Roberts John Morris: Der Triumph des Abendlandes - Ideen

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 Nationalismus, Kultur und Zivilisation sind abstrakte Begriffe, die aber als politische Ideen massive Auswirkungen haben. Der Historiker meint dazu: "Als abstrakte Idee ist Kultur nicht leicht zu bestimmen. Kulturen als historische Fakten sind dagegen leichter zu erörtern." (S 13) Auch wenn Roberts keine Kultur-, oder Geistesgeschichte des Westens schreiben wollte, so stehen doch Moral, Mythen, Glaube und Ideen im Fokus seines Essays, denn dies sind die treibenden Kräfte, die den "Triumph des Abendlandes" ermöglicht haben. Es folgen Auszüge aus dem Buch, die diese Schlüsselbegriffe thematisieren.

Ideen

"Afrikaner und Asiaten berufen sich inzwischen auf die Ideen der Demokratie, des Nationalismus, der Menschenrechte und viele andere Faktoren der wesltichen politischen Mythologie." (S. 38)

"Afrika ist eine westliche Idee [...] Bevor Europäer diese Idee nach Afrika brachten, wußte kein Afrikaner, daß er auf einem Kontinent lebte, der (nützlicherweise) als ein Ganzes betrachtet werden konnte." (S 38)

Der Begriff "Geisteswissenschaften" wurzelt "auf eine ganz spezifische und umfassende Weise in der europäischen Kultur" und ergibt laut Roberts außerhalb dieser Kultur viel weniger Sinn. (S 39)

"Die Idee vom schlechten Gewissen: Zuerst von den Propheten artikuliert und gepredigt, erscheint diese Idee immer wieder durch die ganze abendländische Geschichte hindurch, eine Kraft, die die Grenzen des moralisch Möglichen immer weiter hinausschob. Sie stattete die christliche Lehre von Anfang an mit einem Korrektiv aus, das helfen konnte, Fehlhaltungen selbst auszugleichen, und machte es so möglich höhere Ziele zu erreichen." (S. 55)

"Die Idee vom auserwählten Volk sollte Generationen von Christen in ihrem Glauben bestärken, daß [...] sie das Gelobte Land der Erlösung nicht nur erreichen könnten, sondern erreichen würden." Kommentar TH: Diese Idee verbündet heute die USA und Israel, wo sie die Politiker stärker prägt als jene Europas. Barak Obamas Memoiren tragen den Titel "A Promised Land" und Henry Kissinger ist bis heute geradezu ein Evangelist dieser Mission, zuletzt in seinem Buch "Weltordnung" (World Order, 2014).

"Die platonische Idee des Dualismus der menschlichen Natur, in der die Seele, göttlichen Ursprungs, mit ihrem Gefängnis, dem Körper, im Streit liegt, [....] Daraus folgte vieles andere: Der Glaube, daß der Mensch sein Leben selbst gestalten kann (und deshalb sollte); der Glaube, daß der Mensch der Schöpfer seiner selbst sein muß." (S 75)