Rushdie Salman: Die Satanischen Verse

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13. August 2022 - „Schriftstellerikone Salman Rushdie ist bei einer Lesung in den USA von einem 24-jährigen Amerikaner angegriffen und schwer verletzt worden. Das Motiv des festgenommenen Mannes aus New Jersey sei weiterhin unklar, sagte ein Polizeisprecher am Freitag. Der Vorfall ereignete sich bei einer Lesung im Ort Chautauqua im Westen des Bundesstaates New York. Der Polizei zufolge wurde Rushdie mindestens einmal in den Hals und den Bauch gestochen. Weltweit war das Entsetzen groß. Auch Henry Reese, der Interviewer, erlitt bei dem Angriff eine Kopfverletzung“, berichtet DiePresse.com Ergänzung 15. August: "Der mutmaßliche Angreifer erklärte sich am Samstag vor einem New Yorker Gericht für nicht schuldig" und mehr über den aktuellen Zustand des Autors berichtet der ORF.

Stichworte: Islam / Islamismus / Koran / Suren / Allah / Religion / Terror / Krieg / Frieden

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Unser Kandidat 2022 hat im Jahr 2018 die „Satanischen Verse“ gelesen

Hier seine Rezension:

Ein Buch, das sich 30 Jahre in den Bestsellerlisten hält, hat auch einmal verdient gelesen zu werden. Noch dazu, wenn es sich dem Reisenden bereits in jeder Bahnhofsbuchhandlung feil bietet. Den Plot findet der Leser auf der Rückseite des Covers: „Über der englischen Küste wird ein Flugzeug in die Luft gesprengt. Die einzigen Überlebenden eines Terroranschlags sind Gibril Farishta und Saladin Chamcha, zwei indische Schauspieler, die buchstäblich vom Himmel fallen und wie durch ein Wunder unversehrt bleiben. Doch nach dem Absturz gehen seltsame Dinge mit ihnen vor: Der Muslim Gibril zeigt immer mehr Ähnlichkeit mit dem Erzengel Gabriel, während sich Saladin, der stets seine Herkunft verleugnete, zu einem Abbild des Teufels entwickelt. Doch das ist erst der Beginn einer überwältigenden Odyssee zwischen Gut und Böse, zwischen Fantasie und Realität.“

Ein Leser, der nachvollziehen kann, dass zwei Schauspieler einen Flugzeugabsturz überleben, kann vielleicht auch den ausufernden, detailverliebten Schilderungen von Salman Rushdie etwas abgewinnen. z.B: „Es war so und auch wieder nicht, daß der Zustand Saladin Chamchas, dessen Gefangenschaft im Körper eines Teufels und in der Dachkammer des Shaandaar Bed and Breakfast nun schon Wochen und Monate dauerte, sich unübersehbar verschlechterte. Seine Hörner (ungeachtet jener einmaligen, kurzlebigen und unbemerkten Verkürzung) waren sowohl dicker als auch länger geworden, drehten sich mittlerweile zu phantastischen Arabesken, wickelten sein Haupt in einen Turban aus nachdunkelndem Knochen. Ihm war ein dichter, langer Bart gewachsen, eine irritierende Entwicklung bei jemandem, dessen rundes Mondgesicht noch nie durch besondere Behaarung aufgefallen war; er war überhaupt am ganzen Köprer haariger geworden, und dort, wo sein Rückgrat endete, war ein schöner Schwanz gewachsen, der mit jedem Tag länger wurde und ihn bereits dazu zwang, auf das Tragen von Hosen zu verzichten; er stopfte das neue Körperteil statt dessen in sackartige Salwarhosen, die Anahita Sufyan aus der großzügig geschneiderten Kollektion ihrer Mutter entwendet hatte.“

Und so weiter, endlose Assoziationsketten, so als würde ein Drehbuchautor zu jedem nebensächlichen Kurzdialog fünfundzwanzig Regieanweisungen schreiben. Sogar meine katholische Ehrfurcht vor den Schriften großer Literaten hat mich verlassen und gewissenlos hab ich jede zweite Seite überschlagen.

