Dugin versus Schwab - Klaus Schwab

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Klaus Schwab

ad 1: Eine Sammlung von Plattitüden

"Wie viele Staats- und Regierungschefs mitten in der Pandemie gesagt haben, befinden wir uns im Krieg, jedoch mit einem unsichtbaren Feind und natürlich im übertragenen Sinne." (17) 

"Die Möglichkeiten für Veränderungen und die daraus resultierende neue Ordnung sind jetzt unbegrenzt und nur durch unsere Vorstellungskraft beschränkt, im Guten wie im Schlechten." (20) 

"Unser Gehirn lässt uns linear denken, die Welt um uns herum ist jedoch nicht linear, sondern komplex, anpassungsfähig, schnelllebig und mehrdeutig." (23)

"Müsste an das Wesen des 21. Jahrhunderts mit nur einem Schlagwort beschreiben, dann wär dies 'Interdependenz'." (24)

"Die globale Wirtschaftskatastrophe, mit der wir jetzt konfrontiert sind, ist die größte seit 1945; in puncto Geschwindigkeit ist sie beispiellos in der Geschichte." (40)

"Die Vermögensungleichheit ist eine bedeutende Dimension der heutigen Ungleichheitsdynamik und sollte systematischer verfolgt werden." (67)

"Ein stark irreführendes Klischee, das dem Coronavirus anhaftet, ist die Metapher von Covid-19 als 'großer Gleichmacher'. Das Gegenteil trifft zu. Covid-19 hat, wo und wann es zuschlägt, die bestehenden Bedingungen der Ungleichheit verschärft." (90)

"Die wesentlichen Gründe für den Glaubensverlust in unsere Gesellschaftsverträge sind Fragen sozialer Ungleichheit, die Unwirksamkeit der meisten Umverteilungsmaßnahmen, die Wahrnehmung von Ausgeschlossenheit und Ausgrenzung und ein allgemeins Gefühl der Ungerechtigkeit." (111)

"Wohlhabende Länder ignorieren die Tragödie, die sich in schwachen und scheiternden Ländern abspielt, und die dadurch für sie selbst drohende Gefahr." (154)

"Der Moment muss genutzt werden, um diese einzigartige Gelegenheit zur Neugestaltung einer nachhaltigeren Wirtschaft zum Wohle unserer Gesellschaften zu nutzen." (167, vergleiche S .166 ad 2)

ad 2: Verschwörungstheorien oder bloß Szenarien?

"Zum Zeitpunkt der Abfassung (Juni 2020) verschlimmert sich die Pandemie weiterhin weltweit. Viele von uns fragen sich, wann sich die Dinge wieder normalisieren werden. Die kurze Antwort lautet: niemals." (12)

"Seit Jahren warnen uns internationale Organisationen wie die WHO, das WEF, die Koalition für Innovation in der Epidemievorbeugung (CEPI - im Rahmen des Jahrestreffens 2017 in Davos ins Leben gerufen) oder auch Einzelpersonen wie Bill Gates vor dem nächsten Pandemierisiko, ja sie spezifizieren sogar, dass es 1) an einem dicht bevölkerten Ort seinen Ausgang nehmen würde, an an dem Menschen und Wildtiere durch die wirtschaftlichen Entwicklung eng zusammeleben, 2) sich schnell und in aller Stille über die Reise- und Handelsstätigkeit ausbreiten würde und 3) mehrere Länder befallen und somit eine Eindämmung vereiteln würde." (38)

Schwab zitiert drei Szenarien, die alle davon ausgehen, "dass uns die Pandemie bis 2022 erhalten bleibt" (46) und weiß auch schon im Juni 2020, dass es nur einen Ausweg gibt: "Monate nach der Pandemie sieht es so aus, als sei auch nur der Anschein einer Rückkehr zu 'Business as usual' für die meisten Dienstleistungsunternehmen undenkbar, solange Covid-19 eine Bedrohung für unsere Gesundheit darstellt. Dies wiederum legt nahe, dass eine vollständige Rückkehr zur 'Normalität' nicht vorstellbar ist, bevor es einen Impfstoff gibt. [...] Die nächste Hürde ist die politische Herausforderung, weltweit genügend Menschen zu immunisieren." (54) Das Mantra "Dies wird nicht gehen, bevor es einen Impfstoff gibt" durchzieht den "Great Reset" (zB 61, 187)

"Die durch Covid-19 verursachte weltweite tiefe Krise hat der Gesellschaft eine Zwangspause verordnet, um darüber nachzudenken was wirklich von Wert ist. Jetzt, da die wirtschaftlichen Notmaßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie in Kraft getreten sind, kann die Gelegenheit genutzt werden, um institutionelle Veränderungen in die Wege zu leiten und politische Entscheidungen zu treffen, die die Volkswirtschaften auf einen neuen Weg in eine gerechtere, grünere Zukunft führen." (64 f)

