Wenn Meinungsforschung zum Scheitern verurteilt ist
5. November 2025 - Die Meinungsforscher von Marketagent haben den ersten Versuch unternommen, den „Zeitgeist“ zu ergründen und sind damit kläglich gescheitert. Laut Marktetagent gilt: „Klimakrise als zentrale Herausforderung unserer Zeit. 68 Prozent der Befragten stimmen zu, dass die Klimakrise die größte Herausforderung unserer Zeit ist.“ ethos.at stellt das in Frage.
Presseinfo von Marketagent: Die erste Ausgabe der Studienreihe „Zeitgeist Österreich“ des digitalen Markt- und Meinungsforschungsinstituts Marketagent zeigt deutlich: Die große Mehrheit der Österreicherinnen und Österreicher sieht die Klimakrise als ernsthafte Herausforderung – doch sie fordert zugleich Fairness, Leistbarkeit und mehr Verantwortung von Politik und Wirtschaft.

Fact Box:
+ Grundhaltung: 68% der Österreicher*innen stimmen zu, dass die Klimakrise die größte Herausforderung unserer Zeit ist. Besonders stark ausgeprägt bei der Generation Z (76%) und bei politisch links orientierten Personen (86% | politisch (eher) rechts: 48%). Für 83% ist Klimaschutz eine Verantwortung gegenüber nachfolgenden Generationen.
+ Verantwortung: Die größte Verantwortung für Klimaschutz wird bei Politik (88%) und Wirtschaft (87%) gesehen. 73% sehen auch die Bürger*innen selbst in der Pflicht.
+ Eigener Lebensstil: Drei Viertel finden es richtig, dass Klimaschutz auch persönliche Veränderungen erfordert (74%). Gleichzeitig glauben 6 von 10 nicht, dass ihr Verhal-ten allein einen Unterschied macht. Für 9 von 10 müssen Klimaschutzmaßnahmen für alle leistbar sein.
+ Klimaberichte: Klimaberichte lösen vor allem Sorge um die Zukunft der nächsten Generationen (49%) und Wut über das mangelnde Handeln von Politik und Wirtschaft (40%) aus. 21% finden die Darstellung übertrieben, 17% reagieren genervt.
+ Zukunft: Nur 17% glauben, die Welt werde 2050 „stabil und gut gepflegt“ sein. 36% sehen sie als „Haus in Renovierung, 30% „in Schieflage“ und 13% als „einsturzgefährdet“. 4,3% befürchten, dass die Welt 2050 unbewohnbar ist.
HTH kommentiert: Als Philosoph und "Experte für Zeitgeist" erlaube ich mir den Einwand, dass in dieser Untersuchung eine Themenverfehlung vorliegt. Die a priori Gleichsetzung von Zeitgeist mit dem Klimawandel-Dauerthema, das spätestens seit dem "Green Deal" der EU zur Ideologie verkommen ist, halte ich für ungeeignet, um in einer Umfrage zu brauchbaren Ergebnissen über den Zeitgeist zu kommen.
Das Ergebnis "Klimakrise als zentrale Herausforderung unserer Zeit. 68 Prozent der Befragten stimmen zu, dass die Klimakrise die größte Herausforderung unserer Zeit ist" verschweigt die Frage, die zu dem (gewünschten?) Ergebnis führte. Welche anderen Herausforderungen sehen die Österreicher? Wie stehts mit folgenden Problemfeldern/Herausforderungen:
+ Wirtschaftskrise
+ Energiekrise
+ Weltkriegsgefahr
+ Terrorismus
+ Migration
+ Demokratie
+ Geldentwertung
uvm
Was davon wurde abgefragt?
Ich halte die Meinungsumfrage grundsätzlich für die falsche Methode, um den Zeitgeist zu ergründen. Allenfalls könnten Meinungsforscher Ideologien unserer Zeit untersuchen. In diesem Rahmen wäre das Klimawandel-Ideologie richtig positioniert. Interessant wäre auch, die herrschenden Narrative (veröffentlichte Meinung) zu den oben angeführten Herausforderungen mit den Einstellungen und Interessen der Österreicher (öffentliche Meinung) abzugleichen.
Sapere aude!