Spannend an diesem Buch ist vor allem seine Wirkungsgeschichte. Dass der Mullah und damalige Staatschef Ayatollah Khomeini den Autor Salman Rushdie am 14. Februar 1989 mittels Fatwa zum Tode verurteilte, wurde sogar in der islamischen Welt außerhalb Irans nicht anerkannt. Doch das Urteil wurde vom Iran nie annulliert, ganz im Gegenteil: in regelmäßigen Abständen hat der Iran das Kopfgeld auf Salman Rushdie erhöht, zuletzt 2016 auf vier Millionen Dollar. (Quelle: NZZ 24.2.2016) Trotz all dem lebt Rushdie mittlerweile wieder ohne Personenschutz, Opfer von Anschlägen wurden hingegen mehrere Übersetzer seines Romans, zwei überlebten, der Japaner Hitoshi Igarashi wurde am 11. Juli 1991 erstochen. (Quelle: Erzbistum Köln)

Taliban Angst

Der Stein des Anstoßes für die Mullahs und Gotteskrieger ist das zweite, knapp 50 Seiten umfassende Kapitel seines 700-Seiten Romans. Es bezieht sich auf die 53. Sure des Koran, wonach Mohammed zunächst drei von dreihundert der alten Gottheiten, und zwar die Göttinnen Lat, Uzza und Manat, neben Allah anerkannt hat. Quasi als Schwestern des Erzengels Gabriel. Später aber, nach einem Kampf mit dem Erzengel, hat der Verkünder dies als Eingebung Satans widerrufen. Das Kapitel heißt „Mahound“, eine im Mittelalter übliche Verfälschung von Mohammeds Namen, die „der Teufel“ bedeutet. Abgesehen davon, dass Rushdie den Gründer des Islam salopp als den „zum Propheten gewordenen Geschäftsmann“ bezeichnet, ist die Geschichte seiner Versuchung plausibel, und im Unterschied zum Rest des Romans schnörkellos, nachvollziehbar und sachlich erzählt:

„Nach wenigen Augenblicken betritt er das Dichterzelt. Im Zelt reagiert das Publikum auf die Ankunft des unbeliebten Propheten und seiner armseligen Anhänger mit Hohn und Spott. Aber während Mahound nach vorn geht, die Augen fest geschlossen, verstummen die Buhrufe und Pfiffe, und Stille tritt ein. Mahound öffnet die Augen nicht für eine Sekunde, aber seine Schritte sind sicher, und er erreicht die Bühne ohne Stolpern oder Zusammenstöße. Er geht die wenigen Stufen hinauf ins Licht; noch immer sind seine Augen geschlossen. Die versammelten Lyriker, Verfasser von Meuchelmord-Elogen, Verserzählungen und Satiren – Baal ist natürlich auch hier – blicken belustigt, aber auch mit ein wenig Unbehagen auf den schlafwandelnden Mahound. In der Menge kämpfen seine Anhänger um gute Plätze. Die Schreiber drängen sich in seine Nähe, um festzuhalten, was immer er sagen wird.“

Resümee: Wer nicht auf Fantasy steht, kann auf „Die Satanischen Verse“ von Salman Rushdie verzichten. Wer sich um ein tieferes Verständnis der Wurzeln des Islam bemüht, für den ist das Kapitel „Mahound“ aus dem skandalisierten Romann ein Muss!


Der Koran aus Sicht eines Frevlers

Essay von Hubert Thurnhofer, 9.1.2017 - Nicht jeder bekommt vom Christkind einen Koran. Insofern zähle ich zu den Auserwählten. Da ich zu den Feiertagen absolut nix besseres zu tun hatte, hab ich naturgemäß mein Geschenk nicht ins Bücherregal geschoben, sondern gelesen. Im aufrichtigen Bemühen um Verständnis von der ersten bis zur letzten Zeile.

