19. November 2025 - Oswald Spengler hat sich auf 1432 Seiten redlich bemüht, Leben, Takt, Schicksal, Geist und Seele der Geschichte zu verstehen und verständlich zu machen. HBP VdB schafft es in vier Sätzen, zu erklären was Geschichte für Österreich bedeutet: „Das ist ein historischer Erfolg für Österreichs Fußball! Unser oefb-Team hat gemeinsam auf ein Ziel hingearbeitet – und es geschafft. Echter rot-weiß-roter Teamspirit. Wir sind alle sehr stolz und freuen uns mit den Spielern.“ Anlass für diese Euphorie war ein Spiel gegen Bosnien-Herzegowina, das die Österreicher 1:1 gewonnen haben.
Historisch auch die Motivationsansprache unseres HBP: „7 Spiele, Torverhältnis 21:3, wir halten alle die Daumen, wird schon passen, gemma Burschen!“ In Wahrheit war das Torverhältnis vor dem letzten Spiel 18:3, davon haben die Helden Österreichs 14 Tore dem Zwergstaat San Marino verpasst. Aber was bedeutet das schon aus historischer Sicht? Angesicht der historischen Tragweite darf natürlich auch der Jubel des Sportministers nicht fehlen. Andi Babler @AndiBabler 18.11.25 via X.com: WM WIR KOMMEN! DAS TICKET IST GELÖST!“

Bei diesem Jubel muss jeder, der zu eh allem was zu sagen hat, dabei sein!
Christian Stocker @_Cstocker 18.11.25 via X.com: „Sensationell! Österreich fährt nach 28 Jahren wieder zur Fußball-WM 2026! Herzliche Gratulation an unsere Nationalmannschaft zu diesem großartigen Erfolg – ganz Österreich ist stolz auf euch und eure starke Quali-Leistung!“
Herbert Kickl @herbert_kickl 18.11.25 via X.com: „Österreich hat es geschafft! Wir sind Teilnehmer der kommenden Fußball-WM. Auf diese Nationalmannschaft kann Österreich mit Recht stolz sein. Konsequente Arbeit und die richtige Einstellung haben unser Nationalteam in die WM geführt. Dazu auch meinen herzlichen Glückwunsch. Alles Gute für die weiteren Herausforderungen!“
Historische Tatsache ist: Österreich nahm an sieben der bislang 22 Fußball-Weltmeisterschaften teil. Bis zur Austragung in Amerika 2026 dürfen sich die Österreicher wieder als Weltmeister fühlen, gefördert vom Hurra-Patriotismus der Politiker und Medien. Hierzulande gilt: Dabeisein ist alles. Dabeisein charakterisiert das Sein der Österreicher in seiner ganzen Breite und Tiefe. So breit und flach wie ein Fußballfeld, so untief wie die Wurzeln des Rasens..
Mit dieser typisch österreichischen Haltung lassen sich auch zwei Fragen leicht beantworten.
1. Gibt es eine österreichische Nation? Ja, solange es eine Fußballnationalmannschaft gibt. (Siehe auch: Die Geburt der österreichischen Nation aus dem Geist der Neutralität.)
2. Gibt es ein umfassende Landesverteidigung? Ja, im Happel-Stadion. (Siehe auch: Memorandum zur umfassenden Landesverteidigung.)
ERGÄNZUNG: Alle Ergebnisse der Qualifikation auf fussball-wm.pro
SIEHE AUCH KURIER-Bericht: Jubel in Rot-Weiß-Rot: "Dieser Zusammenhalt ist eine eigene Liga". Dem Jubel folgt der Skandal auf dem Fuß: „Standard" lässt Österreichs Quali-Kracher komplett aus Sieht so journalistische Relevanz aus? In Oscar Bronners "Standard" suchte man Österreichs WM-Quali-Ergebnis am Mittwoch vergeblich, enthüllt Heute.at (19.11.25). Das qualitätsjournalismusgeförderte Schmierblatt HEUTE gegen den qualitätsjournalismusgeförderten Hofberichterstatter derSTANDARD – das ist Brutalität.
Die Kunst ist ein Fußball
(Erstmals publiziert in der Kunstzeitschrift Umdruck, März 2008) - Die wichtigsten Zeitungen des Landes stimmen ihre Leser und -innen bereits auf das und oder den Event des Jahres ein und zählen in jeder Ausgabe die noch verbleibenden Tage bis zum Anpfiff der EM [Austragungsort Österreich]. Höchste Zeit also zu reflektieren, was Fußball und Kunst gemeinsam haben. Oftmals wird ja von Fans, die in den höchsten Tönen von ihrem Lieblingssport schwärmen, behauptet, dass es sich bei Fußball um eine Kunst handle. Noch nie aber hat jemand behauptet, dass es sich bei Kunst um einen Fußball handelt. Noch nie, bis zum heutigen Tag. So sei diese Kolumne diesmal der Beweisführung gewidmet, dass die Kunst ein Fußball ist.
