3. November 2023 - Genauer gesagt: Benko wurde abgetreten. "Die Mitgesellschafter der Signa Holding haben Firmengründer Rene Benko diese Woche in einem persönlichen Schreiben aufgefordert, sich aus der Führung der Signa-Gruppe zurückzuziehen und seine Stimmrechte an einen Treuhänder zu übergeben", berichtet der ORF.at ziemlich salopp. Was heißt da "Führung"? Die Führung eines Unternehmens sind die Mitglieder der Geschäftsführung, das sind bei der Signa Holding Gmbh Marcus Mühlberger und Christoph Stadlhuber.
Rene Benko war lediglich "Beiratsvorsitzender" der Signa-Holding. Man darf gespannt sein, wie sich die übrigen Beiräte aus der Affäre ziehen werden. Das Aktienrecht kennt nur den Aufsichtsrat als Kontrollorgan. Die Holidng als GmbH unterliegt weniger strengen Berichtsregeln als eine AG. Die Beiräte waren wohl so etwas wie die persönlichen Lobbyisten des Senkrechtstarters, allesamt illustre Personen aus Politik und Wirtschaft. Am längsten an Board: Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer.
Die PR-Abteilung von Signa erläutert: "Dieser strategische Beraterkreis von angesehenen Persönlichkeiten aus dem Bankenwesen, aus der Politik und aus der Wirtschaft ist regelmäßig wichtiger Impulsgeber für die Weiterentwicklung der SIGNA und steht dem Group Executive Board sowie den einzelnen Managern bei Bedarf beratend zur Seite. Der Beirat, der erstmals im Jahr 2005 eingesetzt wurde, ist kein statutarisches Organ im herkömmlichen Sinn, sondern vielmehr ein Gremium, dessen Aufgabe es ist, die Strategie und die Weiterentwicklung sowie das Neugeschäft des Unternehmens beratend zu begleiten. Mittlerweile umfasst dieses Gremium neun Persönlichkeiten, neben dem Vorsitzenden René Benko, auch Alfred Gusenbauer, Karl Samstag, Prof. Roland Berger, Walid Chammah, Susanne Riess-Hahn, Karl Stoss, Karl Sevelda und Ernst Tanner. Allen gemein ist die hohe Bindung zu SIGNA sowie ihre langjährige Erfahrung und Expertise in den jeweiligen, unterschiedlichen Gebieten ihres Wirkens."
Vermutlich wird man diesen Herren und einer beteiligten Dame rechtlich nichts anlasten können, aber aus ethischer Sicht kann man die Frage der (Mit-)Verantwortung von hochkarätigen Managern mit "hoher Bindung zu SIGNA" nicht einfach unter den Teppich kehren! ethos.at wird die genannten Damen und Herren um eine Stellungnahme bitten.
Ergänzung 10.11.2023 - "Der Tiroler Immobilieninvestor ist geschäftlich gescheitert. Erstaunlich ist, wie viele hochkarätige Geldgeber in den deutschsprachigen Ländern auf ihn hereingefallen sind. Denn Benko ist ein Unternehmertyp, wie er in der Wirtschaft immer wieder auftaucht – man hätte gewarnt sein können", schreibt die NZZ (4.11.23). Gar nicht erstaunlich ist, wie viele "kritische Journalisten" im Nachhinein gscheiter sind als Dutzende Investoren. thurnhofer.cc hat bereits im Juni 2010 geschrieben, "Warum Rene Benko in Wien scheitern wird".
Ergänzung 24.11.2023: Sebastian J Reinhart @Reinhart_Seb twittert am 24.11.23: "Eine @news exklusiv vorliegende Dokumentation zeigt erstmals, dass Alfred Gusenbauer rund um die Galeria-Karstadt-Kaufhof-Pleiten Millionenhonorare an die Signa von Rene Benko gestellt hat. Mehr im neuen Heft (Heute epaper, morgen print). Eine Langzeitrecherche mit @FLECKL."