Österreich am Wort - Presseinfo IHS

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8. Mai 2024 – (Presseaussendung des Instituts für höhere Studien IHS)

Demokratische Innovation in Krisenzeiten

Bürger:innen-Räte sind ein wirksames Instrument für mehr direkte Demokratie. Eine IHS-Studie hat anhand des Bürger:innen-Rates zur Corona-Aufarbeitung untersucht, wie sie repräsentativer werden können.

Bürger:innen-Räte stehen im Fokus, wenn es darum geht, Wege zu mehr demokratischer Teilhabe zu finden. Unter einem solchen Rat versteht man eine Anzahl zufällig nominierter Bürger:innen, die zu einem Thema diskutieren und Lösungsvorschläge erarbeiten sollen. Die Teilnahme ist freiwillig.

Kritisiert wird das Instrument oft dafür, nicht repräsentativ für die Bevölkerung zu sein. Um diesem Problem zu begegnen, hat das Institut für Höhere Studien (IHS) im Rahmen eines Forschungsprojekts zur Analyse der Corona-Krise den Bürger:innen-Rat „Österreich am Wort“ wissenschaftlich begleitet.

Dabei wurde untersucht, wie eine größere Repräsentativität erreicht werden kann, und wie Personengruppen eingebunden werden können, die üblicherweise das Gefühl haben, nicht gehört zu werden und keinen Einfluss zu haben. Co-Studienautor Gerhard Riener, University of Southampton und IHS-Fellow: „Wir haben im Rahmen der Studie für den Einladungsbrief verschiedene Version entwickelt, die entweder die Möglichkeit Ideen einbringen zu können betonen oder hervorheben, wie wichtig es ist, dass alle Stimmen gehört werden. Jene Einladungsbriefe, die betonen, wie wichtig es ist, dass die eigene Perspektive und Stimme eingebracht werden, haben deutlich mehr Menschen zur Teilnahme mobilisiert, vor allem jene mit geringem Kontrollerleben.“

Gerade in Krisenzeiten sind demokratische Innovationen gefragt, um den Austausch unterschiedlicher Meinungen zu fördern, Polarisierung entgegenzuwirken und das Vertrauen in Institutionen zu festigen.

Dass Büger:innen-Räte wirksam sein können, zeigt unter anderem die Arbeit des Rates „Österreich am Wort“, der von der Bundesregierung zur Aufarbeitung der Corona-Krise eingesetzt worden ist. IHS-Verhaltensökonomin und Co-Studienautorin Katharina Gangl: „Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Zusammenarbeit mit Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund und Weltbild von den Bürger:innen als extrem positiv erlebt wurde. Über 40 Prozent haben zudem angeben, aufgrund der Mitarbeit im Rat ihre Sichtweise verändert zu haben.”

Insgesamt zeigen die Ergebnisse das große Potential von Bürger:innen-Räten gerade in Krisenzeiten. Umso wichtiger ist es, dass die Forschung dazu beiträgt, jene Faktoren zu identifizieren, die das Instrument erfolgreich machen.