Die Geburt der österreichischen Nation aus dem Geist der Neutralität - Kommentare

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Update 18.3.2024: KI informiert politisch der ÖVP-Linie angepasst, aber faktenwidrig: „Der Nationalfeiertag in Österreich ist der 26. Oktober. An diesem Tag wird an den Abzug der Besatzungstruppen nach dem zweiten Weltkrieg und die Wiederherstellung der Souveränität Österreichs im Jahr 1955 erinnert.“

14.7.23 Dr. Heinrich Wohlmeyer per Mail

Danke für dieses bewundernwerte Zusammentragen von Quellen und Wissen ... und das Entstehen eines österreichischen Nationalbewusstseins! Ich gehe mit Ihnen weitgehend konform.

Die Zwischenkriegszeit beurteile ich anders: Otto Bauer hat mit seiner geforderten Diktatur des Proletariats die konservative Gegenbewegung befeuert. Dazu kam, dass Dollfuss sich zur Verteidigung gegen Hitler an Mussolini anlehnte und daher sein Gesellschaftsmodell weitgehend kopierte - eine Hoffnung, die nicht aufging. Dass Dollfuss dann auf Gewalt gesetzt hat, ist verständlich -aber nicht verzeihbar (Einführung der Todesstrafe!).

Mein Vater hat Dollfuss das Versprechen abgenommen, nach der Bedrohung durch Hitler wieder zur Demokratie zurückzukehren, und hat hierzu sogar eine Verfassung geschrieben, die leider durch US-Bomben zu Ostern 1945 vernichtet worden ist. Die letzten Worte des verblutenden Dollfuss waren seine Bitte um Verzeihung gegenüber allen, denen er Unrecht getan hat. Mein Vater war nämlich durch Zufall Zeuge: Er war auf dem Weg ins Büro, hörte die Schüsse und stürzte ins BKA.

Zur Entstehung der Neutralität habe ich ein Spontaninterview gegeben. das auf der Homepage des Forum Seitenstetten abrufbar ist.

Dass Sky Shield klar neutralitätsverletzend ist, sollte außer Streit stehen.

Wir müssen gemäß dem Staatsvertrag die Zustimmung der Alliierten - vor allem der Russen - einholen. Auch die Teilnahme am Wirtschaftskrieg gegen Russland, genannt 'Sanktionen', ist klar neutralitätswidrig.

Ihr Heinrich Wohlmeyer

Christoph Leitl: Europa und ich

Eine politische und persönliche Zeitreise

Verlag Ecowing, Erscheinungstermin: 21.3.2024

Im 1. Teil seiner Memoiren, "Zwischen den Zeiten (18. Kapitel, Der Staatsvertrag)", erinnert Bruno Kreisky an die Außenministerkonferenz 1954 in Berlin. ethos.at hat Auszüge daraus speziell für Kanzler Nehammer zusammengestellt und in einem Offenen Brief veröffentlicht.

Christoph Leitl zitiert in seiner politischen und persönlichen Zeitreise „Europa und ich“ den „Brief nach Brüssel“ des damaligen Außenministers Alois Mock vom 17. Juli 1989: »Herr Präsident! Im Namen der Republik Österreich habe ich die Ehre unter Bezugnahme auf Artikel 237 des Vertrags zur Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft den Antrag auf Mitgliedschaft Österreichs in der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft zu stellen.« Im weiteren Text erläutert das offizielle Österreich, dass es »auch als Mitglied der Europäischen Gemeinschaften aufgrund des Beitrittsvertrages in der Lage sein wird, die ihm aus seinem Status als immerwährend neutraler Staat erfließenden rechtlichen Verpflichtungen zu erfüllen und seine Neutralitätspolitik als spezifischen Beitrag zur Aufrechterhaltung von Frieden und Sicherheit in Europa fortzusetzen«. (S. 83)

Angesichts steigender Kriegsgefahren sieht Leitl Österreich „doppelt in der Pflicht: als Teil des Friedensnobelpreisträgers Europäische Union und als neutrales Land. Neutralität im europäischen Kontext beweist ihren Sinn dann, wenn wir sie in der Förderung von Begegnungen und Dialog nützen. Wäre das nicht einen Versuch wert? Wer einen Versuch wagt, hat zumindest eine Chance. Wer keinen Versuch riskiert, ist dazu verurteilt, einer Entwicklung, die andere steuern, zu folgen. Mit allen Konsequenzen und Turbulenzen. Noch nie war eine aktive und engagierte Neutralität Österreichs so gefragt wie jetzt, mit der wir unserer Verantwortung sowohl für Österreich als auch für Europa gerecht werden könnten. Dazu möchte ich nochmals aus dem im Jahr 1989 der Europäischen Union übergebenen Beitrittsansuchen zitieren, in dem es heißt, Öster reich werde »seine Neutralitätspolitik als spezifischen Beitrag zur Aufrechterhaltung von Frieden und Sicherheit in Europa fortsetzen«. Dem ist nichts hinzuzufügen. Machen müssen wir es.“ (S 150)

SIEHE AUCH: Wolfgang Schüssel diffamiert Neutralität als Ideologie!