Anfang April 2025 berichtet die ganze Welt (in Ö siehe z.B ORF.at (4.4.25) und DiePresse.com) über den britischen Schauspieler und Ex-Moderator Russell Brand, der wegen des Verdachts der Vergewaltigung, Belästigung und Nötigung angeklagt worden ist. Dem derzeit 49-Jährigen werden Taten im Zeitraum von 1999 bis 2005 vorgeworfen. HTH hat in „Moral 4.0“ Brands Buch „Revolution“ einen Abschnitt gewidmet, den ethos.at aus diesem Anlass wiedergibt.
Revolution
(Auszug aus Teil 1, Kapitel 12: Das Alphabet von Moral und Ethik. Aufruf zur moralischen Alphabetisierung Europas.)
Nicht weniger als die „Anleitung für eine neue Weltordnung“ gibt Russell Brand in seinem Buch mit dem prägnanten Titel „Revolution“. Wer den coolen Exjunkie, der als MTV-Moderator Karriere gemacht hat, nicht kennt, ist vermutlich gleich alt wie ich, wobei Russell gerade mal 12 Jahre jünger ist als ich. Um zu verstehen, wo Jugendliche ihre Werte finden, lasse ich keine Seite des 470-Seiten-Schmöckers aus. Russell beginnt mit seinem Auftritt bei Jeremy Paxman, der „das bekannteste Politimagazin im britischen Fernsehen“ leitet: „Er verspeist Innenminister zum Frühstück, scheißt Finanzminister aus und wischt sich den Arsch mit Premierministern ab.“ [S. 9] Auch die nächsten 100 Seiten kann sich der Leser sparen, denn der Autor erzählt darin vorwiegend von seinem Wandel vom Junkie zum Jünger Gottes. Eine wertvolle Selbsterkenntnis aus dieser Wandlung: „Man kommt mit einigem Schwachsinn durch, wenn man nur berühmt genug ist.“ [S 119] In weiteren Kapiteln erzählt Russell immerhin recht amüsant von gescheiten Dingen, die ihm ein paar gescheite Personen erzählt haben. In der Analyse einzelner Probleme unserer Zeit kommt er so gut wie immer zu einem klaren Ergebnis: „Das hier ist gequirlte Scheiße!“ [S. 133] Doch endlich spricht er Klartext, was er unter Revolution versteht: „Wir wollen keine Revolution im alten Stil, mit Gulags und Guillotine und spektakulären Schauprozessen. Was uns vorschwebt, ist ein tiefgreifender Wandel, bei dem wir uns auf derselben Wellenlänge wiederfinden. Eine Feinabstimmung im Streben nach Einklang.“ [S. 171] Tja, immerhin ein netter Versuch. Was soll man sonst sagen, wenn ein Popstar seine ganze Überzeugungskraft aufbringt um die Revolution auszurufen und der weltgrößte Buchverlag das aufgeblasene Werk in die Bestsellerlisten pusht? Diese Buch zu lesen ist auf jeden Fall besser als „auf Acid gewonnene Erkenntnisse“ [S. 71]
[Russell Brand, Revolution. Anleitung für eine neue Weltordnung, München, 2015]