"Eine der großen Lehren der letzten fünf Jahrhunderte in Europa und Amerika ist, dass akute Krisen zur Stärkung der Staatsmacht beitragen. Dies war immer der Fall und es gibt keinen Grund, warum es bei der Covid-19-Pandemie anders sein sollte." (102) "Alles, was im Zeitalter nach der Pandemie geschieht, wird uns dazu veranlassen, die Rolle der Regierungen zu überdenken. Statt nur auftretendes Marktversagen zu beheben, sollten diese, nachden Worten der Wirtschaftswissenschaftlerin Mariana Mazzucato: 'zur aktiven Formung und Schaffung von Märkten übergehen, die für Nachhaltigkeit und integratives Wachstum sorgen'." (105) "Was die internationalen Kapitalströme anbelangt, scheint es bereits offensichtlich, dass ie durch einzelstaatliche Behörden und öffentlichen Widerstand eingeschränkt werden." (129)

"Die kollektive Neudefinition der Bestimmungen unserer Gesellschaftsverträge ist eine epochale Aufgabe, die die wesentlichen Herausforderungen der Gegenwart mit den Hoffnungen für die Zukunft verbindet. ... Kissinger: 'Ein Scheitern könnte die Welt in Brand setzen.'" (117)

"Aktionismus findet unter Jugendlichen weltweit immer mehr Anhänger, [...] und betrifft so unterschiedlichen Themen wie Klimawandel, Wirtschaftsreformen, Geschlechtergleichheit und LGBTQ-Rechte. Die junge Generation ist ein entschlossener Vorreiter des sozialen Wandels. Es bestehen nur wenige Zweifel, dass sie ein Katalysator des Wandels und eine entscheidende Quelle für den großen Umbruch sein wird." (118)

"Das 21. Jahrhundert wird höchstwahrscheinlich ein Zeitalter ohne absoluten Hegemon sein, in dem keine Macht eine absolute Dominanz erreicht. [...] In dieser chaotischen neuen Welt, die durch eine Verlagerung zur Multipolarität und intensive Konkurrenz um Einflussnahme geprägt sein wird, werden Konflikte oder Spannungen nicht mehr durch Ideologien (mit der teilweisen und beschränkten Ausnahme des radikalen Islams), sondern durch Nationalismus und den Wettbewerb um Ressourcen bestimmt werden. [...] Die Krise der Pandemie hat diesen traurigen Zustand sowohl bloßgelegt als auch verschärft. Der zugefügte Schock ist so groß und so folgenreich, dass kein extremes Szenario völlig ausgeschlossen werden kann." (121)

"Es erscheint unvermeidlich, dass in den kommenden Jahren eine gewisse Deglobalisierung stattfinden wird, [...] Wir dürfen keine Zeit verlieren. Wenn wir die Funktionsweise und Legitimität unserer globalen Institutionen nicht verbessern, wird die Welt bald unkontrollierbar und sehr gefährlich werden. Ohne eine globalen, strategischen ordnungspolitischen Rahmen kann es keine anhaltende Erholung geben." (130 f) "Covid-19 erzählt gerade eine Geschichte des Versagens der globalen Ordnungspolitik." Daraus folgt die Notwendigkeit einer starken WHO, die Schwab mit den Worten von Bill Gates begründet: "Ihre Tätigkeit verlangsamt die Ausbreitung von Covid-19 und wenn diese Tätigkeit gestoppt wird, kann sie von keiner anderen Organisation ersetzt werden. Die Welt braucht die WHO jetzt mehr denn je." (136)

"Die Welt wird ein sehr gefährlicher Ort werden, wenn wir die multilateralen Institutionen nicht gesunden lassen. Eine weltweite Koordination wird in der Folge der epidemiologischen Krise (sic!) sogar noch notwendiger sein, weil es unvorstellbar ist, dass die Weltwirtschaft ohne eine nachhaltige internationale Zusammenarbeit 'neu starten' kann." (137) "Und wir können argumentieren, dass Covid-19 uns bereits einen kleinen Einblick oder Vorgeschmack darau gegeben hat, was eine ausgewachsene Klimakrise und ein Zusammenbruch des Ökosystems wirtschaftlich gesehen für Folgen haben könnte." (155)

"Die Pandemie wird die politische Landschaft mit aller Wahrscheinlichkeit über Jahre hinweg beherrschen, mit der ernsten Gefahr, dass sie Umweltbelange überschatten könnte. [...] Auf der anderen Seite wird die These laut, die besagt, dass die einmalige Chance, die uns die Covid-19-Krise bietet, nicht vertan werden darf und genau jetzt der richtige Zeitpunkt ist, um nachhaltige Umweltstrategien umzusetzen." (166)

