Energiewende Deutschland: Pellets quo vadis? - Zahlreiche Studien

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Aktuelle Studien zu Klimawandel und Energiewende

Die Verbraucherzentrale Energieberatung, die vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert wird, beurteilt Pelletheizungen durchaus positiv: "Für Besitzer von Einfamilienhäusern ist das Heizen mit Holzpellets interessant, weil sie ihre Wärmeenergie aus Holz gewinnen, einem der kostengünstigsten Brennstoffe pro kWh. Die aus gepressten Säge- und Hobelspänen hergestellten Pellets enthalten keine chemischen Bindemittel und haben eine hohe Energiedichte. [...] Besonders gute Pelletöfen zeichnen sich durch einen guten Wirkungsgrad und einen geringen Ausstoß an Stickstoffoxiden, Kohlenmonoxid und Staub aus." Die Emissionen sind in der Verordnung über kleine und mittlere Feuerungsanlagen gesetzlich vorgegeben und werden alle zwei Jahre vom Schornsteinfeger geprüft. Als Voraussetzung für die Bewilligung von Förderungen sind die technischen Anforderungen noch einmal verschärft worden. Trotzdem behauptet die Verbraucherzentrale undifferenziert: "Laut Umweltbundesamt (UBA) produzieren Holzöfen in Deutschland mittlerweile mehr Feinstaub als alle LKW und PKW zusammen."

Tatsächlich findet sich in dem aktuellen Artikel "Kleinfeuerungsanlagen" des UBA vom Februar 2021 diese Behauptung wieder: "Die Emissionen an gesundheitsschädlichem Feinstaub aus Holzfeuerungsanlagen in Haushalten und im Kleingewerbe sind in Deutschland bereits heute insgesamt höher als die aus den Motoren von Pkws und Lkws." Diese Aussage widerspricht nicht nur allen Angaben über die wachsende Zahl der emissionsarmen Kamin- und Pelletöfen sowie Pellet- und Hackschnitzelkessel, die im selben Bericht zu finden sind, sondern ignoriert weiterhin die Klarstellung des DEPV aus dem Jahr 2017, wonach die UBA-Berechnungen bis ins Jahr 2016 auf veralteten Zahlen basieren.

Bis Ende 2016 erstellte das UBA Bilanzen, "die die Emissionen des Anlagenbestands des Jahres 2005 abbildeten. Die Effekte sauberer Neuanlagen und der Stilllegung alter Anlagen wurden nicht berücksichtigt. Steigende Anlagenzahlen bzw. ein steigender Holzverbrauch führten so zu einer Erhöhung der berechneten Emissionen. Auch die Emissionen jeder Neuinstallation werden in mit den Programmen der gängigen Energieberatersoftware bis heute auf Basis dieser veralteten Emissionsfaktoren bewertet. Mit anderen Worten: Die Effekte der Novelle der 1. Bundesimmissionsschutzverordnung, die 2010 und 2015 die Staubgrenzwerte für Festbrennstofffeuerungen in zwei Stufen erheblich verschärft haben, wurden in der Emissionsberichterstattung des UBA, in der Energieberatung und damit auch in der öffentlichen Debatte bisher überhaupt nicht berücksichtigt. Holzfeuerungsanlagen wurden daher letztlich auf Basis von fiktiven Emissionen bewertet, die entstanden wären bzw. entstünden, wenn es die Novelle 2010 nicht gegeben hätte."

Umweltbundesamt rechnet mit veralteten Angaben

Das Umweltbundesamt (UBA), seit 1974 Deutschlands zentrale Umweltbehörde, hat im März 2021 einen Hintergrundbericht über "Umweltschutz, Wald und nachhaltige Holznutzung in Deutschland" publiziert. Unter der Überschrift "Klimaschutz und Kaskadennutzung" (Mehrfachnutzung eines Rohstoffes über mehrere Stufen) heißt es: "Holz, Holzpellets, Holzhackschnitzel oder Altholz sind attraktive alternative Brennstoffe geworden. Die energetische Nutzung von Holz gilt als 'CO2-neutral', da vereinfacht angenommen wird, dass die gleiche Menge Kohlenstoff bei der Verbrennung freigesetzt wird, die zuvor während des Wachstums in der Holzbiomasse gebunden wurde. Diese Betrachtung greift häufig aber zu kurz. Für eine vollständige Betrachtung müssen z. B. auch Emissionen berücksichtigt werden, die bei Holzernte, Transport und Herstellung der Holzbrennstoffe (z. B. Hackschnitzel oder Pellets) entstehen. Auch sollte bei der energetischen Nutzung von Frischholz der nicht mehr zur Verfügung stehende Kohlenstoffspeicher im Wald in die Betrachtung mit einbezogen werden."