Vorab muss ich bekennen: aus Sicht des Koran bin ich ein Ungläubiger und somit ein Frevler! Und daran kann ich offenbar - und das bedeutet: laut Offenbarung des Koran - nichts ändern, denn: „Wen aber Allah in die Irre gehen läßt, für den wirst du keinen Weg finden.“ 4:88 Und: „Keiner Seele ist es möglich zu glauben, außer mit Allahs Erlaubnis. Und Er legt den Greuel auf diejenigen, die nicht begreifen.“ 10:100

Dass Allah den Ungläubigen die Hölle verspricht, das unterscheidet den Islam nicht von anderen Religionen. Doch das Gottesbild des Koran unterscheidet sich deutlich von dem des Christentums. Jede Sure beginnt durchaus versöhnlich mit „Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen!“ Weiters enden dutzende Verse mit Feststellungen wie „Allah ist Allumfassend, Allwissend“, „Allah ist Erhaben, Allweise“, „Allah ist Reich und Milde“, „Allah ist allwissend, Allkundig“, Allah ist Dankbar, Allwissend“ - für Christen also durchaus annehmbar.

Zwar werden die Wesensmerkmale „Allah ist Allmächtig und Herr der Vergeltung“ 3:4 und „und Allah ist der beste Ränkeschmied“ 3:54 seltener erwähnt, als „Allverzeihend, Nachsichtig“, doch von Beginn an teilt der Koran die Welt in Gläubige und Ungläubige. Die Strafe Gottes wird in allen Religionen thematisiert, doch im Koran ist das Thema allgegenwärtig und das Hauptmotiv aller Suren: einerseits Belohnung für die Gläubigen (Gerechten), anderseits Strafe für die Ungläubigen (Ungerechten, Frevler, Lügner).

„Er hat dir das Buch mit der Wahrheit offenbart, das zu bestätigen, was vor ihm (offenbart) war. Und Er hat (auch) die Thora und das Evangelium (als Offenbarung) herabgesandt,
zuvor, als Rechtleitung für die Menschen. Und Er hat die Unterscheidung herabgesandt. Gewiß, diejenigen, die Allahs Zeichen verleugnen, für sie wird es strenge Strafe geben. Allah ist Allmächtig und Besitzer von Vergeltungsgewalt.“ 3:3-4

Hier wird somit bestätigt, dass Thora und Evangelium ebenso von Allah offenbart wurden wie der Koran. Und zahlreiche Geschichten aus dem Alten und Neuen Testament werden im Koran zitiert, allerdings sehr fragmentarisch. So werden, in ungeordneter Reihenfolge, Geschichten (aber niemals die vollständige Geschichte) von Moses und Aaron, Noah, Salomon, David, Jonas, Abraham und Isaak erzählt. Ebenso wird die Jungfrauengeburt Marias bestätigt und Jesus als Prophet anerkannt.

Der Koran über das Judentum:

Allah hatte ja mit den Kinder Isrāʾīls ein Abkommen getroffen. Und Wir beriefen von ihnen zwölf Obmänner. Und Allah sagte: „Ich bin mit euch. Wenn ihr das Gebet verrichtet, die Abgabe entrichtet, an Meine Gesandten glaubt und ihnen beisteht und Allah ein gutes Darlehen gebt, werde Ich euch ganz gewiß eure bösen Taten tilgen und euch ganz gewiß in Gärten eingehen lassen, durcheilt von Bächen. Wer aber von euch danach ungläubig wird, der ist wirklich vom rechten Weg abgeirrt.“ 5:12

„Gewiß, dieser Qurʾān erzählt den Kindern Isrāʾīls das meiste von dem, worüber sie uneinig sind.“ 27:76

„Und Wir erretteten bereits die Kinder Isrāʾīls von der schmachvollen Qual,
von Firʿaun. Er war überheblich und einer der Maßlosen.
Und Wir erwählten sie ja mit Wissen vor den (anderen) Weltenbewohnern
und ließen ihnen von den Zeichen solche zukommen, die eine deutliche Prüfung enthielten.
„Gewiß, dieser Qurʾān erzählt den Kindern Isrāʾīls das meiste von dem, worüber sie uneinig sind.“ 44:30-33

