Wasserstoff durch die Gasleitung!? - Kommentar von H. Thurnhofer

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Wenn heute irgendwo eine Studie in Umlauf gebracht wird, so impliziert dies zunächst, dass es sich um eine wissenschaftliche Untersuchung handelt. DVGW erhebt laut Impressum den Anspruch, ein technisch-wissenschaftlicher Verein zu sein. Das Organigramm zeigt eine Konzernstruktur mit zahlreichen Geschäftsbereichen und Beteiligungen. Der Verein übernimmt Prüfaufgaben und Zertifizierungen für 14.000 Mitglieder, die flächendeckend über neun Landesgruppen und 62 Bezirksgruppen betreut werden. Ein Verein, pro forma NGO, de facto mitten im Machtzentrum Deutschlands. So ist die für den Inhalt einer Studie immer entscheidende Frage nach dem Auftraggeber auch beantwortet: es sind die Mächtigen des Landes. Dementsprechend ist das Ergebnis der Studie ausgefallen: was zu beweisen war wurde bewiesen.

Schatten und Flaschen

Die Abhängigkeit der Wissenschaften vom Staat ist bedenklich, mehr noch: verfassungswidrig. In Deutschland garantiert Artikel 5 Grundgesetz, in Österreich Artikel 17 des Staatsgrundgesetzes die Freiheit der Wissenschaften. Die totale Verflechtung der Wissenschaft mit den Organen des Staatsapparates ist bedenklich, mehr noch: undemokratisch. Grundlage jeder Demokratie ist nämlich die Gewaltenteilung. Diese aber ist nicht mehr gegeben zwischen den drei Säulen jeder Demokratie - Exekutive, Legislative und Judikatur. Genauso wenig oder sogar noch weniger zwischen offiziellen staatlichen Strukturen und staatsnahen Strukturen wie NGOs, Medien und den großen Kultureinrichtungen eines Landes.

Wasserstoff spielt in der Propaganda für die Zwangsbeglückung der Menschen durch die Energiewende zur Rettung des Klimas (Österreichs Klimaschutzministerin hat dafür den Begriff "Klimaglück" kreiert) eine zentrale Rolle. Wasserstoff soll künftig mit geradezu hemmungslosem Aufwand das ersetzen, was wir bislang mit einfachsten Mitteln direkt von der Natur bekommen haben: Erdgas. Beschönigt wird dieser Aufwand mit der Erklärung, dass die Herstellung von Wasserstoff "derzeit noch teuer" sei. Nicht beschönigen, und niemals aus der Welt schaffen, lässt sich die Tatsache, dass Herstellung, Lagerung und Transport von Wasserstoff nur mit exorbitant hohem Energieeinsatz (= Energieverbrauch) möglich sind.

Um 1 kg Wasserstoff zu erzeugen, sind rund 53 KWh Strom notwendig. Der Brennwert, also die Energie, die bei der Verbrennung von 1 kg Wasserstoff freigesetzt wird, beträgt 39,6 KWh. Der Verlust von 26 Prozent ist nur möglich in einer idealtypischen Situation: die Elektrolyse wird direkt bei einer Photovoltaikanlage zu dem Zeitpunkt durchgeführt, zu dem diese Überschussstrom produziert; und dann wird die gespeicherte Energie vor Ort wieder verbraucht. Dies allerdings tritt in der Realität kaum ein. In der Realität fallen für die notwendigen Rohstoffe nicht vom Himmel (außer H2O in Form von Regen oder Tauwasser, häufiger jedoch wird Erdgas, Erdöl und Kohle für die Elektrolyse verwendet). Dazu kommt: die zur Herstellung großer Mengen Wasserstoff erforderlichen Anlagen sind gigantiomanisch, der Transport extrem aufwendig.

Michael Narodoslawsky (Univ.Prof. i.R. TU Graz) verweist darauf, dass Wasserstoff als Antrieb für die Brennstoffzelle eines Autos einen Wirkungsgrad von 37 Prozent erreicht: "Zuerst brauchen wir Strom und dann haben wir Strom. Und 63 Prozent haben wir verjubelt, unterwegs. Das wäre das Wasserstoffauto. Verbrenner sind noch ein bissl grauslicher, aber nicht viel. Wenn Sie das selbe in eine Batterie speichern, dann würden sie einen Wirkungsgrad von 95 Prozent haben, das ist ein Faktor von 2,5. Das bedeutet: wenn sie bei der Mobilität auf Wasserstoff setzen, brauchen Sie 2,5 mal so viel PV-Fläche, damit Sie die selben Kilometer fahren können. Das ist grober Unug."

Quelle: Vortrag bei der Konferenz "Irrwege der Energiewende", eine Veranstaltung der BOKU-Energieclusters am 24.1.23. Man darf gespannt sein, wie lange es noch derartig unabhängige Forscher und Diskussionen zum Thema Energiewende gibt. Wenn hierzulande, so wie in Deutschland, die selbsternannten Klimaretter die Übermacht behalten, dann wird man im Klima- und Energiediskurs bald jene Methoden anwenden, wie wir sie aus den Corona-Maßnahmen-Paketen bereits kennen.