Machenschaften
... findet Matzka in allen Hinterzimmern der Macht seit der Ersten Republik. Aber seit rund zwei Jahrzehnten sind Machenschaften zum Herrschaftsprinzip der Machtzentralen geworden. Im Kapitel "Krisen und Korruption" beleuchtet der Autor einige Highlights, beginnend mit dem Bundesministerium für Vermögenssicherung und Wirtschaftsplanung, in dem 1946 der 40-jährige Anwalt Peter Krauland das Steuer übernahm.
"Er [Krauland] organisierte nicht nur rasch und effizient, sondern er sorgte auch mit krimineller Energie und Machenschaften im Ressort für „seine“ ÖVP – und ließ daneben für die anderen politischen Lager dann auch noch Brosamen abfallen. Krauland steuerte die Geldflüsse in Millionenhöhe mit einer eigenen „politischen Abteilung“ und teilte bedeutende Vermögenswerte und Unternehmen im Proporz auf ÖVP und SPÖ, Kammern und Gewerkschaften auf, die dafür nichts oder nur geringe Preise zu zahlen hatten. [...] insgesamt 10.000 Einzelvermögen, die zum Teil auch wieder in den Besitz der NS-Straftäter gelangten. Für sich selbst erwarb Krauland ein Viertel einer Fabrik mit einer Million Jahresgewinn um 12.500 Schilling. Die Restituierung der jüdischen Industrieunternehmen legte er ausgerechnet in die Hände eines Mitarbeiters und Beraters, der 1938 der führende NS-Jurist bei der „Arisierung“ dieser Unternehmen gewesen war – Walther Kastner, den er persönlich aus dem Vollzug der Strafarbeit herausholte, zu der ihn die Besatzungsmächte wegen seiner NS-Übeltaten verdonnert hatten. Kastner stellte somit genau jene Unternehmen wieder zurück oder behielt sie ein, die er selbst ein paar Jahre vorher weggenommen hatte. Diese Arbeit dürfte sein Schaden nicht gewesen sein, konnte er sich doch in dieser Zeit eine bedeutende Kunstsammlung schaffen, die er nach seinem Tod, jetzt hochgeachteter Professor, seinem Heimatland Oberösterreich vermachte." (200)
"Die großen Skandalgeschichten rund um Krauland und Intertrading waren allerdings keine Einzelfälle für Machenschaften an der Schnittstelle zwischen Ministerien und Wirtschaft. Eine lange Liste von Skandalen und Affären reicht bis in die Gegenwart: Noricum, die WBO-Involvierung Niederösterreichs und des Burgenlandes, die endlosen Unzukömmlichkeiten bei den Eurofighter-Ausschreibungen, das Aufsichtsversagen bei der Hypo Alpe Adria, der Klagenfurter Stadionbau, die Telekom-Affäre und die Geschäfte rund um Blaulichtfunk und Tetron, der BUWOG-Verkauf, die Ibiza-Pläne, die Casinos-Affäre, merkwürdige Corona-Masken-Ankäufe, Inseraten-Missbrauch … sind die aus den Medien, Untersuchungsausschüssen und Gerichtsakten bekannten Schlagworte. Die Liste ist nicht vollständig. (203)