17. August 2022 - Almabtriebe finden üblicher Weise Ende September statt. Dieses Jahr ist der Termin bereits am 2. September, dafür war der Almauftrieb erst ab 9. August. Das war der Tag, an dem der Startschuss für das Sammeln der Unterstützungserklärungen für das Amt des Bundespräsidenten gegeben wurde. Wurden bis dahin schon knapp zwanzig Kandidaten ventiliert, von denen am 9. August bereits drei das Handtuch geworfen haben (Gustav Jobstmann, Martin Wabl, Martina Essl) so sind in der ersten Eintragungswoche auf den fahrenden Traktor-Anhänger ein halbes Dutzend weiterer Kandidaten aufgesprungen.
Man kann diese Wahl nur noch als Almauftrieb von Kühen, Kälbern und Ochsen bezeichnen, die glauben, auf der Alm der Sonne etwas näher zu sein als unten im Tal. Anders gesagt: für ein paar Minuten "im Lichte der Öffentlichkeit" (Copyright ORF), aber absolut ohne Plan für eine fundamentalen Neuorientierung und Neupositionierung unserer Demokratie, trotten diese Kühe, Kälber und Ochsen nun auf die Alm und verlaufen sich dann auf einer Hinteralm. Mit einer Ausnahme: Hubert Thurnhofer, der einzige und wahrhafte Hornochse in dieser Gruppe, der in unverbesserlicher Naivität bis heute der Überzeugung ist, dass der Bundespräsident der erste Diener des Volkes ist und sich darauf akribisch und systematisch vorbereiten muss. Unser Kandidat 2022 hat das über fünf Jahre lang gemacht.
Die Kandidaten denen das System "eine Chance gibt" sind neben VdB als Speerspitze der System-Erhalter, die Vertreter der kontrollierten Oppositon: Rosenkranz, Brunner, Grosz und Pogo. Das System sind die Parlamentsparteien und ihre Hofberichterstatter - sie geben und nehmen! Wem sie keine Chance" geben", der kann seine blauen Wunder erleben, wenn er Chancengleichheit einfordet
Seit Mai laufen immer mehr Kandidaten auf, die von den Massenmedien als "No-Names" ignoriert werden und wurden. Nun, nach der ersten Eintragungswoche, sorgen weitere "Promis" für Schlagzeilen die aufgrund ihrer Massenmedientauglichkeit durchaus Chancen haben, last minute die 6.000 notwendigen Unterstützungserklärungen zu bekommen. Spitzenreiter unter ihnen sind der Krone-Kolumnist Tassilo Wallentin und der Unternehmer Heini Staudinger.
Tassilo Wallentin hat die Bürgernähe entdeckt und erstmals auf eine Mail, die ihm Unser Kandidat 2022 geschickt hat, geantwortet. Programmierte Bürgernähe - auf jede Mail ein Autoreply! Seine Antwort: "Vielen Dank!! Das freut mich wirklich sehr!! Jetzt wäre das Wichtigste, viele Menschen zu motivieren, die Unterstützungserklärung zu unterfertigen!!! Ich darf Ihnen diese samt Sammelmail und Anlage hiermit übermitteln. Vielen lieben Dank für Ihre EMAIL!"
Künstliche Intelligenz ist immer künstlich, aber nicht immer intelligent. Sie kann jedenfalls nicht intelligenter sein als ihr Programmierer bzw jener, der den Auftrag für eine Programmierung gibt - in dem Fall: Tassilo Wallentin. Die viel bedankte EMAIL hatte folgenden Inhalt:
"Lieber Tassilo Wallentin! Der ORF berichtet über Bundespräsidentschaftskandidaten nur, „wenn die betreffende Person aufgrund besonderer Umstände bereits eine gewisse politische, soziale oder künstlerische Öffentlichkeitsrelevanz erlangt hat“. So beantwortete der Anwalt des ORF meinen Antrag auf Gleichbehandlung. Dies trifft offenbar auf einen Rocksänger zu, von dem bekannt ist, dass er gerne Bier trinkt. Dies trifft aber nicht auf eine Galeristen zu, der in 22 Jahren den Kunstraum zum größten privat finanzierten Kulturzentrum Wiens gemacht hat: Hubert Thurnhofer.
