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Die Ukraine als Zentrum der Weltgeschichte
Yaroslavv Hrytsak hat sicher nicht die Absicht, die Weltgeschichte neu zu schreiben, wenn er „Kolumbus zu einer der Hauptfiguren der ukrainischen Geschichte“ macht. Aber offenbar hat er Ambitionen, zum Vater eines National-Epos zu werden, in dem die Ukraine zum Mittelpunkt der Welt wird. Das beginnt 1492 -„Die Ukraine ging aus der Begegnung zweier Welten hervor: der Welt des Kolumbus und der Welt der Kosaken“ – und reicht bis in die Gegenwart – „Zu Beginn der 1990er Jahre wurde der Zerfall der UdSSR zum wichtigsten Beitrag der Ukraine zur Weltgeschichte. […] ohne die Ukraine hatte die Sowjetunion ihren Daseinszweck verloren.“ (427)
Laut Hrytsak „ist bekannt, dass die Kolonisierung der Ukraine in vieler Hinsicht der Kolonisierung Amerikas ähnelte. Beide wurden von einem Kult der Gewalt und des schnellen Profits dominiert, und beide tarnten diesen Kult gegenüber der einheimischen Bevölkerung als Mission der Zivilisierung.“ (109) Weiters vergleicht der Historiker die Jahre 1914 und 1492: „Das waren die beiden Zeitpunkte, an denen die Weltgeschichte eng mit der nationalen Geschichte der Ukraine verbunden wurde und jene weitreichenden Veränderungsprozesse in Gang setzte, welche die Ukraine auf die Weltkarte brachten.“ (318) Nachsatz: „Die Gewalt stand im Mittelpunkt beider Prozesse. […] Die ukrainische Identität manifestierte sich am klarsten während der revolutionären und militärischen Krisen.“ (319)
Es ist verlockend, daraus eine Verschwörungstheorie zu konstruieren.