Schwab zitiert Nicholas Stern, Leiter des Grantham Forschungsinstituts für Klimawandel: "Wir müssen erkennen, dass es weitere Pandemien geben wird, und wir müssen dann besser vorbereitet sein [Aber] wir müssen auch erkennen, dass der Klimawandel eine viel tiefgreifendere und größere darstellt, die nicht verschwindet und genauso dringend ist." (170) "Der von der Europäischen Kommission lancierte "Europäische Grüne Deal" ist ein massives Unterfangen und der bisher greifbarste Beweis dafür, dass die Behörden sich entschieden haben, die Covid-19-Krise nicht im Sande verlaufen zu lassen." (174)

Schwab gibt Updates zu seinem Buch "Die Vierte Industrielle Revolution" (erschienen 2016). Er hält die Pandemie für einen Katalysator und Impulsgeber für weitere technische Veränderungen, stellt fest, dass Contact Tracing "außerordentlich effizient arbeitet und sozusagen eine zentrale Rolle im zur Bekämpfung von Coid-19 erforderlichen Instrumentarium spielt" (179) "Während der Lockdowns kam es plötzlich zu einer quasi-globalen Lockerung von Vorschrift, [...] Es gab keine besser oder andere Wahl. [...] Die neuen Rechtsvorschriften werden in Kraft bleiben." (182) Schwab begrüßt und erwartet die Fortsetzung von Social Distancing-Maßnahmen und Contact Tracing mit einer verpflichtenden App, ist überzeugt, dass Robotic Process Automation (RPA) "in der Zeit nah der Pandemie mit Sicherheit auf breiter Front eingeführt und beschleunigt werden" (186)

Philosophische Beurteilung (Kommentar HTH)

Wer glaubt, Schwab plant die Neue Weltordnung, und von Joe Biden bis Xi Jinping setzen alle namhaften Politiker dieser Welt seine Pläne um, dessen Denken verläuft so monoton wie die Schienen der transsibirischen Eisenbahn. Selbst diese bieten mit zahlreichen Weichenstellungen mehr Abwechslung als die geistige Geradlinigkeit manch einfacher Gemüter, die im Zug zwischen Moskau und Wladiwostok nur einen Anfang und ein Ende, nur eine Ursache und eine Wirkung erkennen können.

Schwab verfolgt mit Sicherheit eine Agenda und hat mit dem WEF eine Einflusszone geschaffen, die weit über viele andere Gesellschaften und Gruppierungen (inklusive Geheimbünde) hinaus geht. Dass sich Schwab - im Unterschied zu den Fädenziehern der Bilderberg-Konfernzen - gern und oft in der Öffentlichkeit zeigt und alle Leitmedien dieser Welt über Inhalte und Teilnehmer seiner Konferenzen berichten (im Unterschied zu tausenden anderen Konferenzen), das verleitet zur Überbewertung der Person Schwab und seines Einflusses. Dieser soll hier auch nicht unterbewertet werden, doch klar ist: Schwab ist nicht allmächtig. Sein Lamento, dass die Coronamaßnahmen ursprünglich chaotisch umgesetzt wurden, die Tatsache, dass außerhalb der EU und der USA ganz andere Test- und Impfmaßnahmen umgesetzt wurden, verweisen auf die Grenzen seiner Einflussmöglichkeiten.

Schwab ist auch nicht allwissend, er weiß so wenig wie Otto Normalbürger, was in einem Jahr, geschweige denn, was in zehn Jahren passieren wird. Um die Bedeutung seiner Aussagen einschätzen zu können, muss man im Einzelfall prüfen, ob es sich um Common Sense, gängige oder neue ("disruptive") Theorien, Behauptungen, Forderungen, Prognosen, Spekulationen, Empfehlungen oder um konkrete Pläne handelt. Doch bevor Schwab auch nur Andeutungen zu konkreten Plänen macht, denkt er laut und öffentlich über Szenarien nach. Das Szenario ist der Schlüssel zum Verständnis seiner Ausführungen. So skizziert er im Kapitel über "Die wachsende Rivalität zwischen China und den USA" (137 ff) zunächst das Szenario "China als Gewinner", dann "Die USA als Gewinner" und zuletzt "Kein Gewinner".

