Was ist los in Georgien?

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7. September 2023 - Am 5.9.23 berichtet ZiB1 über insgesamt 519.414 Asylanträge in der EU (inkl. Schweiz und Norwegen) im 1. Halbjahr 2023. Im Vergleichszeitraum 2021 und 2020 waren es nicht einmal halb so viele. Die meisten Asylanträge (66.615) kommen aus Syrien, gefolgt von Afghanistan (55.021). Dahinter folgen die Südamerikanischen Staaten Venezuela (36.482) und Kolumbien (33.741). Schwer erklärbar, wie die Flüchtlinge aus diesen Ländern in ein europäisches Erst-Aufnahmeland gelangen. Aber das ist ein anderes Thema. Hier geht es um Georgien, das in der Graifk unter den "Top Ten" der Herkunftsländer von Asylanträgen in Europa steht.

Asylanträge aus Ländern

Auf länderdaten.info findet sich darüber folgende Info: "29.079 Menschen aus Georgien sind nach Angaben der UNHCR im Jahr 2022 geflohen und haben einen Asylantrag in anderen Ländern gestellt. Das entspricht ca. 0,783% aller Einwohner. Die häufigsten Aufnahmeländer davon waren Frankreich, Deutschland und Italien."

Georgien ist, wie Österreich seit 1918 eine Republik. Die 1. Repbulik überlebte allerdings nur wenige Jahre bis zur Besetzung durch die Rote Armee 1921. Danach lebte sie bis 1991 als Georgische SSR weiter. Nach einem kurzen Intermezzo von Swiad Gamsachurdia, Georgiens erster Präsident, wurde Anfang 1992 der ehemalige georgische KP-Chef und letzte sowjetische Außenminister Eduard Schewardnadse zum Präsidenten der unabhängigen Repbulik Georgien.

Was ist los in Georgien 2023 hat ethos.at einige Insider gefragt.

Die Unternehmensberaterin Ilse Ennsfellner war mehrfach geschäftlich in Georgien. Sie vermutet eine Art Panikreaktion kurz bevor Georgien zum sicheren Herkunftsland wird und Asylanträge danach entsprechend seltener bewilligt würden. Erst am 30. August 2023 hat Deutschland den Entwurf eines Gesetzes zur Bestimmung Georgiens und der Republik Moldau als sichere Herkunftsstaaten beschlossen. "Durch den Gesetzentwurf sollen Georgien und die Republik Moldau in die Liste der sicheren Herkunftsstaaten aufgenommen werden. Asylverfahren von Staatsangehörigen dieser Staaten können dadurch schneller bearbeitet und – im Anschluss an eine negative Entscheidung über den Asylantrag – kann ihr Aufenthalt in Deutschland schneller beendet werden. Deutschland wird dadurch als Zielland für aus nicht asylrelevanten Motiven gestellte Asylanträge weniger attraktiv", heißte es auf der offiziellen Webseite bundesregierung.de


Die Künstlerin Tatia Bakuradze schreibt: Lieber Herr Hubert,

Es hat mich sehr gefreut von Ihnen zu hören, vielen Dank für Ihre Nachricht! Hoffentlich geht es Ihnen gut? Ich erinnere mich immer gerne an den Kunstraum und vermisse dessen schöne Atmosphäre.

Mir geht es gut. Im Moment bin ich in G, aber oftmals auch in Wien.

Tatia Bakuradze

Nach der Corona-Zeit versuche ich eine Werkstatt in Wien aufzubauen und plane die Ausstellungen in Ö und anderen Ländern. Seit März bin ich Mitglied der Künstlervereinigung im Künstlerhaus Wien. Auch in G habe ich ein kreatives Studio organisiert, in letzter Zeit habe ich dort viel gearbeitet. Jetzt ist diese Werkstatt der Mittelpunkt des Treffens für die internationalen und lokalen Kunstschaffenden aller Sparten und dient dem Aufbau der kulturellen Brücken sowie der künstlerischen Kooperationen.

Auf Ihre Frage: In G ist alles in Ordnung (i. Allg.).Ehrlich gesagt, ich verstehe nicht, warum so viele Menschen aus Georgien in anderen Ländern den Schutz suchen. Hier gibt es keinen Krieg. Ja, das ist ein Entwicklungsland, wir müssen viel von entwickelten Ländern lernen und brauchen nicht nur politische und soziale, sondern auch wirtschaftliche Weiterentwicklung, gute Bildung und Professionalismus in allen Bereichen usw., aber gleichzeitig gibt es in G sehr viele Möglichkeiten und Perspektiven. (Z.B. mehrere Unternehmen, dazw. aus Top-Ländern, öffnen in G ihre Büros und viele Menschen kommen, um hier(und von hier) zu arbeiten.) Es gibt viele Gebiete, wo man ein Geschäft aufbauen kann. Georgien ist wirklich ein schönes Land.

Leider können/wollen viele GeorgierInnen diese Chancen nicht verwenden. In der Heimat haben sie die Häuser, Lande, Weingärten, aber trotzdem, statt ihr Geschäft vor Ort zu entwickeln oder wirtschaftlich tätig zu werden, fliehen sie ins Ausland und leben auf soziale Leistungen dann, wenn es so viele Wege der Weiterentwicklung gibt, sowohl im Inland(Neue Berufe und Technologien, hoher Informationszugang beim Aufbau eines Geschäftes...), als auch im Ausland(Studium, Ausbildung...).

Natürlich, ist die Geschichte der Menschheit auch die Geschichte der Migrationen - man versucht immer sein Leben zu verbessern und jeder ist frei bei der Auswahl seines Wohnortes, es kommt nur darauf an, was man im Leben erreichen möchte und welche moralische Werte hat... Ich denke, es ist die Frage eher sozialpolitisch und ziemlich kompliziert. Vielleicht ist es die Krise einer Generation – Die Menschen sind unfähig selbst etwas zu schaffen und sein Leben zu gestalten. Sie wollen nicht mehr hier leben und fliehen weit weg, egal auf welche Weise...

Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend!

Herzliche Grüße aus Georgien, Tatia