Die Grenzen der Künstlichen Intelligenz

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"Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt." Ludwig Wittgenstein

16. April 2023 - Künstliche Intelligenz KI ist mit Sicherheit immer künstlich, aber selten intelligent. Künstlich - d.h. hier nicht-natürlich - ist die KI, weil sie immer ein mehr oder weniger kreatives Produkt von Programmierern ist. Intelligent ist die KI selten, wenn man empirisch untersucht, was sie leistet. Das ist - im Gegensatz zum Hype, den kürzlich ChatGPT ausgelöst hat - äußerst dürftig.

Vor rund einem Jahr hab ich einen Kasten gesucht und in kurzer Zeit bei einem mir bis dahin unbekannten Anbieter gefunden. Die Bestellung inklusive Bezahlung lief unterbrechungsfrei, die Lieferung kam schneller als erwartet. Soweit war noch keine KI erforderlich, wenn man nicht unterstellt, dass eine Computer-Intelligenz allein aufgrund MEINES Suchbegriffes "Kasten" bereits erkannt hat, WELCHER Kasten FÜR MICH aus dem unendlichen Kastenuniversum in Frage kommt.

Lustig, dass nach einer Woche immer öfter Kasten-Werbungen auf meinem Browser auf poppten. Nicht irgendwelche, sondern Werbung exakt für den Kasten der Firma, die mir überpünktlich das Objekt meiner Wünsche geliefert hat .Obwohl ich ein Mensch mit Humor bin, fand ich es nach vier Wochen nicht mehr lustig, sogar auf russischen Seiten (auf denen ich damals noch legal recherchieren durfte) die betreffende Anzeige zu finden. Die Anzeige war einfach immer schneller da als jedes andere Suchergebnis! Ich musste drei mal bei der Firma intervenieren, bis dieser Schabernack eingestellt wurde.

Da die Zeiten für unabhängige Journalisten seither nicht einfacher geworden sind und gewöhnlich gut informierte Kreise wissen, dass es Lehrermangel an Österreichs Schulen gibt und Quereinsteiger mit Berufserfahrung derzeit an den Schulen unseres Landes gefragt seieh, habe ich mich mit der Qualifikation "Lehrer" auf einigen Jobportalen registriert. Abgesehen davon, dass es zwei Stellen in meinem Bezirk gibt, die offenbar so attraktiv sind, dass sie mir täglich von mehreren Seiten angeboten werden, bringt mir jobrapido täglich Angebote aus dem Bereich "Lehre".

Lehrer gesucht AI KI

Das sind, trotz totaler Themenverfehlung, immerhin Ergebnisse. Gar keine Ergebnisse liefert dagegen bewerbung.bildung.gv.at, wo ich rund zwei Stunden lang alle meine Qualifikationen und Zeugnisse hochgeladen habe.

Update 30. Mai 2023 - Bill Gates, der Experte für alles, ist ins Artificial Intelligence Business eingestiegen und hat 10 Milliarden Dollar in ChatGPT investiert. Auf einer Konferenz in San Francisco erklärt er, was nach Covid und Klima das nächste große Ding ist. Das Lifestile-Magazin GQ formuliert die entsprechende Headline (mit oder ohne Unterstützung von ChatGPT ist nicht bekannt): "Bill Gates sieht das Ende von Google und Amazon kommen".

Diskussion am 5. Juni 2023 ab 18:30 in der Wienbibliothek im Rathaus, in Kooperation mit der der Universität für angewandte Kunst Wien und der Wiener Zeitung: Mythos trifft Wahrheit trifft Chancen. Ein Troll fegt durch die Welt. Veranstaltung unserer Reihe "Digitaler Humanismus - Transformation gestalten" als Live-Stream


Was ist Intelligenz?

Dass KI-Angebote selten intelligent sind, ist eine Übertreibung. Tatsache ist, dass KI grundsätzlich nie intelligent ist. Dass ausgerechnet Journalisten euphorisch über die angeblich tollen Ergebnisse von ChatGPT berichtet haben, ist kein Zeichen für die hohe Qualität von ChatGPT, sondern für die zweifelhafte Qualität der heutigen Journalisten. Mehr dazu von René Pfeiffer, "IT-Welt im KI-Wahn". 

Dazu passend die Schlagzeile: "KI könnte 300 Millionen Jobs vernichten: Diese Revolution gefährdet viele Berufe. Sicher sind nur noch die, die keiner mehr machen will. ... Die generative künstliche Intelligenz steht mit ChatGPT kurz vor der Marktreife. Und wird die Arbeitswelt ähnlich durcheinanderwirbeln wie die Erfindung des Computers, des Internets oder des Smartphones.". Dieser klassenkämpferische Duktus kommt nicht von der linken TAZ, sondern von der Wirtschaftszeitschrift CAPITAL (16.4.23).

