Energiewende Deutschland: Pellets quo vadis? - Prognose 2030

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Pellets-Prognose 2030

Biomassekessel umfassen Stückholzvergaserkessel, Hackschnitzel- und Pellets-Heizungen. Der Deutsche Energieholz- & Pellet-Verband (DEPV) erfasste einen Zuwachs von Pellets-Heizungen zwischen 2015 und 2020 von 390.500 auf 525.000. Im Jahr 2020 wurden bundesweit 3,1 Millionen Tonnen Pellets erzeugt und 2,33 Millionen Tonne verbraucht. Die Produktionskapzitäten lagen jedoch bei 3,4 Millionen Tonnen und wurden damit bei weitem nicht ausgeschöpft. Zu finden sind Pelletsheizungen - ein Drittel davon sind Wohnzimmer-Öfen - bislang vorwiegend in den waldreichen Bundesländern Bayern, Baden Württemberg und in Nordrhein-Westfalen.

DEPV rechnet mit einem Wachstum auf 1,2 Millionen Pelletsfeuerungen bis 2030 und einem Ausbau der bundesweiten Produktionskapazitäten auf fünf Millionen Tonnen. Treibende Kraft ist ein weitgehendes Verbot der Öl-Heizungen. Zwar tritt erst 2026 ein Verbot von Neuinstallationen in Kraft, aber schon jetzt haben viele Ölheizungen ihr Ablaufdatum erreicht. Weiterhin sind Umrüstungen auf Hypridsysteme wie Öl-Brennwertkessel mit Solarthermie erlaubt, aber der Umstieg auf Pellets bringt die höchsten CO2-Einsparungen; laut Deutscher Energieagentur (Dena) 89 Prozent. Die vielfach favorisierte Wärmepumpe kommt auf dieser Berechnungsbasis (freistehendes Wohnhaus, 140 m2 mit Öl-Brennwertheizung Baujahr 1998) nur auf 58 Prozent CO2-Einsparung. Auch finanziell ist der Umstieg interessant, denn beim Austausch einer Ölheizung werden bis zu 45 Prozent der entstehenden Investitionskosten staatlich gefördert.

Das Wachstumspotenzial an Pelletheizungen könnte laut DEPV-Geschäftsführer Diplom-Forstwirt Martin Bentele vollständig durch die Inlandsproduktion gedeckt werden. Derzeit sind 56 ENplus-zertifizierte Pelletwerke in Betrieb, sieben sind in Planung. Trotz optimistischer Einschätzungen von DEPV und Dena scheinen Holzbiomasse und Pellets keine große Rolle bei jenen Institution zu spielen, welche die Energie und Wärmewende in Deutschland vorantreiben. Dafür sorgen nicht nur ausgewiesene Gegner wie denkfabrikbremen und Robin Wood, auch einflussreiche Think Tanks und sogar das Umweltbundesamt wollen die langfristige Verwendung von Holzbiomasse und Pellets eher verhindern als fördern. Ein größeres Projekt hat Robin Wood zumindest vorläufig zu Fall gebracht.

Biomasse als Zielscheibe von Robin Wood

Das Fernwärmekraftwerk Hamburg, das derzeit mit Kohle betrieben wird, hat ein Angebot geprüft, das von Namibia an die Stadt herangetragen wurde. Der Grund für das Angebot liegt in der Verbuschung der Savannen des südwestafrikanischen Staates. So wie Heideland müssen auch Grassavannen gepflegt werden, damit sie nicht von Gestrüpp überwuchert werden. Ansonsten wird das bestehende Ökosystem zerstört. Das ist in den vergangenen 25 Jahren in Namibia passiert, womit auch die angestammte Viehwirtschaft immer größere Probleme bekommt. Deshalb hat die Premierministerin Saara Kuugongelwa-Amadhila, die ihren Abschluss in Volkswirtschaft an der Lincoln University (Pennsylvania) gemacht hat, nach internationalen Partnern gesucht, um das Buschholz wirtschaftlich zu nutzen.

Robin Wood hat diese Fakten um 180 Grad verdreht und der Stadt Hamburg vorgeworfen, dass "mal wieder Ressourcen des globalen Südens ausgebeutet werden, um den unersättlichen Rohstoffhunger reicher Industrieländer im Norden zu stillen". Die "Zeit" hat am 29. April 2021 über diesen Fall berichtet. Nur wenige Wochen später erklärte Hamburgs Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft: „Die Prüfung der Zusammenarbeit wurde auf unbestimmte Zeit ausgesetzt, da deutlich wurde, dass einerseits Wärme Hamburg GmbH aktuell und in den nächsten 2-3 Jahren technisch nicht in der Lage ist, größere Mengen Buschbiomasse zu verfeuern und andererseits einige der aufgekommenen Fragen aus dem sozio-ökonomischen Bereich nur mit Unterstützung durch Bundesministerien zu beantworten sind."

Kein Grund für die NGOs zufrieden zu sein. Im Februar haben 40 NGOs einen Brief an den Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Gerd Müller, geschickt. Demnach "liegen starke Indizien dafür vor, dass das Projekt zu ökologischen Schäden beitragen könnte. [...] Zudem ist vor Ort mit negativen Arbeitsmarkteffekten und einer Vertiefung sozialer Missstände zu rechnen – ein klassischer Fall sozial-ökologischer Verwerfungen. [...] Buschholz soll in umgerüsteten Kohlekraftwerken, etwa am Hamburger Standort Tiefstack, als Brennstoff genutzt werden und würde dabei durch einen legalen Bilanzierungstrick als CO2-neutral deklariert."

Konkret werden der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), die das Projekt in Namibia unterstützt, kolonialistische Machenschaften unterstellt, und der Stadt Hamburg Bilanzierungstricks. Das mag dem moralischen Eifer der NGOs zugute gehalten werden. Wie aber in Namibia negative Arbeitsmarkteffekte entstehen sollen, wenn Deutschland dort in ein ökologisches Projekt investiert, bedarf einer genaueren Erklärung - die aber von den Autoren dieses Briefes nicht geliefert wird. Statt dessen findet sich am Ende des Briefes ein Ultimatum an den Minister "bis zum 04.03.2021, damit wir Ihre Perspektive in unserer weiteren Arbeit berücksichtigen können."

Neben den immer beliebter werdenden offenen Briefen an Politiker aller Ministerien, nimmt die Anzahl an Thesen-Papieren, die als "Studie", "Gutachten" oder "Analyse" online gehen, ständig zu. Sie kommen oft direkt aus den Ministerien oder ihren Vorfeld-Organisationen, oder von NGOs, die teils öffentlich, teils privat finanziert werden. Hier eine Auswahl von Zitaten aus Papieren zum Klimawandel und zur Energiewende, welche auf die Zukunftschancen der Biomasse, konkret der Holzbiomasse, eingehen.