Russland Ukraine Krieg Konflikt - Garri gegen Gabriele

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 Garri gegen Gabriele

über die (Wirtschafts-)Beziehung des Westens zu Russland:

Garri: „Jedes Mal, wenn Putin in Russland gegen die Opposition vorging oder wenn er sich aggressiv in die Innenpolitik der Nachbarländer einmischte, hätte der Westen Gegendruck ausüben können. Stattdessen wurde Putin immerfort mit noch engeren Beziehungen zu den führenden Demokratien der Welt belohnt. Vor allem aber wurde Russland der Zugang zu den lukrativen Märkten der freien Welt erleichtert.“

Gabriele: „Wenn der Westen bzw. seine Finanzinstitutionen Russland massiv unter Druck setzen und zwingen, Reformprozesse zu beschleunigen, dann bedeutet das gleichzeitig, sie zu brutalisieren. Darin liegen ein soziales Risiko und die Gefahr politischer Instabilität.“

Garri: „In einer Mafia ist Loyalität unverzichtbar, aber sie hat nur so lange Bestand, wie der Pate garantieren kann, dass das Geld fließen wird und dass er seine loyalen Gefolgsleute beschützen kann. Daher muss Putin unbedingt gute Beziehungen zu Westeuropa und Amerika unterhalten, wo seine Oligarchen am liebsten ihre Zeit verbringen und ihr Geld ausgeben. Wäre das Leben für einen russischen Milliardär lebenswert, wenn er es in dem tristen Land verbringen müsste, an dessen Ausplünderung er sich beteiligt hat, um sein Vermögen anzuhäufen?“

Gabriele: „Im Interesse Russlands war es natürlich, die wenigen Produkte, mit denen sie auf dem Weltmarkt konkurrieren konnten, zu exportieren, um selbst Devisen zu erwirtschaften. Das wiederum lag nicht so ohne weiteres im Interesse des Westens. Russische Lasertechnik und satellitengestützte Beobachtungssysteme wurden gezielt boykottiert.  …. Am Beispiel eines russischen Flugzeugs (Aviatika 890) habe ich damals intensiv recherchiert: Alle Experten waren sowohl von der Technik als auch vom Preis-Leistungsverhältnis sehr angetan, aber es ist nicht gelungen, eine Zulassung für den europäischen oder amerikanischen Markt zu bekommen.“

Garri gegen Gabriele über den Vergleich Putins mit Hitler:

Garri: „Natürlich ist Putin nicht Hitler. … Wir müssen uns jedoch vor Augen halten, dass auch Hitler im Jahr 1936 und sogar in den Jahren 1937 und 1938 noch kein Hitler war! Die Ehrerbietung, die ihm Sportler und Würdenträger aus aller Welt bei den Olympischen Spielen in Berlin erwiesen, …. das zunächst ungehinderte Vorrücken der deutschen Armee über die nach dem Ersten Weltkrieg gezogenen Grenzen: dies waren die Dinge, die Hitlers Verwandlung in das Monster ermöglichten.“ Über fünfzehn Mal strapaziert Kasparow den Vergleich Putins mit Hitler und mokiert sich zuletzt sogar darüber, dass ihm die Autorenschaft streitig gemacht wird: „Als einer der Pioniere der Analogie und der unheilvollen Parallelen verfolge ich, wie der Vergleich zwischen Putin und Hitler, der anfangs skandalös gewirkt hatte, in den Medien rasch zum Gemeinplatz wurde.“

Gabriele: „Es ist mehr als taktlos, den russischen Präsidenten mit Hitler zu vergleichen, wenn man bedenkt, dass Wladimir Putins Familie die zweieinhalb Jahre dauernde Blockade Leningrads erlitten hat und einer seiner Brüder dabei sein Leben verlor“.

Zitate aus folgenden Büchern:

Gabriele Krone-Schmalz
Russland verstehen. Der Kampf um die Ukraine und die Arroganz des Westens
Verlag C.H. Beck, 2015

Garri Kasparow
Warum wir Putin stoppen müssen. Die Zerstörung der Demokratie in Russland und die Folgen für den Westen
Deutsche Verlagsanstalt, 2015

Russland und die Ukraine - Vortrag von Gabriele Krone-Schmalz am 17.10.2022 in der Volkshochschule Reutlingen