Details über die antidemokratische Selbstherrlichkeit des ORF siehe Artikel auf ethos.at
Ich werde von Freunden oft gefragt, warum über meine Kandidatur im ORF nicht berichtet wird. Die Antwort: weil der ORF seine mediale Allmacht missbraucht und Informationen, die für die Zukunft unserer Demokratie entscheidend sein können, systematisch unterdrückt. Der ORF und die Regierungsparteien haben aus unserem Land eine DDR 4.0 gemacht. Wer die „Herrschaften“ unseres Staates noch für Vertreter einer Demokratie hält, der ist wohl auch der Meinung, dass Honecker und Genossen vorbildliche Demokraten waren, im Land das sie als Deutsche Demokratische Republik bezeichneten."
Noch keinen Brief hat unser Kandidat 2022 an Heini Staudinger geschrieben. Aber Antworten hat er von Menschen bekommen, die Staudinger kennen. Eine Antwort lautet: Staudinger hat nicht den geringsten Plan, was er als Bundespräsident machen wird. Sein einziges Kalkül ist es, dass er aufgrund seiner Bekanntheit als Waldviertler Schuster die 6.000 Unterstützungserklärungen schaffen wird. Christa Strahlhofer, Unterstützerin von Unserem Kandidat 2022, sagt dazu: "Schuster bleib bei deinem Leisten! Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Dass er sich für VdB bei der letzten Wahl ins Zeug gelegt hat, das allein disqualifiziert ihn als einen, der von der Politik keine Ahnung hat."
Dass sich Heini last minute in die Reihe der Show-Kandidaten einreiht und sich damit auf das Niveau von Pogo/Grosz begibt, belegt auch die Dokumentation des "Kandidaten wider Willen" Gerhard Kuchta. Er wollte mit seiner Partei Demokratische Alternative nach einem Meeting im Mai Heini Staudinger als Kandidaten der Bewegung "Zukunft.Jetzt" unterstützen, doch "Zukunft.Jetzt" hat sich zunächst zurück gezogen, weil: "die Bewegung ZJ noch nicht die Kraft und die Strukturen hat, um hinter einem so öffentlichkeitswirksamen Projekt zu stehen."
Kann ein Heini, der eine Woche nach dem Startschuss (Stichtag 9. August) drauf kommt, er will auch mitlaufen, unserer Demokratie dienen und das System fundamental ändern, selbst wenn er auf Waldviertlern den Sprung auf den Wahlzetteln schafft? Diese Frage sollten sich vor allem jene stellen, die ihn unterstützen. Laut TKP.at sind das Mitglieder der Initiative "Zukunft Jetzt", die Gruppe „Grüne gegen Impfpflicht und 2G“, sowie " die Sachbuchautorin Christine Bauer-Jelinek, die den Wahlkampf ehrenamtlich koordiniert. Die Feministin lehrt an der WU Wien und thematisiert in ihren Büchern häufig die Mechanismen von Macht."
Ergänzung 2. September 2022: Beide Kandidaten haben die erforderliche Anzahl der Unterstützungserklärungen deutlich übertroffen und werden somit neben Vdb, Roskenkranz, Brunner, Grosz und D.W. Pogo auf dem Wahlzettel stehen.
Ergänzung 5. April 2023: Laut Rechnungshof hat Tassilo Wallentin insgesamt 209.807,82 Euro an Spenden bekommen. "Der Großteil davon kam von Unternehmer Frank Stronach, der rund 148.000 Euro spendete. Die zweithöchste Summe erhielt Wallentin von Geschäftsmann Lutz Seebacher mit 40.000 Euro. An dritter Stelle befindet sich in der Auflistung des RH der Unternehmer Siegfried Stieglitz, dem Wallentins Kandidatur 10.000 Euro wert war. Für Wallentin stimmten bei der Wahl am 10. Oktober des vergangenen Jahres 327.214 Wähler, was 8,07 Prozent entsprach", berichtet ORF.at