Heizungshersteller Windhager insolvent

Insolvenz / Pellets / Heizungshersteller / Energiewende

Update 2. Februar 2024: "Die BWT-Mutter Fiba übernimmt den insolventen Seekirchner Heizungshersteller Windhager. Die Marke soll erhalten bleiben - ebenso wie der Großteil der 440 Arbeitsplätze", berichtet SN (2.2.2024)

9. Jänner 2023 - "Am Landesgericht Salzburg ist am Montag das Insolvenzverfahren über den Heizungshersteller Windhager mit Sitz in Seekirchen (Flachgau) eröffnet worden. Bereits im Sommer hatte das Unternehmen Kurzarbeit angemeldet. Mehr als 400 Mitarbeiter sind nun von der Pleite betroffen.

Windhager screen

Wie der KSV1870 informierte, sollen die Passiva (Liquidationswert) des Traditionsbetriebs bei 78,2 Mio. Euro (Zentralheizung Technik GmbH) bzw. 8,2 Mio. Euro (Zentralheizung GmbH) und die Aktiva bei rund 21,4 Mio. Euro bzw. 2,2 Mio. Euro liegen. Die Zahl der betroffenen Gläubiger beträgt laut dem Kreditschutzverband rund 354 in der Produktionsgesellschaft und rund 150 in der Vertriebs- und Servicegesellschaft. Windhager stellt Heizkessel für sämtliche Energiearten her, hat sich aber in den vergangenen Jahren vor allem als Produzent von Pelletheizungen einen Namen gemacht.

Als Ursache für die finanziellen Probleme nannte Geschäftsführer Stefan Gubi extrem negative Marktentwicklung der vergangenen eineinhalb Jahre. Diese hätte ihren Ursprung in den exorbitant angestiegenen Pellets-Preisen durch die vom Ukraine-Konflikt ausgelöste Energiepreiskrise. Sei der Preis für eine Tonne Pellets Anfang 2022 noch unter 300 Euro gelegen, erreichte er später teilweise ein Niveau von über 700 Euro pro Tonne. 'Das hat zu Unsicherheiten bei den Kunden geführt.' Wirklich dramatisch sei die Situation für das Unternehmen dann aber im Sommer 2022 geworden. Damals wurde durch die deutsche Politik die Diskussion geführt, ob Holz als nachhaltiger Energieträger noch förderwürdig sei oder nicht", berichtet industriemagazin.at (8.1.24)

ethos.at hat bereits 2022 exklusiv über die überhöhten Preise der Pelletsproduzenten berichtet. Sogar die Bundeswettbewerbsbehörde hat ein Verfahren eingeleitet. Der Pellets-Verband proPellets - dessen Mitglieder die Rohstoffproduzenten ebenso wie die Heizungshersteller sind - konnte (oder wollte) jedoch nicht rechtzeitig gegensteuern. ethos.at schon 2022 nachgewiesen, dass die Preiserhöhungen nicht mit dem Russland-Ukraine-Krieg zusammen hängen, und die Verdreifachung der Preise den Produzenten einen kurzfristige Gewinn bringen, aber der Branche einen großen Schaden zufügen würden.

SN (Printausgabe10.1.24) berichtet, was der Vertrauensverlust in Zahlen bedeutet: "Wurden in Salzburg im Rekordjahr 2022 noch 1122 Pelletsheizungen installiert, brach die Anzahl an Neuinstallationen 2023 auf rund 350 ein. Österreichweit wurden 2022 20.000 Heizungen aufgestellt - 2023 nur mehr rund 6.300.

Der Rückgang an installierten Pelletsheizungen war aber sicher nicht die Hauptursache für die Insolvenz von Windhager. Das Unternehmen hat in Pinsdorf ein neues Werk zur Produktion von Wärmepumpen auf die grüne Wiese gestellt, das kurz vor der Fertigstellung steht. Die Kosten von 91 Millionen Euro dürften sich angesichts der Deutschen Energiewende-Politik als Fehlinvestment herausgestellt haben. Hat Wirtschaftsminister Habeck noch zu Beginn 2022 die Wärmepumpe als alternativlose Heizung der Zukunft propagiert, weiß mittlerweile jedes Kind, dass diese nicht für jedes Haus und noch weniger für jeden Industriebau geeignet ist.

Neuanschaffungen von Pelletsheizungen werden nun, 2024, wieder staatlich befeuert, berichtet SN: "75 Prozent Förderung gibt es in Österreich seit 1. Jänner für jene, die einen Heizungstausch vornehmen aus Öl und Gas aussteigen. Einkommensschwache Haushalte bekommen eine neue Heizung zur Gänze gefördert. ... Eine ähnliche Situation zeigt sich im wichtigen Exportland Deutschland."

Update 16. Jänner 2024 - "Das mit den 500.000 Wärmepumpen in diesem Jahr [in Deutschland] wird nichts mehr, da mögen Unternehmen und Handwerker noch so viel Zeit haben, um die Zahl der installierten Geräte nach oben zu schrauben. Das von der Bundesregierung ausgerufene Ziel ist passé. Es ist nicht Fatalismus, der die Branche fest im Griff hat, sondern die Einsicht, dass nach einem verkorksten Jahr 2023, in dem die Nachfrage eingebrochen ist und sogar Gasheizungen eine unerwartete Wiederbelebung erfuhren, beim besten Willen nicht mehr drin ist. Mag sein, dass es vom zweiten Halbjahr an aufwärts geht. Für eine Weile aber wird es zäh bleiben, da sind sich alle einig", berichtet FAZ.de (16.1.24)

SIEHE AUCH:

Die Pellet-Story: Best Practice of Austria?

Pelletmarkt 2022: Wann entscheidet BWB?

BWB beendet Pelletmarkt-Untersuchungen