Ähnliche Aussagen finden sich in Studien des Joint Research Center (JCR) und European Academies’ Science Advisory Council (EASAC), die im nächsten Kapitel detaillierter vorgestellt werden. Im Kapitel "Waldwirtschaft als Pfeiler einer integrierten nachhaltigen Biomassestrategie", wird vor wachsender Holznachfrage gewarnt: "Die von der Bundesregierung in verschiedenen Strategien und Aktionsplänen vorgegebenen Ziele zur steigenden stofflichen und der klimapolitisch bedingten verstärkten energetischen Nutzung von Holz (z. B. Waldstrategie 2020, Charta für Holz 2.0, Klimaschutzprogramm 2030) können dazu führen, dass die Nachfrage nach Holz in Deutschland weiter wächst und eventuell langfristig das Dargebot übersteigt." Es wird gefordert, "nachhaltige Waldwirtschaft im Sinne der Helsinki-Deklaration zu betreiben. Leider wird das Konzept Nachhaltigkeit jedoch teilweise noch immer auf die Produktionsfunktion des Waldes reduziert, indem schlicht nicht mehr Holz geschlagen werden soll, als nachwächst. Dieses eindimensionale Verständnis deckt jedoch nur einen Teilaspekt nachhaltiger Forstwirtschaft ab. Bereits innerhalb des Aspekts der Erntemengen muss die Nährstoffbilanz beachtet werden." Anders gesagt: Die Grenzen der Holzproduktion sind mit den Grenzen der für den Wald notwendigen Nährstoffnachlieferungen erreicht.

Die Charta für Holz der FNR führt das Logo des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. FNR, die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe, ist ein Projektträger des Ministeriums. Als Zielsetzungen dieser Plattform werden angegeben: "Den Klimaschutzbeitrag der Forst- und Holzwirtschaft durch nachhaltige Waldbewirtschaftung und Holzverwendung stärken. Die Wertschöpfung und Wettbewerbsfähigkeit des Clusters Forst & Holz erhalten und stärken. Durch nachhaltige und effiziente Nutzung von Wäldern und Holz endliche Ressourcen schonen." Zum Begriff  "Biomasse" wurde auf charta-fuer-holz.de "ein Ergebnis in zwei Millisekunden gefunden" zum Begriff "Pellets" kein einziges Ergebnis. Auch kein Ergebnis ist ein Ergebnis - vielleicht sogar eine präzisere Aussage als ein oberflächliches Bekenntnis zur nachhaltigen Biomassenutzung.

7,8 Millionen Euro Budget für Agora EnergiewendeGleich vier Ministerien finden sich unter den Financiers von Agora Energiewende: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (894.000 Euro), Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (921.000 Euro), Bundesministerium für Bildung und Forschung (48.000 Euro). Die größten Sponsoren sind jedoch die Stiftung Mercator mit 1,5 Millionen Euro. Die Stiftung wurde von der Familie Schmidt gegründet, die zu den Hauptanteilseignern der Schweizer Metro Group zählt. Und nicht zuletzt sind die European Climate Foundation (1,55 Millionen Euro) und das Aspen Global Change Institute (AGCI) mit 1,2 Millionen Euro dabei. Die Angaben betreffen das Jahr 2020, in dem die Organisation über ein Budget von insgesamt 7,8 Millionen Euro verfügen konnte.

Agora war der Fest- und Versammlungsplatz der Polis im antiken Griechenland, aber auch der Ort für Gerichtsversammlungen. Die Vertreter der Agora Energiewende haben nicht die geringste Absicht, Volksfeste für autofreie Sonntage und Dachgleichen von Passivhäusern zu organisieren oder Erntedankfeste zu feiern. Vielmehr gehen sie mit der Politik hart ins Gericht, das erfordert ihr selbst gestellter Anspruch: "Als Thinktank und Politiklabor teilen wir Wissen mit Akteurinnen und Akteuren aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft und streben gleichzeitig einen produktiven Austausch von Ideen an. Unsere wissenschaftlich fundierte Forschung zeigt praktische politische Lösungen auf und verzichtet dabei auf ideologische Festlegungen. Als gemeinnütziges Unternehmen, das sich durch Zuwendungen von Stiftungen und öffentlichen Einrichtungen finanziert, sind wir weder unternehmerischen noch politischen Interessen verpflichtet, sondern ausschließlich dem Klimaschutz."