Prämisse 1
Was ist Kunst? Eine fundamentale Frage, die das Wesen dieses sich laufend neu definierenden Phänomens zu ergründen sucht und gleichzeitig in Frage stellt. Was ist Fußball? Eine blöde Frage, wenn nicht sogar eine saublöde Frage. Niemand würde auf die Idee kommen, so eine Frage ernsthaft zu stellen. Doch wenn die österreichische Mannschaft aufs Feld läuft fragen sich viele: ist das noch Fußball? Deshalb hier eine sachliche Antwort.
Wenn zwei Mannschaften mit je 11 Personen auf eine Lederwuchtel (heute meist aus Kunststoff) eintreten und versuchen, diese möglichst oft über ein rechteckiges Rasenfeld in das gegenüberliegende Tor zu befördern, dann spricht man landläufig von Fußball und meint das Fußballspiel. "Die reguläre Spielzeit beträgt 2x45 Minuten, die Pause zwischen beiden Halbzeiten maximal 15 Minuten. Nach der Halbzeit werden die Spielfeldseiten gewechselt. Geleitet wird ein Spiel von einem Schiedsrichter und zwei Schiedsrichterassistenten. Der Ball darf mit allen Körperteilen außer Hand (gesamter Arm) gespielt werden. Nur der Torhüter kann innerhalb seines Strafraumes den Ball auch mit den Händen aufnehmen", so der Brockhaus in bewährt trockener Manier über die Regeln des Spiels.
Könnte Fußball in einer idealen Welt ohne Schiedsrichter auskommen? Alle Spieler wären Ritter der Fairness und die Mannschaften ließen sich gegenseitig den Vortritt beim Sturm auf das gegnerische Tor. Die Stadien wären wohl bald leer – und wäre Fußball ohne die schreienden und tobenden Fans noch Fußball? Wäre Fußball ohne die permanenten, absichtlichen und unabsichtlichen Regelverstöße noch Fußball? Nein. Erst Regelverstöße machen Fußball zum Fußball. Ohne Regelverstöße wäre Fußball bestenfalls eine Ballett-Einlage auf dem Opernball.
Prämisse 2
Fußball ist ein Spiel, und bleibt für viele ein ewiger Traum: die Kids, die von einem Leben mit dem runden Leder träumen, die Kicker in der Regionalliga, die vom Aufstieg träumen, die Spieler in der Oberliga, die von der internationalen Karriere träumen, die Spieler in den internationalen Spitzenclubs, die von einem Wohnsitz in Monaco träumen. Fußball ist ein Spiel, und bedeutet doch für viele das wirkliche Leben: gesicherte Jobs für Platzwarte und Rasenmäher, lohnende Nebeneinkünfte für Funktionäre, erkleckliche Summen für die Werbewirtschaft, ganz passable Einkommen für die Mitläufer auf dem Mittelfeld und Spitzengagen für wenige Stars.
Kunst ist ein ewiger Traum und bleibt doch für viele nur ein Spiel: als Zeitvertreib der Mali-Tant, als Egotrip von Kunststudenten, als „Arc de Triomphe“ aus Gelatine oder als Osterhase von Jeff Koons. Kunst ist das wirkliche Leben und bleibt doch für viele nur ein ewiger Traum: ein regelmäßiges Einkommen, staatliche Sozialversicherung, Anerkennung bei Kunskritikern, Galeristen, Museumsdirektoren und dem Rest der meinungsbildenden Öffentlichkeit.
Conclusio
Fußball ist im Gegensatz zur Kunst so reglementiert wie Rettung und Feuerwehr. Fußball ist im Gegensatz zur Kunst ein Spiel, dessen Regeln jeder aktive und passive Teilnehmer kennt und ernst nimmt. Jeder aktive und passive Fußballer weiß, was Fußball ist und kennt die Qualitätsunterschiede von Fußball in der Regionalliga und in der Champions League. Dasselbe gilt im Umkehrschluss für die Kunst nicht! Die Kunst des 21. Jahrhunderts kennt keine Regeln. Sogar die Insider der Kunst behaupten, es gebe keine allgemein gültigen Kriterien dafür, ob etwas Kunst sei oder nicht. Damit ist auch das, was über Jahrhunderte für Fortschritte in der Kunst gesorgt hat, nämlich der subtile Regelverstoß, heute nicht mehr möglich und Kunst zum Stillstand verurteilt.
Dies ist die unzureichende Begründung für die These, dass (zeitgenössische) Kunst ein Fußball ist. Allerdings ein Fußball, der sich außerhalb des Spielfelds befindet, aufbewahrt in einer Glasvitrine im Museum für zeitgenössische Kunst.