„Sag: O die ihr dem Judentum angehört, wenn ihr behauptet, daß ihr Allahs Schützlinge unter Ausschluß der (anderen) Menschen seid, dann wünscht (euch doch) den Tod, wenn ihr wahrhaftig seid.“ 62:6

Der Koran über das Christentum:

„(Verflucht sind sie) dafür, daß sie ihr Abkommen brachen und Allahs Zeichen verleugneten und (daß sie) die Propheten zu Unrecht töteten und (daß sie) sagten: „Unsere Herzen sind verhüllt.“ – Nein! Vielmehr hat Allah sie für ihren Unglauben versiegelt; darum glauben sie nur wenig, –
und daß sie ungläubig waren und gegen Maryam (Anmerkung: Maria) gewaltige Verleumdung aussprachen,
und dafür, daß sie sagten: „Gewiß, wir haben al-Masīḥ ʿĪsā, den Sohn Maryams (Anmerkung: den Messias, Jesus, den Sohn der Maria), den Gesandten Allahs getötet.“ – Aber sie haben ihn weder getötet noch gekreuzigt, sondern es erschien ihnen so. Und diejenigen, die sich darüber uneinig sind, befinden sich wahrlich im Zweifel darüber. Sie haben kein Wissen darüber, außer daß sie Mutmaßungen folgen. Und sie haben ihn mit Gewißheit nicht getötet.
Nein! Vielmehr hat Allah ihn zu Sich erhoben. Allah ist Allmächtig und Allweise.“ 4:144-158

„O Leute der Schrift, übertreibt nicht in eurer Religion und sagt gegen Allah nur die Wahrheit aus! al-Masīḥ ʿĪsā, der Sohn Maryams, ist nur Allahs Gesandter und Sein Wort, das Er Maryam entbot, und Geist von Ihm. Darum glaubt an Allah und Seine Gesandten und sagt nicht „Drei“. Hört auf (damit), das ist besser für euch! Allah ist nur ein Einziger Gott. Preis sei Ihm (, und Erhaben ist Er darüber), daß Er ein Kind haben sollte! Ihm gehört (alles), was in den Himmeln und was auf der Erde ist, und Allah genügt als Sachwalter.
Al-Masīḥ wird es nicht verschmähen, ein Diener Allahs zu sein, auch nicht die (Allah) nahegestellten Engel. Wer es aber verschmäht, Ihm zu dienen, und sich hochmütig verhält –, so wird Er sie alle zu Sich versammeln. “ 4:171-172

„Fürwahr, ungläubig sind diejenigen, die sagen: „Gewiß, Allah ist einer von dreien.“ Es gibt aber keinen Gott außer dem Einen Einzigen. Wenn sie mit dem, was sie sagen, nicht aufhören, so wird denjenigen von ihnen, die ungläubig sind, ganz gewiß schmerzhafte Strafe widerfahren.“ 5:73
Der Koran über den Islam:

„O die ihr glaubt, tretet allesamt in den Islām ein und folgt nicht den Fußstapfen des Satans! Er ist euch ja ein deutlicher Feind.“ 2:208

„Wer aber als Religion etwas anderes als den Islām begehrt, so wird es von ihm nicht angenommen werden, und im Jenseits wird er zu den Verlierern gehören.“ 3:85

„Wen Allah rechtleiten will, dem tut Er die Brust auf für den Islām. Und wen Er in die Irre gehen lassen will, dem macht Er die Brust eng und bedrängt, so als ob er in den Himmel hochsteigen sollte. So legt Allah den Greuel auf diejenigen, die nicht glauben.“ 6:125

„Ist denn jemand, dessen Brust Allah für den Islam auftut, so daß er sich nach einem Licht von seinem Herrn richtet, (einem beharrlich Ungläubigen gleich)? So wehe denjenigen, deren Herzen gegen Allahs Ermahnung verhärtet sind! Sie befinden sich in deutlichem Irrtum.“ 39:22

