Offener Brief von 200 ÄrztInnen an ÄK-Präsident Szekeres - 24.11.22. Studie UNI Innsbruck

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24.11.2022 Studie von Univ.Prof Steinmayr

"Eine an der Universität Innsbruck durchgeführte Studie hat den Einfluss von impfskeptischen Hausärzten auf das Corona-Impfverhalten ihrer Patienten belegt. Ausgangspunkt für die Forschungsarbeit sei dabei gewissermaßen der "Offene Brief" vom Dezember 2021 gewesen, der an den österreichischen Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres adressiert war und von rund 200 impfskeptischen Ärztinnen und Ärzte unterschrieben worden war, sagte Steinmayr. Bei 110 davon habe es sich um Hausärzte gehandelt. Aus diesem Brief heraus hätten sich schließlich klar impfskeptische Hausärztinnen und Hausärzte herausarbeiten und ihr Wirken lokalisieren lassen, betonte er."

Das berichtet der Kurier am 24.11.2022.

ERGÄNZUNG 1.2.23: DerStandard.at macht mit großoer Schlagzeile auf ein kaum überraschendes Ergebnis der NÖ-Wahl aufmerksam: "Je geringer die Impfquote, desto stärker die FPÖ. Die FPÖ konnte in Niederösterreichs "impfskeptischen" Gemeinden stärker punkten. Die ÖVP verzeichnete dort besonders starke Verluste." Das wär dann wohl ein Thema für eine neue Studie: Der Einfluss von impfskeptischen Hausärzten auf Landtagswahlen.

Andreas Steinmayr, Professor für Empirische Wirtschaftsforschung, war der Studienleiter. Das wenig überraschende Ergebnis, das die Studie angeblich "belegt", hat nur einen kleinen Mangel, wie der Kurier selbstverständlich "objektiv" berichtet: "Nicht bewerten ließen sich aber die tatsächlich getätigten Aussagen der Hausärzte und damit deren inhaltliche Beeinflussung ihrer Patienten."

Dass 1. eine derartige Fragestellung überhaupt Gegenstand einer "Studie" werden konnte, beweist einmal mehr, in welchem katastrophalen Zustand sich die Wissenschaften befinden. Und es belegt 2. weiters, dass der moralische Verfall unserer Gesellschaft die "intellektuelle Elite" erfasst hat. Nicht zuletzt stellt sich 3. die Frage, welche Daten der Herr Professor ausgewertet hat! Wie kann ein Professer der UNI Innsbruck in die Impfdatenbank von 110 Ärzten rein schauen? Wenn er aber nicht deren Daten ausgewertet hat, sondern nur deren "Wirken lokalisiert" hat, dann bitte zurück zu Punkt 1.

Ein "Empirischer Wirtschaftsforscher" fühlt sich bemüßigt die Wirkung eines Briefes, den 200 Ärzte (darunter 110 Hausärzte) unterschrieben haben, zu untersuchen. 110 von 13.138 Allgemeinmedizinern sind also so wichtig - impliziert: gefährlich - dass man eine "Studie" durchführt um "wissenschaftlich" festzustellen, wie sich ihr Einfluss auf die "Impfbereitschaft" der Patienten auswirkt. Die Frage, wie sich die Nicht-Aufklärung der restlichen rund 13.000 Hausärzte auf die Impfbereitschaft der Menschen ausgewirkt hat, ist natürlich kein Studien-Thema.

Ethisch betrachtet wird hier eine Minderheit von Ärzten, die gewissenhaft ihrer Pflicht zur Aufklärung der Patienten nachgekommen ist, allein durch die Auswahl moralisch vorverurteilt und diskreditiert. Denn - das impliziert die Studie - moralisch gut und für die Studie tabu sind und waren jene, die sich an das fragwürdige Verbot der Ärztekammer gehalten haben, die Patienten vor dem Stich ordnungsgemäß über mögliche Nebenwirkungen aufzuklären.

Was das alles mit dem Fach Empirische Wirtschaftsforschung zu tun haben soll, kann nur Big Pharma beantworten.

Laut Ärztekammer gliedert sich die Gesamtheit der Ärzteschaft auf in 7.979 Turnusärzte, 13.138 Allgemeinmediziner, 26.415 Fachärzte und 142 Approbierte Ärzte.

Ergänzung 28. November 2022: Korrespondenz mit Prof Steinmayr

S.g. Herr Professor,

ich darf Sie über meinen aktuellen Blog auf fischundfleisch informieren.

Ihre Antwort darauf werde ich gerne publizieren!

mfg, Hubert Thurnhofer

 

Sehr geehrter Herr Thurnhofer,

vielen Dank für Ihre Nachricht.

Ich weiß eine kritische Diskussion meiner Arbeiten sehr zu schätzen – die Wissenschaft lebt davon. Allerdings finde ich es erstaunlich, dass Sie sich ein Urteil über eine Studie zutrauen, die Sie – wie ich den Ausführungen in Ihrem Blog entnehme – nicht einmal gelesen haben.

Ich lade Sie daher ein, die Studie selbst zu lesen. Sie können diese hier herunterladen: https://docs.iza.org/dp15730.pdf

Viele Ihrer Punkte werden sich von selbst klären, wenn Sie die Studie erstmal gelesen haben. Auf verbleibende inhaltliche Fragen und Anmerkungen gehe ich dann gerne ein.

Diese Antwort können Sie gerne publizieren. Ich freue mich auf die aktualisierte und korrigierte Version Ihres Blogbeitrags.

Beste Grüße,

Andreas Steinmayr

 

Sehr geehrter Herr Steinmayr,

danke für Ihr Feedback!

Mit ihrer Conclusio "We show that vaccine-skeptic GPs played a significant role in discouraging their patients from getting vaccinated against COVID-19. " bin ich so klug als wie zuvor!

Wer hat die Studie beauftragt? Was hat die Wissenschaft, die Wirtschaft, die Politik und die Gesellschaft von dieser Erkenntnis? Welche Conclusio folgt auf die Conclusio?

Muss ich mich als Bürger dieses Landes vor impfkritischen Ärzten fürchten? Darf oder soll ich impfkritische Ärzte nicht mehr aufsuchen? Haben impfkritische Ärzte Corona-Todesfälle zu verantworten?

mfg, Hubert Thurnhofer

 

Sehr geehrter Herr Thurnhofer,

Die Studie quantifiziert den Einfluss von Hausärzten, die sich durch den offenen Brief als skeptisch gegenüber der COVID-10 Impfung deklariert haben, auf die Impfquote unter ihren Patienten/in ihrer Gemeinde. Während die Richtung des Effekts erwartbar ist, so ist die Größenordnung ohne sorgfältige empirische Analyse meines Erachtens nach nicht zu bestimmen.

Wenn Sie die Studie für irrelevant halten, so ist das natürlich Ihr gutes Recht. Sie können mir aber nicht gleichzeitig eine „moralische Vorverurteilung“ von Hausärzten mit einer skeptischen Einstellung zur Impfung vorwerfen (wie im Blog) und hier in der E-Mail das Fehlen einer derartigen Schlussfolgerung beklagen.

Die Studie hat übrigens keinen Auftraggeber. Sie ist im Rahmen eines Kurses zu empirischen Forschungsmethoden entstanden.

Mit freundlichen Grüßen,

Andreas Steinmayr