Busse Paul: Verpaßter Ungehorsam

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... zur rechten Zeit. Beispielhaft aufgezeigt am Unternehmertum. Klimawandel. Coronamaßnahmen. Energiekrise.

Vor vielen, vielen Jahren gab es eine kritische Wiener Wochenzeitung: Falter. Die Wochenzeitung gibt es noch immer, allerdings als Mainstream-Medium und zahnloser Mitbewerber der Hofberichterstatter. Wer Kritik sucht, muss auf den faltershop.at gehen und wird fündig: "Verpaßter Ungehorsam zur rechten Zeit. Beispielhaft aufgezeigt am Unternehmertum - Unternehmer als Teil des Problems auch Teil der Lösung?!" Ein Buch des Unternehmers Paul Busse, erschienen im März 2023. Eine Rezension dieses Buches wird man im Falter 2023 vergeblich suchen, denn Busse schwimmt gegen den Mainstream. Und zwar bei allen Themen, die das Jahr 2023 beherrschen: Corona. Energiekrise. Klimawandel. Russland-NATO-Krieg.

Busse Ungehorsam faltershop

Verpasster Ungehorsam zur rechten Zeit von Busse Paul - faltershop.at

Die LeserInnen von ethos.at werden zu diesen Themen bei Busse nicht viel Neues finden. Es ist allerdings erstaunlich und erfreulich, dass Autoren, die sich bislang nicht kannten, über ganz verschiedene Wege zu den weitgehend gleichen Erkenntnissen gelangen (siehe Anhang: Synoptische Vergleiche). Es lohnt sich allemal, den Analysen und Argumenten von Busse zu folgen, da er in Fußnoten über 200 Quellen bringt aus Zeiten, als kritisches Denken noch erwünscht war (siehe Anhang Bücherliste). Wie man allerdings die Leser erreicht, die sich vom Mainstream treiben lassen während sie die Weltbetrachtungen eines unabhängigen Unternehmers dringend nötig hätten, diese Frage muss hier offen bleiben; wenn nicht die LeserInnen dieser Rezension zur Verbreitung beitragen, indem sie am Ende der Lektüre diese Rezension AKTIV TEILEN und/oder kommentieren!

Vorab die wichtigsten Aussagen über den Zeitgeist 2023 aus Sicht eines Unternehmers, der 1976 einen Kurbadbetrieb in Freiburg gegründet und 2018 aufgrund Behördenwillkür geschlossen hat (siehe Bericht Chili-Freiburg.de: "Ende mit Schrecken: Paul Busse gibt Waldkurbad auf – und wettert gegens Rathaus")

"Jeder mittelständische Unternehmer ist eingebettet in das an Spielregeln reiche Wirtschaftssystem. Das kuschelige 'eingebettet' könnte man leicht durch eine andere Vokabel ersetzen. Jedenfalls kommt er nicht umhin, sich immer wieder mit dem politischen und wirtschaftlichen Tagesgeschehen auseinanderzusetzen."

"Unternehmertum hat etwas Urmenschliches, ein Staunen Machendes, wenn man bedenkt, was der Mensch dank seines Geistes alles zu unternehmen und zu schaffen versteht. In diesem Wort steckt Dynamik."

"Zu den vielfältigen Krisen und Problemen, die uns seit Jahren in Folge beuteln und binden, gehört auch das kaum bemerkte Schweigen der Unternehmer selbst zu existenzbedrohenden Entwicklungen."

"Es darf hier erwähnt werden, dass sich zumindest das mittelständische unternehmerische Motiv typisch nicht auf Egoismen fokussiert, sondern sich vielfach an der Freude an nützlichen Leistungen für andere Menschen erfüllt."

"Die Unternehmerschaft ließ es wortlos zu, dass der Staat seine Grenzen ungezügelt überschritt, und verinnerlichte unter Corona das behördliche Verbot des eigenen Denkens tief. Sogar so tief, dass das selbständige Denken, was den Menschen als geistiges Wesen erst ausmacht, beim Einläuten der hausgemachten Energiekrise gar nicht mehr ansprang!"

Soweit ein paar Beispiele der präzisen, auf eigenen Erfahrungen basierenden Analysen von Paul Busse. Doch gibt es einen Ausweg aus dieser Sackgasse? Ein echter Unternehmer wird diese Frage natürlich bejahen. Doch konkrete Antworten, wie der Ausweg aussehen könnte, bleibt Busse schuldig.

"Jeder Unternehmer, auch der, der sich an dieser Entwicklung auf Kosten der Allgemeinheit eine goldene Nase verdient, erkennt kraft seines Sachverstandes das Auflösen des Grundverständnisses von Demokratie. Es wäre seine vornehmste Pflicht, diese Fehlentwicklung öffentlich zu artikulieren."

"Hierzu müssen die Unternehmer selbst aktiv werden, sich kundig machen, ursachenorientiert fragen, Ideen, Zivilcourage und die Fähigkeit zu zivilem Ungehorsam entwickeln, vielleicht eine 'Kampfkasse' anlegen und ggf. das abwählbare Personal in ihren Organisationen austauschen; ... mit anderen Worten: Mittelständische Unternehmer müssen für ihre Sache, die auch Sache des gesamten Gemeinwesens ist, ins Tun kommen und sich 'die anschauende Urteilskraft', wie Goethe es sagte, wieder aneignen."

"Der unternehmerische Mittelstand hat sich ab 2020 zweimal hintereinander in fließendem Übergang staatlich verordneten Narrativen unterworfen und sich der vermeintlichen Ohnmacht ergeben. Diese selbstverschuldete Ohnmacht sollte eine Lehre sein. Jetzt gilt es - auch für Geläuterte - aufzuräumen und für die Grundlage eines würdigen Unternehmertums, nämlich Berufsehre, Meinungsfreiheit, Mitbestimmung, den Schutz der Grundrechte, Freiheit, Transparenz und gern auch Politikerhaftung, die Weichen zu stellen."

Jeder Philosoph wird Busse bestätigen, dass seine Antworten wahr sind, aber sie enthalten kein Konzept im Sinne eines Business-Plans. Auch kein Manifest für eine echte politische Wende im Geiste der Samten Revolution. Die Antworten sind lediglich Appelle an das Gute im Menschen. Doch es reicht nicht, über den "verpaßten Ungehorsam"zu lamentieren, ein Unternehmer müsste - um ein beliebtes Buzzword einzustreuen - zumindest Best-Practises liefern, um dem Mittelstand zu zeigen, wie es gehen könnte.