Axe Drax Not Trees - Drax Jahresbilanz 2020

Beitragsseiten

 

Drax Jahresbilanz 2020

In diesem Rahmen kann man die Jahresbilanz von Drax besser einordnen. Die Kraftwerke der Gruppe produzierten 2020 sechs Prozent des gesamten Stroms in UK und elf Prozent des Stroms aus Erneuerbaren. Der Großteil stammt aus dem Kraftwerk in North Yorkshire, wo von sechs Blöcken bisher vier auf Pellets umgerüstet wurden. Damit macht Drax gute Geschäfte. Trotz operativer Verluste in Höhe von 156 Millionen Pfund aufgrund von Abschreibungen und Rückstellungen für den endgültigen Ausstieg aus der Kohle sowie negativer Covid-19-Auswirkungen auf das Kundengeschäft, lag das EBITDA bei 412 Millionen Pfund, zwei Millionen über dem Wert von 2019. [Anmerkung 19.1.23: Reuters berichtet am 15.12.22, dass Drax bereits einen Anteil von 20 Prozent der Erneuerbaren in UK liefert. Und das Unternehmen macht wieder saftige Gewinne, die Gewinnprognosen für 2022 hat Drax von 540 auf 606 Millionen Pfund erhöht.]

EBITDA ist ein betriebswirtschaftlicher Key Perfomance Indikator. Die Abkürzung steht für „earnings before interest, tax, depreciation, and amortization“ und weist in der Bilanz das Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen auf Sachanlagen und auf immaterielle Vermögensgegenstände aus. Um diese Kennzahl zu bekommen, rechnet man auf den operativen Gewinn (im vorliegenden Fall 156 Millionen Verlust) die Beträge für Zinsen, Steuern usw wieder hinzu. EBITDA ist somit der Rohgewinn, bevor das Unternehmen Zinsen und Steuern bezahlt hat. Mit der Kennzahl können Banken und Investoren internationale Unternehmen miteinander besser vergleichen als mit dem Reingewinn. Ein Unternehmen, das mehr Zinsen und Abschreibungen zu buchen hat, zeigt, dass es mehr investiert hat; und sogar wenn es hohe Gewinnsteuern zahlt, steht es in dieser Betrachtung besser da, als Unternehmen in Ländern mit geringerer Gewinnsteuer.

Weitere Kennzahlen des Jahresberichtes 2020: der Gesamtumsatz lag bei 4.245 Millionen Pfund. Im Vergleich dazu erwirtschaftete Drax im "Kohlezeitalter" deutlich weniger Umsatz - 2010 lediglich 1.648 Millionen Pfund. 2015 - damals waren bereits drei Pellets-Blöcke in Betrieb, ist der Umsatz bereits auf 3.065 Millionen Pfund gestiegen. Der Kurs des Pfund lag in den vergangenen fünf Jahren zwischen 1,1 und 1,2 Euro. Der Kurs der Drax-Aktie hat sich von 1. Juni 2020 bis 31 Mai 2021 von 222 auf 450 Euro fast verdoppelt, lag allerdings schon einmal - am 3. November 2018 - bei 425 Pfund. Danach ging es mehr als ein Jahr lang bergab mit der Aktie, bis zu einem Tiefststand von 134 Pfund am 14. März 2020. [Anmerkung 19.1.23: die Aktie ist weiterhin extrem volatil. Der Kurs erreichte am 6.4.22 einen Höchststand von 831 Pfund und fiel bis 21.10.22 wieder auf 473 Pfund. Der letzte Höchstwert lag am 28.12.22 bei 708 Pfund.]

Analysten und Spekulanten wissen, dass der Aktienkurs wenig mit dem inneren Wert und dem laufenden Geschäft eines Unternehmens zu tun hat. Die Fieberkurve der Drax-Aktie beweist jedoch, dass die Stimmung der Aktionäre in den vergangen Jahren extremen Schwankungen unterlag. Und bei der Produktion von Stimmungen sind professionelle Non Profit Organisationen nicht weniger erfolgreich als die hochbezahlten PR-Agenturen börsennotierter Unternehmen.

2020 nutzte Drax zur Erzeugung der Energie nur noch 8 Prozent Kohle, aber bereits 75 Prozent Biomasse, 2 Prozent Wasser und 15 Prozent Gas. Der endgültige Kohleausstieg ist mittlerweile auf Schiene, wie der Vorstand berichtet: "Das Ende des kommerziellen Kohlebetriebs im März 2021 und die endgültige Stilllegung der Kraftwerke im September 2022 werden voraussichtlich zu jährlichen Kosteneinsparungen von 30 bis 35 Millionen Pfund führen, sobald sie abgeschlossen sind."

Auch beim Gas hat das Unternehmen eine Wende eingeleitet. Ursprünglich war geplant, die zwei verbleibenden Kohle-Einheiten in North Yorkshire auf Gas umzurüsten, wofür es bereits einen positiven Bescheid der Regierung gab. Auch gegen diesen Bescheid gab es Widerstand von Umweltschützern, die sogar vor Gericht gezogen sind. Ohne Erfolg. Trotzdem hat Drax seine Strategie geändert und wird auch die verbleibenden zwei Units in North Yorkshire auf Pelletsbetrieb umrüsten. Laut BBC (25.2.2021) kostet dieser Strategie-Wechsel das Unternehmen 13 Millionen Pfund. Kompensieren dürfte diesen Verlust der Verkauf mehrerer Gaskraftwerke um 193 Millionen Pfund. Erworben hat Drax vier Gasturbinen erst vor zwei Jahren im Paket mit Wasser- und Speicherkraftwerken von Scottish Power. Der Verkauf wurde im Dezember 2020 angekündigt und war einen Monat später bereits abgeschlossen.