Insgesamt ist nur an acht Stellen direkt vom Islam die Rede, doch ständig wird darauf hingewiesen, dass der Koran das wahre Wort Allahs wiedergibt, u.a. Sure 10:37: „Dieser Qurʾān kann unmöglich ohne Allah ersonnen werden. Sondern (er ist) die Bestätigung dessen, was vor ihm war, und die ausführliche Darlegung des Buches, an dem es keinen Zweifel gibt, vom Herrn der Weltenbewohner.“

„Denjenigen aber, die glauben und rechtschaffene Werke tun und an das glauben, was Muḥammad offenbart worden ist – und es ist (ja) die Wahrheit von ihrem Herrn –, tilgt Er ihre bösen Taten und bessert ihren Gemütszustand.“ 47:2

Nur vier Mal kommt der Name des Propheten, Mohamed / Muhammad ("Der Gepriesene") vor, üblicher Weise ist im Koran nur vom „Gesandten“ die Rede. Interessanter Weise wird sogar in der Sure 47, die den Untertitel „Muhammad“ trägt, kein einziges Details aus dem Leben des Propheten verraten. Dafür werden an anderer Stelle die ziemlich ungewöhnlichen Privilegien des Propheten offenbart:

„O Prophet, Wir haben dir (zu heiraten) erlaubt: deine Gattinnen, denen du ihren Lohn gegeben hast, das, was deine rechte Hand (an Sklavinnen) besitzt von dem, was Allah dir als Beute zugeteilt hat, die Töchter deiner Onkel väterlicherseits und die Töchter deiner Tanten väterlicherseits, die Töchter deiner Onkel mütterlicherseits und die Töchter deiner Tanten mütterlicherseits, die mit dir ausgewandert sind; auch eine (jede) gläubige Frau, wenn sie sich dem Propheten (ohne Gegenforderung) schenkt und falls der Prophet sie heiraten will: Dies ist dir vorbehalten unter Ausschluß der (übrigen) Gläubigen – Wir wissen wohl, was Wir ihnen hinsichtlich ihrer Gattinnen und dessen, was ihre rechte Hand (an Sklavinnen) besitzt, verpflichtend gemacht haben –, damit für dich kein Grund zur Bedrängnis bestehe. Und Allah ist Allvergebend und Barmherzig.“ 33:50

Tatsache ist, dass der Koran keine eigenen Legenden und Gleichnisse hat, aus denen Koran-Schüler etwas lernen könnten. Tatsache ist, dass Legenden ausschließlich dem Neuen und Alten Testament einfließen, wie erwähnt sehr fragmentarisch und mit dem Hinweis, dass den Propheten kein Glaube geschenkt wurde:

„Wir haben ja den Menschen in diesem Qurʾān allerlei Gleichnisse geprägt. Und wenn du zu ihnen mit einem Zeichen kommst, sagen ganz gewiß diejenigen, die ungläubig sind: „Ihr bringt nur Falsches.“ 30:58

„Und wenn zu ihnen gesagt wird: „Was hat euer Herr (als Offenbarung) herabgesandt?“, sagen sie: „(Es sind) Fabeln der Früheren.“ 16:24

Es stellt sich die Frage, warum Allah hunderte Details, die für Judentum und Christentum von Bedeutung sind, einfach vergessen hat, als Er „das Buch mit der Wahrheit offenbart“ hat. Die Antwort ist einfach: der Koran hat nur einen Zweck: den Gläubigen Ehrfurcht vor Allah einzuflößen. Das führt im besten Fall dazu, dass sich Muslime an die Sittengesetze des Koran halten. Das führt aber im schlimmsten Fall dazu, dass die Ehrfurcht vor Allah zur Furcht vor der schmerzhaften Strafe Allahs, insbesondere zur Furcht vor dem ewigen Höllenfeuer wird. In der Intensität, mit der die Strafe Allahs angedroht wird, liegt einer der Gründe, warum sich Muslime radikalisieren, denn: „Wer ist ungerechter, als wer gegen Allah eine Lüge ersinnt oder Seine Zeichen für Lüge erklärt? Gewiß, den Übeltätern wird es nicht wohl ergehen.“ 10:17 Dazu kommen jene Stellen, die eindeutig zum Kampf auffordern.

