18. bis 24. September 2023
+ Netzfund der Woche: Erika Gröflin-Schürch @ErikaGroeflin (auf twitter): Menschä mit erä anderä politischä Meinig abäzmachä isch kei Politik. Euchi Partei spalted eusi schöni vilfältigi Schwiiz mit streuä vo Misstrouä und Verdächtigungä, anstatt dass dir mit allnä Parteiä zämä nach Lösigä sueched. So goht Demokratie. Das erwarti vo gwehltä Politiker.
+ Buch der Woche: Vor 50 Jahren erschien "Die Rückseite des Spiegels" von Konrad Lorenz. Der Untertitel spiegelt eine wissenschaftliche Haltung, die man heute nicht mehr findet: "Versuch einer Naturgeschichte menschlichen Erkennens". Der Nobelpreistreger bezeichnet sein Weltbeild als "hypothetischen Realismus". Das impliziert Zurückhaltung statt Dogmatismus.
+ Pellet-Markt Deutschland und Österreich: "Pelletheizungen und Holzöfen sind noch einmal glimpflich davongekommen: Beim neuen Gebäudeenergiegesetz werden sie als "erneuerbar" eingestuft - zumindest vorerst", schreibt tagesschau.de (24.9.23) und berichtet ausführlich "Wann Holz und Pelletheizungen sinnvoll sind". Indessen gehen die Verhandlungen über das Erneuerbare-Wärme-Gesetz (EWG) in Österreich weiter, berichtet ORF.at (24.9.23). Man kann davon ausgehen, dass ein ähnliches Ergebnis wie in Deutschland zustande kommt. Umfassend in sieben Kapiteln berichtet ethos.at über die Pellet-Story: die "Erfindung" des Pelletmarktes vor rund 25 Jahren und die unterschiedlichen Entwicklungen in Österreich, Deutschland und Großbritannien, das Campaigning internationaler NGOs und Wissenschaftler gegen Holz zur Erzeugung von Wärmeenergie, und eine kritische Analyse, wie das Narrativ des Klimawandels den Diskurs der Wissenschaftler beeinflusst.
+ 1.500 Euro Strafe für "Drecksstaat"-Tweet. Nachdem seine Familie zum dritten Mal bereits nicht mit der Oma im Pflegeheim Geburtstag feiern durfte, beschwerte sich der gekränkte B. auf Twitter über den "Drecksstaat". Mehr als ein Jahr später wird der bayrische Student (26) zu einer Strafe von 1.500 Euro verdonnert! DerStatus.at sprach exklusiv mit dem jungen Mann und erfuhr die berührende Geschichte hinter dem Tweet.
+ Wendehals Wenisch. Am 3. September 2022 brachte ihn KURIER auf seine Titelseite: "Corona-Spezialist Wenisch: Alle sechs Monate impfen". Ein Jahr später zieht der Infektiologe den Schwanz ein: "Der Leiter der Infektiologie an der Klinik Favoriten, Christoph Wenisch, sagt heute rückblickend, dass er sich mehr gegen die Coronavirus-Impfpflicht "hätte wehren sollen“. Diesen „Irrweg“ hätte man sich ersparen können", berichtet wien.orf.at (23.9.23)
+ ORF verbreitet Falschmeldungen. Diese Woche (20.9.23) im ORF-Spezial die Impflüge: "Es war die Coronaimpfung die uns, die die ganze Welt Ende 2020 wieder aufatmen ließ. Auch wenn sie aus medizinischer Sicht ohne Zweifel ein riesengroßer Erfolg ist, ist sie auch der Grund, der uns als Gesellschaft auseinander gebracht hat."
+ Annäherung des ORF an die FPÖ. Handzahm berichtet ORF.at (19.9.23) über die gemeinsame Pressekonferenz von FPÖ-Chef Kickl und AfD-Chefin Weidel in Wien. Allein die Tatsache des Treffens hätte noch vor einem Jahr für dutzende vernichtende ORF-Kommentare gereicht. Doch abgesehen von stereotypen Pauschalurteilen der Grünen Eva Blimlinger, die von einem "klaren Zeichen in Richtung Rechtsextremismus" sprach, hat ORF.at in dem Artikel keine eigenen tendenziösen Begriffe oder Kommentare eingestreut. Auch die Bildsprache kommuniziert: da treten zwei recht sympathische Personen mit einem ernstzunehmenden Anliegen vor die Kameras! Der drohende Schatten im Hintergrund kann als Zufall durchgehen.
+ Parlamentarismus in Österreich: Das unfreie Mandat. Wie ethos.at vielfach betont hat, widerspricht der Klubzwang dem gemäß Artikel 56 B-VG vorgeschriebenen freien Mandat. Offenbar in Vorbereitung neuer Richtlinien für den Online-ORF bringt ORF.at immer öfter Hintergrundberichte. In "Rede für das Hohe Haus" schreibt ORF.at (19.9.23): "Das Rederecht im Parlament ist ein sensibler Bereich. Wie lange ein Abgeordneter reden darf, ist streng reglementiert. Die Reihenfolge der Redner und Rednerinnen ist aber Sache des Parlamentsklubs. Intern wird entschieden, wer wann reden soll." ethos.at kommentiert: Diese Praxis widerspricht dem Artikel 56 B-VG - Details dazu liefert der Buch "Baustelle Parlament".
+ Was ist eine "Gestenzahlung"? Und wer hat Anspruch darauf? ORF.at (20.9.23) weiß Bescheid: "Wir sind uns auch unserer finanziellen Verantwortung sehr bewusst", so der Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP). Neben der Gestenzahlung von knapp über 5.000 Euro, die noch heuer automatisch an alle Holocaust-Überlebenden ausgezahlt werden soll, werden derzeit bis zu 350 im Ausland lebende Menschen aus dem Hilfsfonds bedacht. Was wird wohl länger dauern: Die immerwährende Wiedergutmachtung, oder die immerwährende Neutralität Österreichs?
+ SPÖ-Misstrauensantrag gegen die komplette Bundesregierung am Mittwoch, berichtet APA via NEWS am Dienstag. ethos.at kommentiert den Aktionismus von Babler mit absehbarer Wirkung: ein Sturm im Wasserglas, der nicht die geringste Verbesserung für unser Land bringt.
+ Kurz hoch drei! Ex-Kanzler Sebastian Kurz, kurz Basti, hat es auf nur zwei Kurzregierungsperioden gebracht, aber bereits auf drei Langfilme. Am längsten angekündigt wurde der Film von Kurt Langbein, "Projekt Ballhausplatz", der pünktlich zum Herbstbeginn, 21.9.23, startet. Dem hat "Kurz - Der Film" von Sascha Köllnreitner die Show gestohlen, der Anfang September in einer Nacht- und Nebel-Aktion angekündigt und ab 8.9.23 ausgestrahlt wurde. Nun aber die endgültige, absolute, totale Wahrheit, wie der dezente Titel verrät: "Sebastian Kurz – The Truth". Das Drehbuch stammt laut "FAZ" von der österreichischen Autorin Judith Grohmann, die 2019 eine Kurz-Biografie herausbrachte. (Buchbesprechung von Natascha Stobl auf respekt.net)
Grohmann über Grohmann: "In the history of European Media Judith Grohmann was the youngest Investigative Journalist and Managing editor." ethos.at Filmempfehlung: Spar dir die Zeit für drei banale Filme und lies statt dessen die Autobiografie von Reinhold Mitterlehner.