Resümee
Die ganze Welt ist Bühne, aber nicht jedes Drama kann zur Aufführung gelangen - zumindest nicht an den Nationaltheatern Europas. So bleiben in Sloterdijks deutsch-französischer Re-Inszenierung Europas österreichische Dichter-Philosophen wie Robert Musil, Ludwig Wittgenstein und Egon Friedell einfach ausgeklammert, worüber sich letzterer in seiner Satire „Die österreichische Seele“ schon zu Lebzeiten amüsiert hat. Das ist verzeihlich.
Unverzeihlich sind Sloterdijks Anbiederung an die EU und seine rational unkontrollierten Hass-Attacken gegen Russland. Der Meister des Essays, der bereits 1993 den Ernst-Robert-Curtius-Preis für Essayistik und 1999 den Friedrich-Märker-Preis für Essayistik erhielt, der einzigartig als Meister des Extempore brilliert, verkommt – allein schon beim Gedanken an Russland, dessen Sprache er nicht spricht, umso mehr wenn er sich dem Land schriftstellerisch nähert – zum Schwadroneur.
Robert Musil wollte mit dem „Mann ohne Eigenschaften“ einen "Beitrag zur Bewältigung der Welt" leisten. Welchen Beitrag leistet Peter Sloterdijk mit dem „Kontinent ohne Eigenschaften“? Sapere aude!
© Bild: Mina La Verde, „Die Moral von der Geschicht“, frei nach Brecht weiter gedacht: ohne Wissen geht es nicht, oder in der Politik gibt es sie nicht!