Der Koran als Kriegsbotschaft:

Afghanistan Arabien

(c) Fotos: ORF ZIB auf Facebook - Nachrichten vom 17. und 18. August 2022

„Und kämpft gegen sie, bis es keine Verfolgung mehr gibt und die Religion (allein) Allahs ist. Wenn sie jedoch aufhören, dann darf es kein feindseliges Vorgehen geben außer gegen die Ungerechten.“ 2:193

„Und wenn ihr auf Allahs Weg getötet werdet oder sterbt, so sind Vergebung von Allah und Erbarmen fürwahr besser als (all) das, was sie zusammentragen.
Und wenn ihr sterbt oder getötet werdet, so werdet ihr fürwahr zu Allah versammelt werden.“ 3:157-158

„So kämpfe auf Allahs Weg – du wirst nur für dich selbst verantwortlich gemacht – und sporne die Gläubigen an. Vielleicht wird Allah die Gewalt derjenigen, die ungläubig sind, zurückhalten. Allah ist stärker an Gewalt und an Bestrafung.“ 4:84

„Kämpft gegen diejenigen, die nicht an Allah und nicht an den Jüngsten Tag glauben und nicht verbieten, was Allah und Sein Gesandter verboten haben, und nicht die Religion der Wahrheit befolgen – von denjenigen, denen die Schrift gegeben wurde –, bis sie den Tribut aus der Hand entrichten und gefügig sind!“ 9:29

„... Und kämpft gegen die Götzendiener allesamt wie sie gegen euch allesamt kämpfen! Und wißt, daß Allah mit den Gottesfürchtigen ist!“ 9:36

Insbesondere im letzten Zitat findet sich eine Legitimation zum Kampf, zumal ja die Götzendiener bereits gegen die Gläubigen kämpfen, der Gläubige somit zur Verteidigung antritt. Insgesamt finden sich im Koran rund 30 Stellen, die mehr oder weniger direkt zum Kampf auffordern.

Sogar das einfache Gebot „Du sollst nicht Töten“ findet sich im Koran nicht in dieser Klarheit, sondern wird geradezu skurril relativiert: „Es steht keinem Gläubigen zu, einen (anderen) Gläubigen zu töten, es sei denn aus Versehen. Und wer einen Gläubigen aus Versehen tötet, (der hat) einen gläubigen Sklaven (zu) befreien und ein Blutgeld an seine Angehörigen aus(zu)händigen, es sei denn, sie erlassen (es ihm) als Almosen. Wenn er (der Getötete) zu einem euch feindlichen Volk gehörte und gläubig war, dann (gilt es,) einen gläubigen Sklaven (zu) befreien. Und wenn er zu einem Volk gehörte, zwischen dem und euch ein Abkommen besteht, dann (gilt es,) ein Blutgeld an seine Angehörigen aus(zu)händigen und einen gläubigen Sklaven (zu) befreien. Wer aber keine (Möglichkeit) findet, (der hat) zwei aufeinanderfolgende Monate (zu) fasten – als eine Reueannahme von Allah. Und Allah ist Allwissend und Allweise.“ 4:92

Allerdings gibt es auch Stellen, die zum Frieden aufrufen:

Der Koran als Friedensbotschaft:

Die 114 Suren des Koran beginnen mit dem Satz:
„Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen!“

„Es gibt keinen Zwang im Glauben. (Der Weg der) Besonnenheit ist nunmehr klar unterschieden von (dem der) Verirrung. Wer also falsche Götter verleugnet, jedoch an Allah glaubt, der hält sich an der festesten Handhabe, bei der es kein Zerreißen gibt. Und Allah ist Allhörend und Allwissend.“ 2: 256

„Und es soll aus euch eine Gemeinschaft werden, die zum Guten aufruft, das Rechte gebietet und das Verwerfliche verbietet. Jene sind es, denen es wohl ergeht.“ 3:104