ERGÄNZUNG 4. Mai 2023: + + + Epoch Times berichtet über das "internationale Geklüngel: US-Investor finanziert die Energiewende der Grünen". Demnach war der Staatssekretär des Grünen Wirtschaftsministers Robert Habeck zuvor bei AGORA tätig, die u.a. vom US-Klima-Lobbyisten Hal Harvey finanziert wird. Allein "2022 spendeten Harveys Organisationen, European Climate Foundation und Climate Imperative Foundation, Graichens ehemaligen Arbeitgeber Agora 7,5 Millionen Euro". Harveys Stiftungsmanager Bin Berlin hatte der "Zeit" die Striftungsstrategie erläutert: Studien zu erstellen, Politik machen und dann die Mitarbeiter "am besten im Ministerium platzieren". FDP-Vize Kubicki fordert Rücktritt von Patrick Graichen. + + +

Die Agora-Studie "Klimaneutrales Deutschland" wurde in diesem Kapitel bereits zitiert. Das Agora-Gutachten "Agenda Wärmewende 2021" wird in Bezug auf Biomasse etwas genauer: "Kern des Gutachtens ist die Ausarbeitung eines Bündels an politischen Instrumenten, das darauf abzielt, die Klimaschutzziele des Gebäudesektors zu erreichen. [...] Der Gebäudesektor trägt derzeit rund 16% der Treibhausgasemissionen Deutschlands bei. In den letzten Jahren gingen die Emissionen des Sektors nur leicht zurück. Gemäß Bundes-Klimaschutzgesetz müssen die Sektoremissionen von heute rund 120 Mio. t bis zum Jahr 2030 auf 70 Mio t. CO2-Äquivalente sinken."

Zur klimawirksamen Verwendung der Biomasse wird ein Instrumentenbündel gefordert, "das durch Neujustierung des Rechts- und Förderrahmens an verschiedenen Stellen für Biomasse quantitativ begrenzend und qualitativ die Nachhaltigkeit sichernd wirkt. Sie orientiert sich an folgenden Leitprinzipien:

• In dezentralen Gebäude-Heizungen soll Biomasse vor allem dort genutzt werden, wo andere erneuerbare Heiz-Optionen nicht zu verhältnismäßigen Kosten zur Verfügung stehen – insbesondere also ältere Gebäude im ländlichen Raum mit hohem Energiebedarf und hohen Sanierungskosten.

• Biomasse dient sowohl dezentral wie auch in der Fernwärme vor allem zur Abdeckung von Spitzenlasten, die nicht effizient durch Wärmepumpen und andere erneuerbare Wärmetechnologien abgedeckt werden können. Hieraus ergibt sich, dass Biomasse langfristig möglichst selten in monovalenten Systemen genutzt werden sollte."

Daraus folgt: "Der Absatz an Biomasseheizungen (v. a. Holzpellets, -hackschnitzel, Scheitholz) bleibt weitgehend konstant. Biomasse wird dabei gezielt in die Segmente gelenkt, in denen eine Sanierung nicht möglich ist (z. B. aufgrund baulicher Restriktionen oder aus Gründen des Denkmal-/Ensembleschutzes), die sich deswegen nicht für eine Wärmepumpe eignen und die über keine Anschlussmöglichkeit an ein Wärmenetz verfügen."

Schließlich argumentiert das Gutachten, dass Biomasse für Industrie, Stromerzeugung und im Verkehr wichtiger seien als für den Wärmesektor, der auch auf andere Mittel zurückgreifen könne. Dafür seien neue Förderrichtlinien erforderlich. Am Beispiel Dänemarks zeige sich, dass ohne Steuerungsinstrumente "Kohle-Heiz(kraft)werke auf Biomasse-Verbrennung umgerüstet und zusätzliche Biomasse-Heizwerke gebaut werden."

Ganz ähnlich argumentiert das Umweltbundesamt im Abschlussbericht über die "Systemische Herausforderung der Wärmewende" vom April 2021: "Das Potenzial heimischer Biomasse ist begrenzt. Werden die Effizienzbeiträge des Referenzzielpfades verfehlt, können diese anteilig durch den Mehreinsatz von Biomasse kompensiert werden. Der Einsatz von Biomasse im Gebäudesektor steht in Konkurrenz mit der Biomassenachfrage aus den anderen Sektoren, insbesondere dem Umwandlungssektor und der Industrie. Gleichzeitig besteht ein Wettbewerb mit der stofflichen Nutzung. Je mehr Biomasse in den Gebäudesektor geht (und dort zur Erzeugung von Niedertemperaturwärme verwendet wird), desto kleiner sind die Anteile, die den anderen Sektoren zur Verfügung stehen (und dort aufgrund des hohen Exergiepotenzials [sic!] wirksamer eingesetzt werden können). Ein Überschreiten des nationalen Potenzials holzartiger Biomassen würde zudem dazu führen, dass Holz importiert werden müsste, mit entsprechenden Folgen aus dem Transportaufwand sowie möglicherweise verbunden mit Nachhaltigkeitsrisiken, die sich im Ausland mit einem erhöhten Nachfragedruck aus Deutschland verbinden würden."