5. Mai 2023 - "Am Jahrestag der Befreiung des KZ Mauthausen hat das Parlament an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert. Nationalratspräsident Sobotka warnte vor einer Pandemie der Desinformation", berichtet derStandard.at Wenn auch von den politischen Leistungen des Nationalratspräsidenten Sobotkas nichts in den Geschichtsbüchern zu finden sein wird, so verdient er für die Formulierung "Pandemie der Desinformation" einen Platz in der Geistesgeschichte des 21. Jahrhunderts, die sich damit beschäftigen wird müssen, wie sich die Verlogenheit der Mächtigen artikuliert hat.
Teil des derStandard-Berichtes ist auch ein 2:15 Minuten-Video von Michel Friedman, der im Rahmen dieser Veranstaltung gesprochen hat. Der bekannte Talkmaster firmiert nun als "Autor und Philosoph". Hier der Wortlaut eines Ausschnitts, der nun im Internet kursiert, da die eloquente Rhetorik des "Autors und Philosophen" über philosophisch zweifelhafte Aussagen leicht hinwegtäuschen kann.
"Der Schriftsteller George Tabori hat gesagt: 'Jeder ist jemand". Ich finde das eine wunderbare Übersetzung einer juristischen Sprache in eine kulturelle: 'Jeder ist jemand'. Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist, dass in diesem Parlament - demokratisch gewählt, was die Partei aber noch nicht zu einer demokratischen macht - eben die Würde des Menschen nicht von allen Menschen hier respektiert wird, dass die Menschen diskriminiert werden von dieser Partei, und dass diese Partei sagt: einige sind niemand, jedenfalls Menschen zweiter und dritter Klasse! Und ich muss diesen Wermutstropfen in dieser sehr ehrwürdigen auch Besprechung einsetzen, weil wir ja die Zeugen unserer Zeit sind. Und weil wir Gott sei Dank nicht am Endpunkt sind, aber ich zitiere Ihre Worte: Wehret den Anfängen. Vor zwanzig Jahren hatte ich die Ehre als Präsident des Europäischen Jüdischen Kongresses am Heldenplatz zu sprechen. Eine halbe Million Österreicher und Österreicherinnen versammelten sich, um zu verhindern, dass diese Partei des Hasses gekoschert wird durch die Partei, die hier auch sitzt und schon zwei Mal mit dieser Partei koaliert hat, nämlich die ÖVP. (Applaus) Wenn wir also ernsthaft von 'wehret den Anfängen' reden, wenn wir darüber reden, und das nehm ich auf, dass in einem Parlament der Respekt zwischen allen Meinungen zu herrschen hat, dann frage ich mich als Philosoph: ist Haß eine Meinung oder ausschließlich Gewalt? Und was mach ich denn mit Abgeordneten und Abgeordneten, die zwar das für sich beanspruchen, aber gleichzeitig den Respekt andren Menschen nicht zubilligen. Es sind Fragen, die man sich glaube ich außerhalb von Machtpolitik, und das gilt für alle demokratischen Parteien in diesem Haus, stellen muss, wenn man eine solche Veranstaltung macht und glaubwürdig sein will. Denn man hört uns ja zu.
Siehe auch: Antisemitismusstudie - unwissenschaftlich und manipulativ
Siehe auch: Bernhard Kreutner, Gefangener 2952