„Und der Haß, den ihr gegen (bestimmte) Leute hegt, weil sie euch von der geschützten Gebetsstätte abgehalten haben, soll euch ja nicht dazu bringen zu übertreten. Helft einander zur Güte und Gottesfurcht, aber helft einander nicht zur Sünde und feindseligem Vorgehen, und fürchtet Allah! Allah ist streng im Bestrafen.“ 5:2
„Wir senden die Gesandten nur als Verkünder froher Botschaft und als Überbringer von Warnungen. Wer also glaubt und Besserung bringt, über die soll keine Furcht kommen, noch sollen sie traurig sein.“ 6:48

„Und wenn ihr die Gunst(erweise) Allahs aufzählen wolltet, könntet ihr sie nicht erfassen. Allah ist wahrlich Allvergebend und Barmherzig.“ 16:18

Allvergebend und Barmherzig ist Allah unter Einschränkungen, nämlich jenen Menschen gegenüber, die an den Koran als letztgültige Wahrheit glauben, denn: „Wer aber als Religion etwas anderes als den Islām begehrt, so wird es von ihm nicht angenommen werden, und im Jenseits wird er zu den Verlierern gehören.“ 3: 85 Und mehrfach steht geschrieben: „Diejenigen aber, die ungläubig sind und Unsere Zeichen für Lüge erklären, das sind Insassen des Höllenbrandes.“ 2:39, 5:10, 7:36

„Allah ist schnell im Abrechnen.“ Allah ist ein Gott, dem die Liebe fehlt. An nur einer einzigen Stelle findet sich im Koran das Wort Liebe in der Art, die dem christlichen Gott der Liebe entspricht: „Gewiß, denjenigen, die glauben und rechtschaffene Werke tun, wird der Allerbarmer Liebe bereiten.“ 19:96 Weitere Liebes-Bekundungen sind eher skurril:

„Ausgeschmückt ist den Menschen die Liebe zu den Begierden, nach Frauen, Söhnen, aufgehäuften Mengen von Gold und Silber, Rassepferden, Vieh und Saatfeldern. Das ist der Genuß im diesseitigen Leben. Doch bei Allah ist die schöne Heimstatt.“ 3:14

„Als die Nacht über ihn hereinbrach, sah er einen Himmelskörper. Er sagte: „Das ist mein Herr.“ Als er aber unterging, sagte er: „Ich liebe nicht diejenigen, die untergehen.“ 6:76

Wer die Fähigkeit zu Liebe und zum Verzeihen als Tugenden ansieht, die als Grundlage unserer Kultur außer Frage stehen, der muss einem Islam, der wortgetreu dem Koran folgt, eine klare Absage erteilen. Der muss, im Sinne des Koran, ein Frevler sein! Anders gesagt: Die  wortgetreue Auslegung des Koran ist mit UNSERER Kultur nicht vereinbar. Das gilt übrigens auch für die wortgetreue Auslegung des Alten und Neuen Testaments.

Quelle aller Zitate: islam.de


Abdel-Samad Hamed: Mohamed. Eine Abrechnung

Hamed Abdel-Samad, der Sohn eines sunnitischen Imam, geboren 1972 in Ägypten, konnte mit 12 Jahren bereits den Koran auswendig. Er kam 1995 als strenggläubiger Muslim nach Deutschland, wo er Englisch, Französisch und Politik studiert hat. Einem Theologie-Studenten, der über Religion Witze machte, hat er die Freundschaft aufgekündigt. Erst infolge der Mohamed-Karikaturen in der dänischen Zeitung "Jyllands-Posten“ beginnt Abdel-Samad kritisch über den Islam nachzudenken. Damit hat er sich zahlreiche Feinde unter den Salafisten und Muslimbrüdern geschaffen, aber auch viele Anhänger unter jenen gefunden, die einen aufgeklärten Islam für möglich halten.

