Pellets. Kapitel 2 - "Großbritannien hat 2022 erstmals seit 1978 mehr Strom exportiert als importiert", berichtet die Nachrichtenagentur pressetext.com am 19.1.23. Im Frühjahr 2021 hat Hubert Thurnhofer über die Stromversorgung in Großbritannien recherchiert, insbesondere die umstrittene Umrüstung des Kraftwerkes Drax von Kohle auf Pellets. Der folgende Artikel war geplant als Kapitel 2 des Buches "Pellets", das nie in Druck gegangen ist.
"Obwohl das Kraftwerk Drax die Kohleverbrennung auslaufen lässt, ist es immer noch der größte Kohlendioxidemittent in Großbritannien und verbrennt mehr Holz als jedes andere Kraftwerk der Welt. Als Gegenleistung für die Verwüstung von Wäldern und die Befeuerung des Klimawandels erhält Drax massive Subventionen, nachdem es vor Jahren hätte geschlossen werden sollen. Im Jahr 2020 kassierte Drax 2,27 Millionen Pfund an Subventionen für die Verbrennung von Biomasse - jeden Tag! Indessen wurden die Subventionen für wirklich erneuerbare und kohlenstoffarme Onshore-Wind- und Solarenergie in ganz UK gekürzt. Der Biomasse-Strom von Drax wird eingerechnet in das gesetzliche Ziel von UK, im Jahr 2020 15 Prozent unserer gesamten Energie aus erneuerbaren Energiequellen zu erzeugen", schreibt biofuelwatch.org.uk im April 2021 und fordert: "Für Wälder, Gemeinden und das Klima ist es höchste Zeit: #AxeDrax!"
Biofuelwatch beschäftigt sich laut eigener Angaben nicht nur mit Information sondern auch mit Campaigning. Hauptthemen sind Klima und Umwelt, insbesondere die Bekämpfung von "Auswirkungen der industriellen Bioenergie in großem Maßstab". Almuth Ernsting, Leiterin des Büros in UK, ist eine langjährige Kämpferin gegen die Verwendung von Biomasse zur Energiegewinnung. Schon 2013 veröffentlichte sie den Artikel "Biomass: The Chain of Destruction" (theecologist.org), wo sie die Gleichung für ihre Kampfansage an Drax formuliert hat: "Biomasse-Strom im Vereinigten Königreich = Abholzung alter Sumpfwälder + Bulldozing von Land der Ureinwohner + benachteiligte britische Gemeinden, denen die Hauptlast der giftigen Abgase aufgebürdet wird."
In ihrer laufenden Kampagne bringt Ernsting konkrete Zahlen: "Seit 2015 verbrennt Drax jedes Jahr mehr Holz, als Großbritannien jedes Jahr produziert. Im Jahr 2020 verbrannte Drax 7,37 Millionen Tonnen Pellets aus mindestens 14 Millionen Tonnen grünem Holz. Zum Vergleich: Die jährliche Holzproduktion in Großbritannien betrug 2019 nur 11,1 Millionen Tonnen. [...] 63 Prozent der von Drax verbrannten Pellets wurden aus dem Südosten der USA importiert. Zusätzlich zu diesen 4,68 Millionen Tonnen verbrannte Drax 1,23 Millionen Tonnen aus Kanada und 836.542 Tonnen aus den baltischen Staaten sowie kleinere Mengen aus Portugal, Brasilien, Weißrussland und Russland." Als Quellen nennt Ernsting die Agentur Forest Research, sowie den Geschäftsbericht 2020 von Drax. Es lohnt sich, diesen Bericht im Detail zu analysieren.
Auf Forest Research beruft sich auch Will Gardiner, CEO der Drax Group, in seinem Bericht an die Aktionäre: "Im Südosten der USA, der Quelle für den größten Teil unserer Biomasse, hat die gestiegene Nachfrage nach Holzfasern direkt zu einem erhöhten Wachstum und Schutz der Wälder beigetragen. Die Vorräte sind seit 1950 um über 90 Prozent gestiegen, Jahr für Jahr wird mehr Kohlenstoff gespeichert, obwohl die Ernten zugenommen haben. Unser forstwirtschaftlicher Auftrag basiert auf den neuesten verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnissen von Forest Research, der wichtigsten Organisation des Vereinigten Königreichs für Forstwissenschaft."