13. April 2023 - Die österreichische Aufsichtsbehörde für Strom und Gas, e-control, hat ihre Jahresbilanz vorgestellt. Zwei Grafiken zeigen wie sich die Kundenpreise bei Strom und Gas entwickelt haben: In Summe lag der Enverbrauch bei Strom im Jahr 2022 bei 64 TWh, was in 16 Summe ein Minus von 2,8 Prozent bedeutet. Bei Gas lag der Endverbrauch bei 86,4 TWh, 2021 waren es rund 96,3 TWh und selbst im Corona-Krisenjahr 2020 waren es 90,6 TWh.
"Seit Herbst 2022 haben sich sowohl Strom- als auch Gaspreise an den Großhandelsmärkten langsam, aber kontinuierlich nach unten bewegt. Dies hängt einerseits mit den europäisch implementierten Maßnahmen (etwa zur Speicherbefüllung und Gasquellendiversifizierung) zusammen, aber auch mit einem relativ milden Winter und einer gedämpften weltwirtschaftlichen Entwicklung.
Die etwas ruhigeren Großhandelsmärkte zeigen jedoch einen differenzierten Ausblick auf die Preise. Der Gaspreis für zukünftige Lieferungen zeigt noch bis Ende 2024 ein Niveau von 50-60 €/MWh. Danach sollten u.a. zusätzliche Flüssiggasprojekte weltweit zu einem höheren Angebot und damit weiter sinkenden Preisen führen. Strom für den Winter 2023/24 kostet am Großhandel derzeit zwischen 140 und 180 €/MWh mit leicht sinkender Tendenz in den folgenden Jahren. Unsicherheit besteht hier vor allem in Hinblick auf die Erzeugung aus Atomkraftwerken in Europa. Um auch langfristig ein niedrigeres Preisniveau zu bekommen, wird das Erreichen der Erneuerbaren-Ausbau-Ziele ein zentrales Element sein", erläutert e-control.
Ausblick 2023 Am 15. April 2023 werden in Deutschland die letzten drei Kernkraftwerke vom Netz genommen. Welche Auswirkungen hat dies auf den Stromimport in Österreich? E-Control erklärt: "Die letzten drei deutschen AKWs haben in den letzten Monaten nur mehr etwa 4 bis 5 Prozent des in Deutschland erzeugten Stroms ausgemacht. Diese Menge ist einerseits mit einem durch die Energiekrise beschleunigten Ausbau der Erneuerbaren (Wind, PV), andererseits durch vorhandene fossile Kapazitäten gut ersetzbar."
Welche Auswirkungen erwartet E-Control auf den Strompreis in Österreich? "Wir erwarten durch die Abschaltung der drei AKWs keine signifikanten Auswirkungen auf die Import-/Exportsituation oder die Strompreisentwicklung in Österreich.
Ergänzung 17.4.23: Bayerns Ministerpräsident Sder erklärt auf einer Pressekonferenz: "der ganze CSU-Vorstand ist der Meinung, dass das Abschalten der letzten Kernkraftwerke ein schwerer Fehler ist", berichtet Welt.de (inklusive Video von der PK).
(Weitere Information laut Pressemitteilung der e-control) Das Jahr 2022 hat die E-Control vor große Herausforderungen gestellt. „Doch auch im Jahr 2023 warten zahlreiche wichtige Aufgaben. Das Vertrauen der Konsument:innen in den Markt wieder zu festigen, ist dabei ein wichtiges Thema, Rahmenbedingungen für den Ausbau der Netze zu schaffen ebenso. Bei den Photovoltaikanlagen war im vergangenen Jahr ein regelrechter Boom zu erkennen, was sich 2023 fortsetzen wird. Fragen zu Netzanschlussthemen beschäftigen die E-Control daher massiv. "Ein Actionplan dazu ist derzeit in Ausarbeitung und soll in Kürze präsentiert werden", erläutert Alfons Haber, Vorstand der e-control.
Ein für die E-Control neues Aufgabengebiet soll zudem durch das neue Energieeffizienzgesetz kommen. Laut ersten Gesetzesentwürfen soll die Regulierungsbehörde künftig Monitoringstelle für Energieeffizienz werden. „Eine Aufgabe, die eine Fülle an neuen Tätigkeiten mit sich bringen wird, die wir aber gerne wahrnehmen und ausfüllen werden“, betont Haber.
Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur in Österreich: Der Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur in Österreich soll dem Ziel des effizienten und fokussierten Einsatzes von Wasserstoff in schwer zu dekarbonisierenden Sektoren in Österreich und in der EU dienen. Dabei soll die bestehende, gut ausgebaute Gasinfrastruktur in Österreich auf Fernleitungs- und Verteilernetzebene für den Transport von Wasserstoff bestmöglich genutzt werden.
Wie die Transformation der bestehenden Gasinfrastruktur in Österreich in eine Wasserstoffinfrastruktur aussehen könnten, wurde erstmals in der Infrastrukturplanung 2022 vom Markt- und Verteilergebietsmanager AGGM in einer sog. Wasserstoff-Roadmap bis 2050 entwickelt. In dieser wird dargestellt, wann und wo - basierend auf Daten zur technischen Machbarkeit und den Wasserstoffbedarfen der Kund:innen -, bestehende Gasleitungen umgestellt werden können. Sie zeigt aber auch auf, wo zusätzliche neue Wasserstoffinfrastruktur bis 2050 entstehen sollte, um den Bedarf an Wasserstoff mittel- bis langfristig zu den Verbrauchspunkten transportieren zu können. "Ein erstes Projekt dazu (H2-Kollektor) wird von Netzbetreibern und der AGGM entwickelt und als Planungsprojekt in der diesjährigen Netzentwicklungsplanung (LFiP) enthalten sein und von der E-Control genehmigt werden", so Alfons Haber.
Auf Fernleitungsebene haben die Fernleitungsnetzbetreiber GCA und TAG Wasserstoffprojekte entwickelt, basierend auf bestehender Gasinfrastruktur. "Diese Projekte der österreichischen Fernleitungsnetzbetreiber werden auch als Planungsprojekte Bestandteil der österreichischen von der E-Control genehmigten Infrastrukturplanung sein", betont Haber.
Siehe auch: e-control verzeichnet Lawine von Beschwerden