Huber Joseph: Zeitenwende des Geldsystems - Systemische Fragen

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Systemische Fragen

"Die Maßnahmen unkonventioneller Krisenpolitik der Zentralbanken haben die Funktionsprobleme des Giraldgeldregimes nicht behoben. Immerhin jedoch wurde ein Zusammenbruch es Systems verhindert und es wurde Zeit gewonnen." (53) Joseph Huber hofft, dass die Zentralbanken die gewonnene Zeit für die Einführung von digitalem Zentralbankgeld (CBDC) nutzen werden, die bereits "erfreulich an Fahrt gewonnen" habe. "133 Zentralbanken der 190 IWF-Mitgliedstaaten sind mittlerweile auf den anfahrenden Zug aufgesprungen." (104)

Während die erste Hälfte seines Buches vorwiegend der Bestandsaufnahme und Analyse gewidmet ist, versucht Huber im zweiten Teil die Designprinzipien des künftigen Zentralbankgeldes darzustellen. Da EZB u.a. Zentralbanken noch wenige Details dazu bekannt gegeben haben, finden sich hier viele Konzepte und Prognosen, die von der Idee getragen sind, dass sich die Zentralbanken mit CBDC die Geldhoheit zurückholen können.

Hubers Untersuchung des Geldsystems ist in guter Tradition wissenschaftlich: Phänomene sachlich beschreibend und analysierend aber nicht wertend (oder gar, wie heute üblich, diffamierend). Dazwischen stellt er aber doch immer wieder sehr kritische, systemische Fragen. Man könnte auch sagen: er stellt das System, das er untersucht, als Vertreter eines Vollgeld-Konzeptes durchaus radikal in Frage. Diese Fragen sollen vorab vorgetragen werden, um sein Konzept über das Zentralbankgeld zu verstehen.

"Es fragt sich, warum Finanzmärkte, statt sich wiederkehrend zu übersteigern, nicht von sich aus zu einem selbstbegrenzenden Gleichgewicht finden. Der vorherrschenden Lehre zufolge sollten sie das eigentlich." (67)

"Wenn das inhärent unsichere und in seinem Bestand gefährdete Bankengeld samt Banken und nun auch Schattenbanken immer wieder von Zentralbanken und Regierung gerettet werden muss, stellt sich doch die Frage, warum man diese missliche Situation immer wieder billigend in Kauf nimmt, statt der Allgemeinheit ein bestandsicheres unbares Zentralbankgeld (Vollgeld) zur Verfügung zu stellen." (76)

"Angesichts des Regierbarkeitsproblems des dreistufigen gemischten Geldsystems, seiner Instabilität und Krisenneigung und der Tatsache, dass es im Krisenfall letztlich doch immer wieder der Staat ist, der für das Bankengeld bürgt und Banken und Schattenbanken rettet, stellt sich nachdrücklich die Frage, warum man private Geldsurrogate überhaupt duldet und wofür das inzwischen geradezu kunterbunte Mischgeldsystem gut sein soll." (127)

Kapital vs Geld: "CBDC ist geeignet, das Schadenspotenzial von Bankruns zu begrenzen. Bleibt erneut die Frage, warum man meint, sich diese Problem überhaupt zumuten zu müssen. Kapitalanlagen werden nie ganz sicher sein. Man soll das auch nicht wollen. Kapital trägt Zins, Dividende, andere Rendite oder Wertzuwachs, dafür aber immer auch ein gewisses Risiko. Das Geld aber, als fundamentales Instrument der Finanz- und Realwirtschaft, sollte solchen Risiken nicht unterliegen. Geld muss möglichst wertstabil und vor allem in seinem Bestand unbedingt sicher sein." (154)