An Geld muss man glauben
Der Glaube an die Stabilität des Geldes wurde Jahrhunderte lang über seine Deckung durch Goldreserven aufrecht erhalten. Seit dem Ende des sogenannten Goldstandards (Bretton Woods 1944) sind die Staaten die letzten Instanzen zur Deckung bzw Sicherung des Geldes. Staatsschulden gelten daher bei den Banken und Fonds als höchste Sicherheit. Die Zentralbanken investieren sehr viel Geld und Energie, um den Glauben an dieses System aufrecht zu erhalten. Doch die Wahrheit ist: es gibt keine Sicherheit, wenn das Vertrauen verloren geht, wie spätestens die Bankenkrise 2008 bewiesen hat.
Die Antwort auf die philosophische Frage Was ist Geld?, bzw Was ist Geld seinem Wesen nach?, lautet daher: Vertrauen. Vertrauen ist der Grundbegriff jeder künftigen Geldwirtschaft, die als Wissenschaft wird auftreten können. Vertrauen ist der Inbegriff und Elementarbegriff eines von Schuld befreiten Geldsystems. Und das ist möglich, so wie ein Gott der Liebe möglich ist.
Am Rande möchte ich in dieser Osterbotschaft darauf hinweisen, dass Gott der Liebe eine Folge der Aufklärung war. In den heiligen Schriften von Judentum, Christentum und Islam begegnet uns Gott (Allah) als allmächtig, barmherzig, gerecht, aber auch als zornig, vernichtend und willkürlich. Die mysteriöse Dreieinigkeit (Gott als Schöpfer, Gottes Sohn als Vermittler und Heiliger Geist als Bewahrer) hat das Geld (Wertschöpfung, Wertvermittlung, Wertaufbewahrung) übernommen. Die mysteriöse Gottesvorstellung als Trinität hat die Aufklärung mit der Einführung der Toleranz in die Politik, mit der Trennung von Staat und Kirche und nicht zuletzt mit einfachen Formel Gott = Liebe, überwunden.
Die mysteriöse Vorstellung vom Geld können wir durch die einfache, jedem verständliche Formel Geld = Vertrauen überwinden. Daraus muss folgen, dass Geld nicht länger als „mysteriöses Wesen“ unser Leben bestimmen darf, sondern dass die Menschen wieder die Herrschaft über das Geld erringen müssen. Die Alternativlosigkeit des bestehenden Geldsystems verweist nicht nur auf die beschränkte Vorstellungskraft unserer Politiker. Sie ist mehr: eine Lüge, eine Lebenslüge, an die wir uns seit Jahrhunderten gewöhnt haben.
Die Formel Geld = Vertrauen baut auf die Erkenntnis auf, dass Geld nur solange "funktioniert", wie die Menschen daran glauben. Glaube und Vertrauen sind in diesem Zusammenhang Synonyme, die Sätze "ich glaube an das Geldsystem" und "ich vertraue dem Geldsystem" sind gleichbedeutend. Vernunftbasiertes Vertrauen kann einerseits den quasireligiösen und weitgehend ominösen Aspekt des Glaubens an das Geld ablösen. Vertrauen als Grundlage des Geldes kann aber auch die Negativspirale des Schuldgeldes überwinden.
Die Aufgabe des Staates kann es nicht sein, die spekulative Trinität des Geldes zu predigen, sondern die Grundlagen für gegenseitiges Vertrauen herzustellen. Dies erfordert einen Paradigmenwechsel. Es kann nicht länger akzeptiert werden, dass Staaten das Privileg der Geldschöpfung an Privatbanken, und das Privileg der Geldvermehrung an private Fonds delegieren, und diese Unternehmen, ausgestattet mit der Macht dieser Privilegien, den Staaten danach ihre Spielregeln aufzwingen. Dass die Staaten „Abwehrkämpfe“ gegen dieses System führen müssen, dass sie dieses System bei Bedarf wieder retten müssen, dass sie ihre Abhängigkeit von diesem System mit jeder Krise noch mehr erhöhen – das alles ist aus philosophischer Sicht ganz einfach dumm. Aus politischer Sicht ist das antidemokratisch!
Geld = Vertrauen bedeutet, dass Geld nicht selbst zum Inhalt der Wirtschaft werden kann, dass Geld nicht Produkt zur Vermehrung von Geld werden darf, sondern lediglich Mittel zum Zweck sein kann. Der Zweck des Geldes besteht lediglich darin, den Menschen und Unternehmen einen Vertrauensvorschuss zu geben. So muss das Vertrauensgeld das Schuldgeld ablösen. Die Verwaltung des Geldes ist Staatsaufgabe. Dank der technischen Möglichkeiten unserer Zeit reicht es vollkommen aus, dass eine Zentralbank pro Land die Geldschöpfung und die Kontrolle des Geldkreislaufes übernimmt. Die Privatbanken haben damit ihren Sinn verloren und werden aufgelöst oder lösen sich selbst auf.
Anmerkung: Diese Ostebotschaft 2022 ist eine leicht gekürzte und adaptierte Fassung der Osterbotschaft 2020, die der Autor auf seiner Seite thurnhofer.cc publiziert hat.
Siehe auch: GELD REGIERT DIE WELT
Jede Weisheit, einmal zum Gemeinplatz verkommen, wird zur Banalität. Die Sammlung von Ereignissen aus der Geschichte Österreichs ist ein Versuch, das Zitat „Geld regiert die Welt“ von seiner Banalität zu befreien. Die subjektive Auswahl stützt sich auf die Geschichte Österreichs von Stephan Vajda: „Felix Austria". Das Buch ist 1980 bei Ueberreuter erschienen. Zitate auf thurnhofer.cc
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