Mit dem WEF hat Schwab eine der erfolgreichsten Konferenzorganisationen gegründet und konnte damit Jahr für Jahr expandieren. Unabhängig von allen Intentionen, die ihn antreiben, hat er damit seine Manager-Qualitäten unter Beweis gestellt. Manager (nicht nur CEOs, sondern auch "einfache" Projektmanager) denken in Szenarien, bevor sie sich für eines entscheiden und dieses umsetzen. Das bedeutet aber nicht, dass ein einziges Szenario (eine Agenda) für alle Projekt ausreicht oder gar für einen weltweiten Rollout geeignet ist. Das schließt aber auch nicht aus, dass viele Menschen so denken - sowohl "Schützlinge" von Schwab als auch seine Gegner.

Natürlich kann man nicht von Zufall sprechen, dass viele der heutigen Spitzenpolitiker vormals Gäste des WEF waren und sogar an Eliteschulungen des WEF teilgenommen haben. Es ist demnach kein Zufall, dass diese Kader heute Politik im Geiste und im Interesse der Globalisten betreiben - und damit unsere Grundrechte und die Demokratien zerstören. Doch: noch viel mehr Politiker dieser Welt, die nie in der Nähe des WEF gesichtet wurden, verletzen die Grundrechte und fördern - passiv oder aktiv, aus Dummheit oder mit Plan sei dahingestellt - totalitäre, antidemokratische Entwicklungen. Man sollte jedenfalls genau prüfen, wen Schwab meint, wenn er das scheinbar unverdächtige Pronomen "wir" verwendet: "wir", die Menschheit, oder "wir": ich, George, Bill & Co. Beispiel: "Angesichts der Versäumnisse und Schwachstellen im grausamen Tageslicht der Coronakrisse könnten wir zu schnellerem Handeln gezwungen sein, indem wir gescheiterte Ideen, Institutionen, Prozesse und Regeln durch neue ersetzen, den den gegenwärtigen und künftigen Bedürfnissen besser gerecht werden. Das ist die Essenz des großen Umbruchs." (298)

Schwab hat prognostiziert, dass auf die Corona-Krise die Klima-Krise folgen wird. Man könnte genauso gut sagen: Schwab hat bereits im Great Reset angekündigt (seinen Plan offen gelegt), dass auf die Corona-Agenda die Klima-Agenda folgen wird. Beide Formulierungen sind richtig. Falsch allerdings wäre, die Corona-Agenda und die Klima-Agenda allein Schwab "in die Schuhe" zu schieben. Die Klima-Frage ist zumindest vier Jahrzehnte alt; bereits 1982 hat das Freiburger ÖKO-Institut die Studie "Energieversorgung der Bundesrepublik ohne Kernenergie und Erdöl" vorgelegt. Darauf folgten hunderte Studien hunderter NGOs, die wiederum von hunderten verschiedenen Stiftungen (und teilweise staatlich) finanziert werden. Darunter finden sich Papiere, die man nur noch als "Ökofaschismus" bezeichnen kann. Schwab und sein WEF sind nun natürlich treibende Kräfte dieser Agenda, aber nicht ihre Erfinder und nicht das einzige Treibhaus, in dem alle Blüten und Auswüchse der breit gefächerten Szene wuchern.

Eine treibende Kraft der Klimawandel-Agenda ist unbestritten der Weltklimarat (IPCC), dessen Studien von den Klimaministerinnen und Klimakleberinnen gläubig rezipiert werden, wie von den Katholiken eine Enzyklika des Papstes. Diese Vertreterinnen der Klimareligion und Kreuzritterinnen gegen die "Klimaleugner" sollte man immer wieder daran erinnern, wie IPCC Klima definiert, nämlich als "gekoppeltes, nichtlineares und chaotisches System". Unsere Klimaministerin, die uns noch nicht die Erlösung vom Klimawandel, aber bereits das "Klimaglück" versprochen hat und das "Klima gestalten" möchte, hat diese Definition offenbar noch nicht gelesen - oder gelsen und verdrängt.

Wer die Weltpolitik verstehen will, tut gut daran, Politik nicht als Linie (wie die Transsibirische Eisenbahn) zu begreifen, sondern als "gekoppeltes, nichtlineares und chaotisches System". Mit den Worten Schwabs: "Müsste an das Wesen des 21. Jahrhunderts mit nur einem Schlagwort beschreiben, dann wär dies 'Interdependenz'." Ja, sogar Schwab hat mitunter recht.

Zusammengefasst: Es gibt oft viele Ergebnisse aufgrund einer Ursache, und es gibt genauso oft viele Ursachen für ein Ergebnis. Es ist eine Plattitüde, dass jede Wirkung wieder zur Ursache weiterer Wirkungen werden kann. Doch weniger bekannt ist, dass oft nicht klar ist, was Ursache und was Wirkung ist, insbesondere bei Endlos-Konflikten wie dem zwischen Israel und Palästina.