Wohlmeyer Heinrich: Globales Schafe Scheren

Gegen die Politik de Niedergangs, 2006

Es ist der Wunsch aller Schafe, nicht geschoren zu werden. Karl Kraus.

Warum wehren sie sich dann nicht? Heinrich Wohlmeyer

4. Jänner 2025 - Der Autor ist ein Mann der Tat. Die Liste seiner Funktionen und Positionen, die er im Laufe eines langen Lebens inne hatte, wird nur übertroffen von der Liste an Titeln, die er erworben, und Ehrentiteln, die ihm verliehen wurden. Als Autor folgt er seinem Erfolgsrezept als Manager: „I. Sehen, II. Urteilen, III. Handeln. Es ist schwer, Breite und Tiefe von Wohlmeyers Analysen und Urteilen, wiederzugeben. Deshalb beschränkt sich ethos.at mit „The Best of…“ - immer in Hinblick darauf, dass diese Zeilen vor rund 20 Jahren geschrieben wurden.

Wohlmeye Heinrich

Foto: Dr. Wohlmeyer mit dem Bild "Das letzte Abendmahl" von Albert Hoffmann im Kunstraum, 2016

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„Betrachtet man die letzten 200 Jahre der US-Geschichte mit der Brille der Nüchternheit, dann haben die USA nach den Unabhängigkeitskriegen nur Eroberungs- und Geldeintreibungskriege geführt.“ (47)

„Man fragt sich, wieso eine Nation sich derart in einseitige Wirtschaftsinteressen verstricken kann, dass sie wie der Vogel auf der Leimrute an ihren Öl- und Waffeninteressen klebt. (Ein US-Kollege sagte mir einmal auf die Frage, wie zufrieden er mit seiner Regierung sei, zynisch: ‚We have the best government money can buy.‘)“ (50)

„Die Mehrzahl der Mitbürger ist sich nicht bewußt, dass sich die unbegrenzt aufblasende Weltfinanzwirtschaft von der Realökonomie immer weiter abkoppelt und dass dies die Gefahr einer Implosion in sich birgt, die gewaltiger sein könnte, als die Große Depression der dreißiger Jahre des vorigen Jahrhunderts.“ (57)

„Das Weltwährungsland USA steckt in einer monetären Falle, die zu gewaltsame Lösungen führen könnte.“ (288) „Kapitalverkehrskontrollen sind derzeit geradezu anrüchig, obwohl sie in der Bretton Woods-Ära zum normalen Instrumentarium gehörten“. (291)

„Ich denke, dass wir weltweit das tun müssen, was wir nach dem Abzug der Russen in Österreich mit den USIA-Betrieben (Betriebe, die unter sowjetischer Militärverwaltung standen) tun mußten, nämlich neu anfangen. Es wurde in den „Schillingeröffnungsbilanzen“ ein Strich unter die Vergangenheit gezogen, alles neu bewertet und dann neu gestartet. Eine solche Vorgangsweise ist besser als auf das Platzen der Blase zu warten.“ (292)

„Die globale Zinsknechtschaft als zentrale Ursache der weltweiten Zerreißprobe. Die Schere zwischen Armen und Reichen öffnet sich exponentiell“. Wohlmeyer verweist hier auf Reports des UNDP und Jean Zeiglers „Imperium der Schande“, erschienen 2005.

„Der ehemalige griechische Finanzkommissar der EU, Yannis Paleocrassas, hat im Factor 10-Report des Jahres 1999 in seinem Beitrag über Finanzreform, Ressourcenproduktivität und Beschäftigung für die Jahre 970 bis 1994 herasgearbeitet, dass in der EU rund 50 % der Steuern auf der menschlichen Arbeit und rund 80 % auf menschlicher Aktivität ruhen, während die Kapitalsteuern nur rund 1 % und die Umweltsteuern nur rund 15 % betragen.“ (316)

„Die Kultivierung von Grundirrtümern: Es gehört zum Wesen der begrenzten Sichtweisen (geistigen Häuser), dass Grundirrtümer beharrlich verteidigt und wiederholt werden. Die Erfahrung zeigt, dass Dinge für „wahr“ genommen werden, wenn man sie nur oft genug wiederholt und wenn sie noch dazu von angesehenen Persönlichkeiten propagiert werden.“ (79)

„Es bedarf einer ökologischen Erhaltungswirtschaft, die nicht auf permanentes Mengenwachstum angewiesen ist. Der Zinseszins aber fordert dieses. Also wird bei ihm anzusetzen sein.“ (83)

„Ich muß hier auf die an den Grundfesten der westlichen freiheitlichen Gesellschaften rüttelnde Haltung des Islam hinweisen. Der von den Muslimen nicht geleugnete Anspruch auf Umgestaltung unserer freien Gesellschaft, wird nämlich in einer Art ‚Geist von München‘ verdrängt.“ (76)

„Ich denke, dass eine europäische Kultur der Zukunft mit hoher Lebensqualität eine individuelle Dreiteilung der zur Verfügung stehenden ‚Arbeitszeit‘ ermöglichen sollte: ein Drittel für manuelle Arbeit, ein Drittel für geistige Arbeit (Schreibtisch) und ein Drittel für Religion, Familie, Gemeinschaft und Kultur. Dadurch würde der Trias Hand-Hirn-Herz Rechnung getragen, und der Handwerkskunst, die Europa mitgeprägt hat, wieder der notwendige Stellenwert eingeräumt werden. Es wird sich die Erkenntnis durchsetzen müssen, dass Arbeits- und Lebenskultur einen schützenden Zaun erfordern. Dieser darf und soll nicht unübersteigbar sein, aber er muß ‚Plünderer‘ abhalten. Um eine unsere freiheitlich-demokratische und fürsorgliche Gesellschaftsordnung schützende Finanz- und Handelspolitik werden wir nicht herumkommen.“ (37