Rudi über Basti
"Pandemia. Einblicke und Aussichten" ist der Titel des soeben erschienen Buches unseres Ex-Gesundheitsministers. Über seine "Einblicke" zu berichten, erübrigt sich, denn es gibt keine! Alles, was er uns serviert, kennen wir schon aus den Massenmedien, die uns seit Ausbruch der Corona-Herrschaft die Regierungsdossiers ungefiltert und unkritisch überbringen. Bedenklich jedoch sind die "Aussichten" die Anschober offenbar für wünschenswert hält: eine Gesundheits-Diktatur der WHO.
Hier nur ein paar Auszüge, die zumindest als erhellende Anekdoten über den Ex-Kanzler dienen können. Dass wir demnächst hier Originalzitate von "Basti über Rudi" bringen werden, braucht niemand zu befürchten, denn eine Autobiografie des Ex-Kanzlers wird uns wohl erspart bleiben.
14. März 2020 - "Eine große Verantwortung, die möglichst viel Konsens verlangt. Bundeskanzler Kurz strebt eine rasche Ausgangsbeschränkung an. Aber ohne meine Zustimmung ist das nicht möglich, ich bin für die Ausfertigung der notwendigen Verordnung zuständig, die von beiden Koalitionspartnern getragen werden muss. So lauten die Regeln der Koalition."
30. März 2020 - "Bei uns fällt es auf, wenn Touristen aus Fernost in der Öffentlichkeit Masken tragen – in Asien gehören Menschen mit Maske zum Straßenbild. Bundeskanzler Kurz hat sich bei mehreren Amtskollegen in Asien telefonisch erkundigt. Er berichtet davon, dass sie alle von der Wirksamkeit dieser Schutzmaßnahme überzeugt sind."
So geht Politik der Musterschüler. Basti ruft in Asien an, dort erfährt er von "Amtskollegen", dass sie von den Schutzmasken überzeugt sind. Also: her mit den Masken aus Asien und wahlweise als modisches Accessoir aus der Strumpffabrik von Palmers! (FFP2 kommt später.)
17. April 2020 - "Führt die Pandemie Bundeskanzler Kurz zu einer absoluten Mehrheit?, argwöhnen manche und bezweifeln die Sinnhaftigkeit eines gemeinsamen Vorgehens. Die Kritiker des Kanzlers werden unruhig. In der ÖVP hingegen bleibt es währenddessen nicht unbemerkt, dass meine eigenen Beliebtheitswerte jenen des Bundeskanzlers immer näher kommen, der seit Jahren alle Rankings anführt."
Politik der Gefühle, wobei die Gefühle stark beeinflusst werden von Meinungsumfragen. Eine Bestätigung der Ausführungen von Reinhold Mitterlehner, den Basti aus der Position des ÖVP-Parteichefs gemobbt hat. Details siehe "Haltung".
13. November 2020 - "Noch einmal will ich versuchen, das Ruder herumzureißen, das ist mir in diesem Augenblick klar. Und dafür gibt es nur einen Weg. Ich nehme mir vor, in Zukunft frühzeitig und vor der Abstimmung in der Regierung klar Position in der Öffentlichkeit zu beziehen und ebenso öffentlich Bundesländer unter Druck zu setzen. Nicht mehr getrieben zu werden, sondern zu treiben. Auch den Bundeskanzler."
1. März 2020 - "Über die Rolle des Bundeskanzlers kann ich nur rätseln. Hat er eine eigenständige Position? Setzen ihn die sechs ÖVP-Landeshauptleute, die schnellere Öffnungen fordern, unter Druck? Oder schiebt er sie vor? Die Linie von Sebastian Kurz hat sich im Lauf der Pandemie stark verändert: Zu Beginn war er der Antreiber und ein guter Partner mit gleichen oder zumindest ähnlichen Zielen. Im Sommer 2020 begann er seinen Kurs zu ändern. Seine Unterstützung für Teile der Corona-Ampel blieb aus. Als es im November eng wurde, klappte die Kooperation wieder. Seit dem Jahreswechsel haben wir Konflikte um Impfungen und Öffnungsschritte. Direkte Fragen blockt er ab. Vom Antreiber zum – in meiner Wahrnehmung – Bremser, aber warum? Hat sich die Macht in der ÖVP zugunsten der Länder gedreht? Manchmal wirkt er auf mich, als wäre er getrieben von Umfragedaten, in erster Linie von seinen eigenen. Ich erinnere mich an den vergangenen Juli, als er nach Jahren plötzlich nicht mehr die höchsten Zustimmungswerte hatte – sondern ich. Kollegen prophezeiten mir daraufhin, dass Kurz das nicht verzeihen würde, vor allem mir nicht. Damals habe ich gelacht. Er übrigens auch, als ich ihm davon erzählte. Inmitten einer Pandemie wird wohl niemand so kindisch sein, entgegnete ich und wischte solche Gedanken weg. Es geht schließlich um die Pandemie und nicht um Befindlichkeiten. Oder reagiert er auf die sinkende Zustimmung der Bevölkerung zu harten Maßnahmen und versucht, für mittlerweile Unpopuläres nicht mehr verantwortlich gemacht zu werden?"
Ist wohl eine rhetorische Frage. Immerhin ist Kurz als "Wegbegleiter" in den Erinnerungen von Anschober. Dagegen taucht sein eigener Parteichef, Vizekanzler Kogler, nur ein einziges Mal ein seinen Erinnerungen auf:
13. April 2021 - "Vor einigen Tagen ist für mich die Entscheidung gefallen, mehrfach habe ich mit Werner Kogler telefoniert, er ist ein echter Freund. Gemeinsam haben wir die Nachfolge geregelt, heute befinde ich mich am Weg nach Wien, um bei einer Pressekonferenz eine 'persönliche Erklärung' abzugeben: meinen Rückzug."