Sein Buch über Mohamed, erschienen 2015, bezeichnet Abdel-Samad als „Abrechnung“. Schon einleitend formuliert der Autor das Grundproblem islamisch geprägter Staaten: „Die Omnipräsenz des Propheten in Bildung und Politik, die Überbetonung der religiösen Komponente in vielen islamischen Gesellschaften verhindert die Entstehung alternativer Identitätsquellen.“ In seiner Abrechnung versucht der Autor die Diskrepanz zwischen dem „ethisch-humanistisch argumentierenden Prediger aus Mekka“ und dem „Massenmörder und psychisch kranken Tyrannen“ auszuloten. Abdel-Samad will keine weitere Biografie schreiben, sondern „ein Psychogramm Mohameds“ zeichnen und dabei insbesondere Sitten und Gewohnheiten jener Zeit berücksichtigen, in der Mohamed lebte.

„Ihm fehlten nicht nur die Liebe und Fürsorge der Eltern, sondern auch Vorbilder und Leitfiguren, …. Im Alter von vierzig Jahren geriet er plötzlich in eine Sinnkrise. Er … wanderte allein in der Wüste umher, … hatte Visionen und behauptete, Steine würden zu ihm sprechen. Er litt unter Angstzuständen und trug sich mit Suizidgedanken.“

„Anders als man annehmen könnte, ging Mohamed mit Frauen nicht wie ein Tyrann um, sondern eher wie ein verstörtes Kind, das unter Verlustängsten leidet … Mohamed war süchtig nach Macht und Anerkennung. Diese sucht er nicht nur bei Frauen, sondern auch im Krieg. Allein in den letzten acht Jahren seines Lebens führte er über achtzig Kriege.“

Für dieses Persönlichkeitsprofil findet Abdel-Samad in der Geschichte des Propheten, insbesondere in den Hadithen und im Koran zahlreiche Belege. Er geht auch der Frage nach, ob Mohamed überhaupt existiert hat oder eine Erfindung sei, wie manche Islamkritiker annehmen, die darauf hinweisen, dass es aus der Zeit Mohameds keine historischen Dokumente gebe, keine Inschriften oder Münzen, die seine Existenz bezeugen würden. Abdel-Samad entgegnet, dass das Fehlen bestimmter Dokumente kein zureichender Beweis für die Nicht-Existenz einer Person sei und konstatiert: „Die Gelehrten dieser Zeit bildeten keineswegs eine homogene Einheit, die mit der herrschenden Elite kollaborierte, um die größte historische Fälschung der Geschichte vorzunehmen.“

Zum Verständnis des Mohamed-Psychogramms dient sowohl die Annahme, dass Mohamed ein uneheliches Kind war, als auch die Beziehung zu seiner ersten Frau, der reichen Witwe Khadidscha, die dem deutlich jüngeren Mohamed Ersatzmutter und Stütze war, insbesondere in der Zeit seiner ersten Visionen: „Islamische Überlieferungen bescheinigen ihr einen großen Anteil an den religiösen Erlebnissen ihres Mannes. Er selbst hatte zunächst geglaubt, er sei vom Teufel besessen.“ Sogar strenggläubige Muslime könnten diese Einschätzung teilen. Aber sicher nicht das daraus folgende Urteil: „Khadidscha entschied sich, die Erkrankung ihres Mannes in ein Geschenk des Himmels zu verwandeln.

Abdel-Samad als Kenner des Koran und der Geschichte des Islam, der nach seinem Studium am Lehrstuhl für Islamwissenschaft an der Universität Erfurt forschte, war imstande, sich „von der Vorstellung des gläubigen Muslims (zu) trennen, derzufolge der Koran das unverfälschte, ewige Wort Gottes ist“.  Die Kritikunfähigkeit der Muslime sieht Abdel-Samad als Kardinalproblem, woraus folgt: „Eine Reform, die es nicht wagt, das Trio von Mohamed, Allah und dem Koran zu relativieren, ist keine Reform, sondern Selbstbetrug. … Die Reform des Denkens beginnt, wenn Muslime es wagen, Mohamed aus dem Käfig der Unantastbarkeit zu entlassen und ihn Mensch werden zu lassen.“

In dieser Aporie bewegt sich das Buch Abdel-Samad. Ob sie zu lösen ist, weiß ich nicht. Ich habe nur einen Wunsch: Möge es gelingen!