Weiters schreibt CAPITAL: "Laut einer Studie der Universität von Pennsylvania und OpenAI, der Firma hinter ChatGPT, hat der Chatbot vor allem für Buchhalter, Mathematiker und Schriftsteller großes Verdrängungspotenzial." Dass die monotone Arbeit von Buchhaltern (im Gegensatz zu Positionen in Audit, Controlling, Bilanzierung) automatisiert werden kann, liegt nahe. Dass aber ausgerechnet kreative Jobs von Mathematikern und Schriftstellern am "Verdrängungspotenzial" von ChatGTP leiden sollen, ist - siehe oben - kein Beweis der Genialität eines neuen Programms, sondern der Hirnlosigkeit der Journalisten, die solche Behauptungen unkritisch übernehmen, weil sie zu faul sind für Check-Recheck-Doublecheck, oder die "höhere Autorität" einer "UNI-Studie" grundsätzlich nicht hinterfragen. Tatsächlich kann ein Teilbereich der "Schriftsteller", nämlich die Mehrheit der mittlerweile völlig unkritisch berichtenden Journalisten, die nur noch vorgefertigte Unternehmens-PR und Regierungspropaganda wiedergeben, jederzeit durch ChatGPT ersetzt werden.

Dazu eine Anekdote aus der Computersteinzeit. Anfang der 1980er Jahr war Elfriede Jelinek eine der ersten Autorinnen, die einen Mac benutzte. Das gab Anlass für Spekulationen der Medien, ob die Autorin noch allein verantwortlich sei für den Inhalt ihrer Werke, oder ob "der Computer" bereits als "Co-Autor" ihrer Werke einen Teil der Arbeit übernehme. Für Jelinek, so wie für 99 Prozent der Mac-Pioniere, war "der Computer" aber nicht mehr als eine Schreibmaschine mit Speicherfunktion. Selbst diese Funktion war noch so teuer, dass die spätere Nobelpreisträgerin jeden Text zwei mal tippte - zunächst den Entwurf, der nach der Korrektur gelöscht wurde, danach die Endfassung - um Disketten zu sparen. Ich selbst benutzte damals eine elektrische Schreibmaschine mit Thermoprinttechnik, die Blocksatz ermöglichte und über eine Speicherkapazität von einer A4-Seite verfügte, so dass ich jede Seite auf einem einzeiligen Display korrigieren konnte, bevor das perfekte Ergebnis ausgedruckt wurde. Meinen Studienkollegen, die noch auf mechanischen Schreibmaschinen ihre Seminararbeiten tippten, fühlte ich mich damit technisch überlegen.

Die TAZ (8.4.23) bringt ein Interview mit Judith Simon, Mitglied des Deutschen Ethikrates. Die erste Frage: Wie unterscheiden sich Mensch und Maschine? Judith Simon: "Das ist eine Frage, die viele Bücher füllen kann und auch gefüllt hat. Vielleicht fangen wir damit an, dass der Mensch ein Bewusstsein hat und Maschinen nicht. Maschinen haben auch kein Verständnis von Sprache. Sie können es nur simulieren, indem sie Muster in der Sprache erkennen und reproduzieren. Auch ChatGPT ist also im Grunde nur Statistik." Simon verweist auch auf einen Aspekt der Entwicklungsgeschichte von KI-Apps: " letztlich funktionieren diese Systeme nicht von selbst, sondern hängen davon ab, dass Menschen Daten für sie aufbereiten. Diese arbeiten oft unter prekären Arbeitsbedingungen im Globalen Süden."

Im März hat der Ethikrat die Studie "Mensch und Maschine - Herausforderungen durch Künstliche Intelligenz" veröffentlicht, ethos.at hat berichtet.

Ergänzung 17. September 2023Die Grenzen der #AI #KI Künstlichen Intelligenz am Beispiel Twitter-Empfehlung. Antwort: NA, sicher ned!!

Noch immer aktuell: BIG DATA - Nicht alles ist Gold. (Artikel erschienen im April 2017 in der Unternehmerzeitschrift a3eco)

Über künstliche Intelligenz, sagt Noam Chomsky: „Der menschliche Geist ist nicht wie ChatGPT und seine Kollegen eine statistische Maschine, die mit Hunderten von Terabytes an Daten verschlingt, um die plausibelste Antwort auf ein Gespräch oder die wahrscheinlichste Antwort auf eine wissenschaftliche Frage zu erhalten.“

Im Gegenteil... „Der menschliche Geist ist ein überraschend effizientes und elegantes System, das mit einer begrenzten Menge an Informationen arbeitet. Er versucht nicht, Korrelationen aus Daten zu ziehen, sondern versucht Erklärungen zu schaffen. [...]

Hören wir dann auf, sie „Künstliche Intelligenz“ zu nennen, und nennen wir sie das, was sie ist und tut, „Plagiatssoftware“, denn „Sie erschafft nichts, sondern kopiert bestehende Werke bestehender Künstler und verändert sie so weit, dass sie den Urheberrechtsgesetzen des Autors entgeht.“

Es handelt sich um den größten Diebstahl geistigen Eigentums seit der Ankunft europäischer Siedler auf dem Land der amerikanischen Ureinwohner. " Noam Chomsky, New York Times – 8. März 2023

Ergänzung 22. April 2024 - Die Grenzen der KI am Beipsiel Linkedin. Genau auf diese Empfehlungen habe ich gewartet!

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