Banken sind Krisengewinnler 2022 - OeNB Jubelbericht

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Rekordjahresergebnis 2022 der österreichischen Banken in einem angespannten Umfeld

05. April 2023 (Pressemitteilung der Österreichischen Nationalbank) - Das aggregierte Jahresergebnis der österreichischen Kreditinstitutsgruppen und Einzelkreditinstitute beläuft sich für das Geschäftsjahr 2022 auf 10,2 Mrd EUR und übersteigt somit das bereits sehr gute Ergebnis des Vorjahres um 66,9 %. Die dafür maßgeblichen Zuwächse beim Zinsergebnis und beim Provisionsergebnis sind jedoch im Kontext einer eingetrübten Konjunktur, einer hohen Inflation und einer entsprechend restriktiven Geldpolitik zu sehen. Der außergewöhnlich hohe Anstieg um 4,1 Mrd EUR relativiert sich zudem, da als Folge der russischen Invasion die Realisierbarkeit der Gewinne von Tochterbanken in Belarus und Russland aktuell eingeschränkt ist.

Die aggregierten Betriebserträge lagen im Jahr 2022 um 5,8 Mrd EUR bzw. 22,5 % über dem Vorjahreswert. Positiv auf die Betriebserträge wirkte sich sowohl der Anstieg beim Zinsergebnis (+3,6 Mrd EUR) als auch der Anstieg beim Provisionsergebnis (+2,1 Mrd EUR) aus. Die gute Entwicklung beim Zinsergebnis ist dabei vorrangig auf das veränderte Zinsumfeld und auf ein gestiegenes Forderungsvolumen zurückzuführen.

Das aggregierte Betriebsergebnis ist im Vergleich zum Vorjahr um 3,8 Mrd EUR bzw. 42,6 % gestiegen. Diese Entwicklung ist in erster Linie auf den Anstieg bei den aggregierten Betriebserträgen zurückzuführen. Negativ auf das Betriebsergebnis hat sich hingegen der Anstieg bei den Abschreibungen und Wertminderungen von immateriellen Vermögenswerten, Sachanlagen und Beteiligungen um 1,3 Mrd EUR ausgewirkt.

Insgesamt wurde ein Wachstum von 66,9 % beim aggregierten Jahresergebnis nach Steuern und Minderheitenanteilen auf 10,2 Mrd EUR verzeichnet. Für diese Entwicklung ist – neben den gestiegenen Betriebserträgen – der Anstieg beim Gesamtergebnis aus aufgegebenen Geschäftsbereichen nach Steuern (+1,0 Mrd EUR) hauptverantwortlich. Darüber hinaus trägt der Zuwachs beim Gewinn aus nicht voll- oder quotenkonsolidierten Tochterunternehmen (+811 Mio EUR) wesentlich zur Verbesserung des Jahresergebnisses bei. Der Anstieg bei den Wertminderungen und Rückstellungen für das Kreditrisiko (+1,1 Mrd EUR) wirkt sich demgegenüber negativ auf das Jahresergebnis aus.

All diese Entwicklungen sind zudem im Kontext einer eingetrübten Konjunktur, einer hohen Inflation und der entsprechend entschlossenen restriktiven Geldpolitik zu sehen sowie einer eingeschränkten Realisierbarkeit regionaler Gewinne in Belarus und Russland aufgrund der Folgen der russischen Invasion.

Siehe auch: OeNB Skandal: 1,9 Milliarden Euro Verlust

ERGÄNZUNG: Krisen- und Kriegsgewinner Nummer 1 ist übrigens die einstmals bodenständige Raiffeisen: "Obwohl die Raiffeisen Bank International (RBI) ihr Kreditgeschäft in Russland im Vorjahr um ein knappes Drittel zurückgefahren hat, ist der Gewinn enorm gestiegen. Im Jahresvergleich hat sich der Überschuss nach Steuern mehr als vervierfacht, von 474 Mio. Euro im Jahr 2021 auf 2.058 Mrd. Euro im Jahr 2022. Grund sind vor allem Währungseffekte und das Geschäft mit dem Devisentausch", berichtet ORF.at am 1.2.23. Die RBI ist auch in Belarus tätig, wo die Gewinnsprug um vergleichsweise gering ausgefallen ist (von 49 im Jahr 2021 auf 113 Millionen Euro 2022). Und in der Ukraine sind die Gewinne im Vergleichszeitraum sogar um 50 Prozent gefallen, von 122 auf 65 Millionen Euro.

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