDATE 14. November 2025 - „Die Tiroler Unternehmerin Martha Schultz (ÖVP) übernimmt mit Samstag geschäftsführend die Agenden des zurückgetretenen Harald Mahrer in der Wirtschaftskammer (WKO) und im ÖVP-Wirtschaftsbund (WB). … Forderungen der Industriellen Vereinigung IV sehen vor, dass alle Beiträge sofort eingefroren werden und bis 2029 gegenüber dem aktuellen Stand um 30 Prozent (ab 2027 jährlich je minus zehn Prozent bei den Kammerumlagen 1 und 2) sinken. Ein Anhäufen von Rücklagen gehöre beendet, nach einer Analyse könnten Teile der Rücklagen auch der Beitragssenkung bzw. der Kammerarbeit dienen. Es werde sich zeigen, ob Teile der über zwei Milliarden Euro schweren Rücklagen verwendbar seien." (ORF.at 14.11.2025)

Update 18. November 2025 - "WKO drückt Pauseknopf bei Funktionärsgeld" (ORF.at 18.11.25)

Update 19. November 2025 - „Heftige Debatte über WKO-Turbulenzen“ (ORF.at 19.11.25)

Rückblick 6. November 2025 - So kam der Stein ins Rollen: Rechnungshof kündigt Prüfung von Mahrers Doppelbezug an (ORF.at 6.11.25) Das hat sich dann wohl erübrigt.

Rückblick 13. Mai 2025 - Die Wirtschafskammer feiert die Eröffnung eines "Hauses der Wirtschaft" in Brüssel, das um 22. Millionen Euro (aus Kammerbeiträgen, what else?) gebaut wurde. Die abgehobenen Worte des Herrn Mahrer dazumal: "Wir starten mit AT60 eine neue Ära der Interessenvertretung. Unser Anspruch: mehr wirtschaftliche Schlagkraft durch eine starke Präsenz vor Ort“. Ich kann mich nicht erinnern, dass die Mitglieder der WKÖ befragt wurden, ob sie ein derartiges "Begegnungszentrum" benötigen. Bei genauerer sprachphilosophischer Untersuchung von Mahrers Wortspende hätte man schon damals manche Mängel seiner Führungsqualitäten erkennen können: "Europa ist Heimat und Heim-Markt für Österreichs Wirtschaft. 7 von 10 rot-weiß-roten Export-Euro werden in der EU verdient. Ein wesentlicher Teil unserer Wirtschaftsgesetze wird in Brüssel gestaltet. Und gerade in geopolitisch fordernden Zeiten ist Europa das starke Fundament für unseren Wohlstand. 30 Jahre nach dem EU-Beitritt Österreichs schreiben wir mit AT60 nun das nächste Kapitel dieser Erfolgsgeschichte." Die etwas konfuse Replik, mit der Mahrer Business as usual zu einer epochalen Entwicklung umdeutet und die Errichtung eines neuen Gebäudes als Anbruch einer "eine neue Ära" feiert, hat das Ziel "Networking und Wissensaustausch zu fördern und der Stimme der österreichischen Wirtschaft auf EU-Ebene noch mehr Gehör zu verschaffen." Dank WWW, KI und dem Wiener Opernball erreichten Österreichs Unternehmen dieses Ziel bislang auch ohne AT60 in Brüssel, das nicht nur 22 Millionen Errichtungskosten, sondern mit Sicherheit auch einen Millionenbetrag jährlicher Betriebskosten verschlingt. 

Ethos.at bietet an, alle "Ansprüche" von Wirktschaftskammerfunktionären künftig sprachphilosophisch zu untersuchen. Allein mit diesem kostengünstigen Service könnten Millionen eingespart werden. Doch bislang waren solche Services von der Wirtschaftskammer nicht erwünscht.

 

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